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Re:Fiction Radio

Sprachrohr für internationale Geschichten

Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt zwei Frauen bei einem Interview.
Foto: Walther Moser

15 freie Radios gibt es in Österreich. Diese nicht profitorientierten Sender sind eine wichtige Ergänzung zu großen Medienhäusern, weil sie ihre Communitys lokal und regional informieren und auch Themen ansprechen, die sonst wenig Beachtung finden. Eines dieser freien Radios ist Radio Helsinki in Graz, das in den letzten Jahren durch ein besonderes Programm hervorgestochen ist: Radio Re:volt. Die Gruppe gibt es als „Snapshots from the Borders” schon seit 2019 – im Mai 2022 reiste sie nach Lesbos in Griechenland, um nicht länger nur über das Geschehen an den Grenzen zu berichten, sondern direkt an diesen ein Radio aufzubauen: Das Projekt Re:fiction Radio war geboren. Kontakte wurden geknüpft und ein Team gefunden, das mittlerweile ein eigenes Studio betreibt und vor Ort berichtet – das Radio VC Mytilene („Voices of Mytilene“).

Vier Personen sind im Bild: links vorne zwei junge Buben, sie tragen beide Kopfhörer und unterhalten sich, wobei der kleinere der beiden in ein Mikrophon spricht. In etwas Abstand zwei Frauen, die lächelnd zuhören und beobachten. Dahinter ein Transparent
Foto: Christine Fischer

Re:fiction Radio ist damit mehr als ein Medienprojekt: Es ist eine Bewegung für soziale Nachhaltigkeit und kulturelle Vielfalt. Es stärkt die Stimmen derjenigen, die ungehört bleiben: sowohl die Redaktionen von Radio Re:volt als auch von Radio VC Mytilene bestehen aus Menschen mit internationaler Geschichte – denn zu oft sind sie Objekte der Berichterstattung, kommen aber nicht selbst zu Wort. Ebenso bot Re:fiction Radio Menschen verschiedener Altersgruppen, sozialer Schichten, von Rassismus betroffener Gruppen, sexueller Orientierungen, Körperlichkeiten, Geschlechtern und politischer Überzeugungen Raum. Sie nutzen das Radio, um gegen Marginalisierung und Diskriminierung anzukämpfen, weil dieses eine unmittelbare und niederschwellige Möglichkeit bietet, gehört zu werden und Perspektiven in die öffentliche Diskussion einzubringen, die dort sonst fehlen. Gleichzeitig erlaubt das Medium aber auch, anonym zu bleiben und so ohne Angst offen über sensible Themen zu sprechen. Indem sie ihre eigenen Geschichten teilen und Teil des journalistischen und kulturellen Geschehens werden, erweitern ihre Stimmen den Horizont für alle Zuhörenden, bieten eine Plattform für kritische Diskussionen und fördern eine gerechtere, inklusive Gesellschaft.

Das Programm

Bild in Schwarz-Weiß: Ein Radio-Journalist bei einem Interview. Er hält seiner Gesprächspartnerin lächelnd ein Mikrofon hin und trägt Kopfhörer.
Foto: Walther Moser
So erzählen beispielsweise im Radio Re:volt Künstler*innen mit Migrationshintergrund über ihre Werke oder junge Aktivist*innen von ihren Perspektiven bei der Jugendklimakonferenz. Diskussionen thematisieren die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, die Würde verstorbener Frauen, die Rolle der Hautfarbe im modernen Rassismus und Initiativen wie „Telefon gegen Gewalt” ebenso wie die Verbindung von bewaffneten Konflikten und Umweltveränderungen. Internationale Perspektiven boten zum Beispiel Einblicke in die Situation in Palästina, die Auswirkungen der Wahlen in Griechenland auf die Flüchtlingskrise, die geopolitischen Herausforderungen im Iran sowie die Folgen des Taliban-Regimes in Afghanistan. Auch über geschichtliche Erinnerung und gesellschaftliche Werte wie das Gedenken an das Massaker von Srebrenica und die Feier des Tags der Befreiung gab es Sendungen.

Bild in Schwarz-Weiß: Eine Radiojournalistin bei einem Interview, an ihrem Gesichtsausdruck kann man das aufmerksame Zuhören ablesen.
Foto: Crossroads Festival, Walther Moser

Im VC Mytilene wurden inzwischen zum Beispiel die Verantwortlichkeiten beim Pylos-Schiffsunglück und die fortschreitende Erosion der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei diskutiert. Der Moria-35-Prozess wird auf seine Beweismängel und die rechtlichen Herausforderungen hin analysiert, während das Welcome Office auf Lesbos und dessen Unterstützung für Migranten in den Fokus rückte. Das Team reflektierte die Auswirkungen der griechischen Wahlen auf die Flüchtlingskrise, beleuchtete die willkürliche Kriminalisierung von Migrant*innen, die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und den Genozid an der Hazara-Minderheit.

Diese Geschichten, diese Diskussionen und dieser Raum ermöglichten, Menschen mit und ohne internationale Geschichte zu verbinden und ein Bewusstsein für Privilegien sowie Machtstrukturen zu schaffen – sowohl in den Teams als auch in der Gesellschaft.

Gea Gračner, Rosa Gierometta

RADIO RE:VOLT

Logo des Radio Re:volt: Ein Kreis, in der Mitte eine Hand, die ein Mikrofon hält, runderhum steht
Design: Tolga Balci
Für uns steht im Zentrum immer der Status ‚Mensch‘. Uns ist es egal, welchen Asylstatus oder welchen rechtlichen Status eine Person hat.“
CLAUDIO NIGGENKEMPER, „ARBEITEN MÜSSEN, ABER NICHT DÜRFEN.“

“We have the opportunity to fight where others can’t – even if it makes us uncomfortable.”
LILLI FREI, “7 WINTERS IN TEHERAN”

“There will always be very powerful narratives like this one and there will always be people in power, powerful enough to ignore these narratives. But at the same time, there will always be people like us across the globe, who will come forward in their own way to support these narratives.”
SUSMITA PAUL, “7 WINTERS IN TEHERAN”

Bild in Schwarz-Weiß: Zwei Männer sitzen konzentriert nebeneinander an einem Tisch vor Laptops, einer trägt Kopfhörer. Vor ihm liegen Notizblock und Stift.
Foto: Walther Moser
“I was shocked and uncomfortable, because it made me see how privileged I am. I am also a woman, but I happen to live in a different country where I do not face such a law system. Seeing that other women do not have those rights is very uncomfortable.”
LILLI FREI, "7 WINTERS IN TEHERAN"

RADIO VC MYTELENE

“Many people describe me and my colleagues as activist lawyers, but I think the others should rather call themselves commercial lawyers!”
CEREN UYSHAL, “WE DON`T NEED WALLS, WE DON`T NEED DOORS. A LOOK AT THE DECAYING RULE OF LAW IN TURKEY.”

„All the chaos, all the drama, is always a benefit to leadership.“
DILEN, “TURKEY, A SAFE COUNTRY?”

ÜBER DAS PROJEKT

Das siebenköpfige Team von Re:Fiction Radio lächelt gemeinsam in die Kamera. Fünf Männer und zwei Frauen.
Foto: Walther Moser
Re:fiction Radio ist ein Community-Radio, das Menschen mit und ohne internationale Geschichte und unterschiedlichen Lebenserfahrungen verbindet. Zwei Teams – Radio Re:volt in Graz und Radio VC Mitilene auf Lesbos – erzählen Geschichten, die man sonst nicht hört. Die Community-Radio-Infrastruktur, die in Mytilini geschaffen wurde, hat sich vor Ort in das kulturelle Leben integriert. Das Radio Re:volt arbeitet eng mit anderen Organisationen und ermöglicht, in interaktiven Workshops journalistische Arbeit auszuprobieren und hautnah zu erleben. 

NEUGIERIG AUF MEHR?

Radio-Equipment auf einem Tisch: Laptops, Mikrofone, Bluetoothlautsprecher, Kopfhörer, Aufnahmegerät, Kabeln, Notizzettel und Kuli, Wasserflasche.
Foto: Walther Moser

Die produzierten Sendungen sind im Cultural Broadcasting Archive (CBA.media) im Internet frei verfügbar:

Radio Re:volt: cba.media/podcast/radio-revolt
Radio VC Mytilene: cba.media/podcast/vc-mytilini

Radio Re:volt auf Radio Helsinki:
helsinki.at/program/shows/radio-revolt

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