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Deutschlehrerin Magaly Adriana Acosta Pons

"Vor allem offen zu sein, offen und tolerant, wir sind in einem wunderschönes Land und wenn man offen ist bekommt man sehr viel." sagt Megaly- eine Deutschtrainerin aus Kuba..

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Privat

Wer bist du? 

Ich bin Magaly, komme aus Kuba und lebe schon seit zehn Jahren in Österreich. Ich habe zwei Kinder großgezogen, einen Sohn und eine Tochter. Ich spreche Spanisch, Englisch und  Deutsch. Französisch kann ich auch  ein bisschen, etwas Rumänisch mittlerweile und von meinen TeilnehmerInnen lerne ich einige Wörter in Arabisch. :) 

Warum bist du nach Österreich gekommen? Was hat dich hierher gebracht? 

Die Liebe hat mich hierher gebracht. Ich habe meinen früheren Ehemann in Kuba kennengelernt, er war dort auf Urlaub. Dann hatten wir einige Monate eine Fernbeziehung. Schließlich bin ich für vier Monate auf Besuch nach Österreich gekommen. Es hat mir sehr gefallen, ich konnte mir vorstellen, ein neues Leben hier aufzubauen und so bin ich im Juni 2007 in Wien gelandet. 

Hattest du keine Angst in einem fremden Land zu leben? 

Ja, natürlich! Und nicht nur Angst, wir haben uns damals viele Sorgen gemacht. Aber Mut hatte ich auch. Vor Neuem hat man immer ein bisschen Angst oder man ist skeptisch, macht sich Sorgen. Aber man braucht nur  Mut zu haben und den Schritt zu gehen. Solange man den Schritt nicht geht, weiß man nicht wie es wird, und es wäre schade. Es war damals eine gute Entscheidung, dass ich meinem Herz gefolgt bin. Es hat gut geklappt und ich bereue das überhaupt nicht. 

Welche Sprache sprichst du zu Hause? 

Mit meinem Ex habe ich nur Deutsch gesprochen! Er ist gebürtiger Rumäne, aber lebt hier seit mehr als zwanzig Jahren und spricht gut Deutsch, weil er die Sprache für die Nostrifizierung seines Diploms lernen musste. Mit meinen Kindern habe ich am Anfang Spanisch gesprochen, nach einigen Jahren fangen wir plötzlich an, Deutsch miteinander zu reden. Das kam spontan und jetzt haben wir unsere eigene Sprache, Alemañol, Deutsch und Spanisch gemischt!  

Welche Ausbildung  bringst du von deiner Heimat mit? 

Ich habe in Kuba Germanistik studiert das war zwischen 1982 und1986. Es gab damals die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und wir hatten in Kuba Lektoren aus der DDR und einen Austausch mit dem Goethe Institut. Es war nicht leicht, aber wir haben die deutsche Sprache gut und sehr strukturell gelernt, mit viel Grammatik. Daher können wir die Sprache sehr gut und haben eine fundierte Basis. Heute lernt man die Sprache eher kommunikativ.  

Wie und warum bist du Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache geworden?  

Das ist eine gute Frage! Ich war eigentlich keine  fleißige Schülerin, eher unruhig, wollte nur Spaß haben und im Unterricht habe ich nicht aufgepasst. Ich habe das Gymnasium mit schlechten Noten abgeschlossen und musste deswegen auswählen, was übrig geblieben ist. Und das war  Deutsch und ein paar Fächer, die mich einfach nicht interessiert haben. Ich habe mich für Deutsch entschieden, weil ich dann als Dolmetscherin arbeiten und in die damalige DDR reisen kann. Die Motivation war eigentlich die Neugierde, eine  fremde Kultur, ein fremdes Land, andere Leute kennenzulernen. Das war für mich immer interessant, aber komischerweise wollte ich nicht Lehrerin werden,  das ist in Kuba ein sehr schlecht bezahlter Beruf und sehr undankbar, dachte ich damals. Das Studium dauerte fünf Jahre und schon im zweiten Studienjahr  haben meine Kollegen  mich motiviert, Lehrerin zu werden. Sie sagten: "Du erklärst sehr gut, wir verstehen dich, wenn du etwas erzählst." Ich stand plötzlich vor einer Tafel und erklärte die Grammatik für die Gruppe. Und das passierte immer öfter. So bin ich Lehrerin geworden. 

Was gefällt dir am meisten an deinem Job?  

Mein Job bedeutet mir alles, die Lebensfreude, die ich in diesen Job bringen kann; die Kraft, die meine TeilnehmerInnen, meine Lernenden brauchen und ich gleichzeitig von ihnen zurückbekomme. Das ist ein ständiges Geben und Nehmen, ein endloser Austausch.  

Was sind die besten Tipps zum  Deutschlernen? 

Es ist sehr wichtig Deutsch zu lernen, wenn man in Österreich lebt und arbeiten will. Einfach viel fernsehen, Radio hören, Zeitungen lesen, viel Kontakt mit Deutschsprechenden und natürlich, immer wenn es möglich ist, Deutschkurse zu besuchen. Das ist sehr wichtig, denn im Deutschkurs lernt man die Grammatik, die Basis, die Struktur, wie die Sprache funktioniert. Aber Deutsch lernen, ist eine lebenslange Aufgabe.  

Ich habe das selber mit meinen Kindern erlebt. Als wir hier gekommen sind, konnten meine Kinder Deutsch nicht. Zuhause, in Kuba, sprachen wir nur Spanisch. Meine Kinder haben sich nie vorgestellt, dass sie einmal in Österreich leben könnten und Deutsch reden müssten. Und blitzartig veränderte sich unser Leben. Was meine Teilnehmer erleben, habe ich am Anfang mit meinen Kindern erlebt.  

Wie findest du österreichischen Dialekt? 

Ich liebe Dialekt, Dialekt gehört zur Kultur eines Landes, ist lebendige Sprache, die mündlich von Generation zu Generation übertragen wird. Das bekommt man nicht schriftlich und ich finde, dass man Dialekte pflegen sollte. Hochdeutsch sollte man zuerst lernen. Jeder kann danach entscheiden, ob er Dialekt  braucht  oder nicht.  

Was gefällt  dir besonders in Österreich? 

Besonders gefallen mir das Sozialsystem, die soziale Disziplin und der Winter (lacht). An Österreich gefällt mir auch besonders gut, dass man die vier Jahreszeiten sehr schön erleben kann. Und die Leute natürlich,  sie sind offen und hilfsbereit, und das finde ich wichtig. 

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Magaliy im Kurs Foto: Asya

Was empfiehlst du anderen MigrantInnen? 

Vor allem offen zu sein, offen und tolerant. Wir sind in einem wunderschönen Land und wer offen für Neues ist, der bekommt viel. Als MigrantInnen haben wir das Glück, in einem Land wie Österreich zu sein. Aber dieses Glück ist nichts, wenn man nicht offen ist und Chancen nicht zu schätzen weiß.  

Was bedeutet für dich Integration? 

Integration bedeutet für mich mitmachen, miteinander leben und miterleben. Integration heißt auf keinen Fall, das, was ich mitgebracht habe, in eine Tasche zu stecken und zu vergessen. Nein, Integration ist die Bereicherung, die Ergänzung von dem, was ich mitgebracht habe, mit dem, was ich hier lerne und mitbekomme. Das macht aus mir einen besseren und reicheren Menschen. Ich bleibe selbst, aber entwickele mich weiter und bin bereit für das Neue, das ich bekomme. 

Interview: Asya Khalef