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Christmas Cooking – mit dem Gaumen um die Welt reisen

Zu Hause bleiben und kulinarisch zu Weihnachten einmal rund um die Welt reisen: Zu den Feiertagen lässt sich das Fernweh am besten mit dem Kochlöffel in der Hand stillen. Festliche Ideen mit Traditionen und Bräuchen aus anderen Ländern.

Eine bemehlte Arbeitsfläche mit ausgerolltem Teig. Aus dem Teig ist eine Weltkarte ausgestochen. Rundum liegen Keksausteicher, Tannenzapfen, Sternanis, Zimtstangen.
Foto: Eyegelb, iStock

Karpfen, Selchwürstel, Gans? Nicht schon wieder! Dann doch Raclette oder Fondue? Die Begeisterung hält sich noch immer in Grenzen. Eigene (Ess-)Traditionen sind schön und gut. Aber manchmal braucht es zu den Festtagen ein bisschen frischen Geschmack in der Küche und einen Hauch Exotik am Teller. Außerdem ist heuer sowieso vieles anders. Also warum nicht auch das Weihnachtsmenü? Inspirationen dafür lassen sich in der ganzen Welt finden – ohne einen Fuß vor die Haustür zu setzen.

Ungarische Salonzuckerln für den Baum

Traditionell wurde der Weihnachtsbaum in Ungarn im Salon aufgestellt und mit Szaloncukor, das sind Pralinen und Konfekt eingepackt in Stanniol- oder Seidenpapier, geschmückt. Diese Salonzuckerln gibt es mit unterschiedlichsten Füllungen – von Fruchtgelee über Cognaccreme bis hin zu Marzipan. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts hatte jede Familie ihre eigenen Rezepte. Besonders gut schmecken selbst gemachte Szaloncukor, zum Beispiel in Form von Erdnuss-Zimt-Fudge. Wer keinen Baum hat, serviert die Bonbons in einer dekorativen Schale auf dem Tisch. Direkt an den Feiertagen wird zusätzlich noch Bejgli serviert. Das ist eine Nuss- oder Mohnrolle. Ein anderer, wenn auch selten gewordener Brauch ist die Herstellung eines Lucastuhls. Beginnend mit dem Luciafest am 13. Dezember wird jeden Tag ein Teil des Stuhls gebaut. Am 24. Dezember wird der fertige Stuhl zur Christmette mitgenommen. Wer auf dem Stuhl steht, kann angeblich Hexen erkennen. Zurück zu Hause wird der Stuhl verbrannt, um sich auch das restliche Jahr vor diesen zu schützen.

Bethlehem feiert üppig

Weihnachten ist in Palästina ein großes Fest, das nicht nur einmal gefeiert wird. Verschiedene Kirchen pflegen an verschiedenen Tagen ihre Traditionen. So zieht zum Beispiel eine Prozession aus Jerusalem kommend begleitet mit Trommelmusik durch die Straßen. Danach treffen sich die Familien zum Festessen – von allem wird viel aufgetischt: Lamm, Schwein, Würste, aber auch Schälchen mit Hummus, Baba Ghanoush oder Taboulé. Letzteres ist ein Bulgursalat mit Petersilie. Gerade diese kleinen Vorspeisen lassen sich wunderbar mit österreichischen Menüs kombinieren und sorgen für Abwechslung. Typisch palästinensisch ist Burbara. Das Gericht mit gekochtem Getreide, Fenchel, Anis, Honig und Zucker ist nach der Heiligen Barbara benannt. Verfeinert wird es mit Nüssen, Pistazien, Rosenwasser oder Granatäpfel. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Als Nachspeise wird die Burbara den ganzen Dezember über gereicht.

Die Seite zeigt das Rezept und Bilder für Baba Ghanoush und Erdnuss-Zimt-Fudge.

Köstliches aus Portugal und Katalonien

In Portugal dreht sich zu den Weihnachtsfeiertagen alles rund um Krippen und den Königskuchen, der Bolo Rei genannt wird. Nach alter Tradition werden im Bolo Rei eine Metallfigur und eine Bohne versteckt. Wer in seinem Kuchenstück die Metallfigur findet, hat im nächsten Jahr Glück. Wer die Bohne ausfasst, muss tief in die Tasche greifen und im nächsten Jahr den Kuchen bezahlen. An der Costa Brava hingegen schlagen die Kinder mit langen dünnen Stäben auf ein großes Stück Holz ein, welches mit einer grauen Decken bedeckt am Boden liegt, und singen „Tió, Tió … Caga Turró … D’avetllana i de pinyo … Si no et donarem un cop de bastó“, was übersetzt etwa heißt, dass der „Onkel“ Baumstamm den Kindern Nougat aus Haselnuss und Pinienkernen bringen möge, da er sonst mit dem Stock geschlagen würde – denn es ist dieser Baumstamm, der den Kindern die Geschenke bringt. Die Bräuche mögen zwar unterschiedlich sein, doch festlich genossen wird im Süden überall. In Katalonien werden Salate mit Xató verfeinert. Das ist eine Salatsoße aus geriebenen Mandeln, Paprikaessenz, Olivenöl, Brot in Rotweinessig und geröstetem Knoblauch. Dieses Dressing wird zusammen mit Salat, grünen wie schwarzen Oliven, Thunfisch, Kabeljau und Anchovis verspeist. Naschkatzen greifen danach zu den Bunyols de l’Empordà, Krapfen aus Kartoffeln, bestäubt mit Zucker.

Die Seite zeigt Rezepte und Bilder für Bunyols und Kutja.

Schlemmereien aus Ägypten

Nach einer 43-tägigen Fastenzeit mit Verzicht auf tierische Speisen wird zu Weihnachten in Ägypten bei den koptischen Christen wieder Delikates aufgekocht. Ein Klassiker ist dabei Bouri, eine Meeräsche, die meist gebraten wird. Als Dessert werden Zalabya gereicht. Das sind süße Bällchen aus Germteig, die in Öl goldbraun gebacken werden. Kinder freuen sich auf kleine Geldgeschenke, um Süßigkeiten zu kaufen. Allerdings ist das Weihnachtsfest bei den koptischen Christen nicht am 24. Dezember, sondern erst am 7. Jänner. Das hat damit zu tun, dass die Kopten Weihnachten traditionell am 29. Tag des koptischen Monats Khiakh feiern und dieser Tag in den Jänner fällt. Eine Art Weihnachtsbaum verwendeten die Ägypter bereits sehr früh. Allerdings war das eine Palme mit zwölf Palmwedeln, jedes Palmblatt stand für einen Monat im vergangenen Jahr.

Bunt und fröhlich: Weihnachten in Mexiko

Farbenfroh und laut: Zwei durchaus typische Eigenschaften in Mexiko, welche sich auch in der Weihnachtstradition widerspiegeln. Am Heiligen Abend gibt es ein großes Feuerwerk mit Glocken- und Pfeifenklängen. Kinder zerschlagen die Piñata, eine Figur aus Pappmaschee, die mit Süßigkeiten, Früchten oder kleinen Geschenken gefüllt ist. Zuvor wird gemeinsam der Weihnachtstruthahn verspeist. Manche servieren auch eine in Bananenblättern gekochte Maispaste mit verschiedenen Füllungen, Tamalas genannt. Der Legende nach sollen bereits die Maya diese Speisen gekocht haben. Der 23. Dezember steht ganz im Zeichen der Radieschen. Aufgrund des Klimas ist dieses Gemüse in Mexiko viel größer. Deshalb werden aus den Radieschen Krippenfiguren geschnitzt, die dann von einer Jury bewertet werden. Das spornt zu detailgetreuen und durchaus geschmackvollen Kunstwerken an.

Treffpunkt Strand: Australien und Neuseeland

Picknick, Grillerei, BBQ – zum Festtagsessen geht’s „Down Under“ hinaus ins Freie in den Garten oder an den Strand. Dort wird Truthahn verkostet und Christmas Pudding, auch Plumpudding genannt, gelöffelt. Am Morgen des 25. Dezembers wird in manchen Familien ausgiebig gefrühstückt, zum Beispiel mit Eggs Benedict und Strawberry Pancakes. Davor gibt es die Bescherung für die Kinder. In Melbourne wird bei Kerzenschein gemeinsam gesungen – „Carols by Candlelight“ –, in Sydney ziehen Paraden durch die Städte und in Neuseeland werden als Dekoration Zweige des Pohutukawa ins Haus geholt, das ist ein Baum, der zu Weihnachten leuchtend rote Blüten trägt, ähnlich wie der Weihnachtsstern.

Weitere Informationen

Das kulinarische Online-Magazin „cookingCatrin“ mit Sitz im sonnigen Süden Österreichs inspiriert nicht nur online mit Rezepten, Genuss, Deko- und DIY-Ideen, halbjährlich erscheint auch das dazugehörige Printmagazin „Köstlich“. Österreichweit im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Der Umschlag der Oktoberausgabe 2020 des Magazins

„Creativelena“ veröffentlicht #Genussreisetipps aus aller Welt und schreibt über Kreativ Reisen und Familienreisen mit ihrem Sohn Liam. Drei Reisebücher sind ebenfalls von ihr erhältlich.

Der Food- & Leisure-Blog „Madame Cuisine“ aus München inspiriert uns durch seine nachhaltige Philosophie und große Leidenschaft für die Zubereitung von Essen.

„Inspiration for all“ birgt vegetarische und vegane Schätze aus der internationalen und besonders der russischen Küche. Der Blog informiert auch zu Reisen und Gesundheit.

Russisches Abendmahl mit zwölf Gerichten

Orthodoxe Christen in Russland feiern Weihnachten erst am 7. Jänner. Als erste Speise nach der Fastenzeit kommt in vielen Familien Kutja auf den Tisch. Alle Zutaten der süßen Speise haben eine symbolische Bedeutung: Getreide steht für Wiedergeburt und ewiges Leben, Honig für Gesundheit und Glück, Rosinen für Fruchtbarkeit und Reichtum. Das große Festessen gibt es aber erst nach dem Gottesdienst und der Lichterprozession. Manche Russen halten sich noch an die alte Tradition und servieren zum Festmahl zwölf verschiedene Gerichte. Diese symbolisieren die zwölf Apostel. Kinder lieben diese Zeit. Sie dürfen sich als Schneeflocke oder Schneemann verkleiden und gemeinsam nach Väterchen Frost rufen. Dieser kommt mit seinen Schneemädchen zu Besuch, klopft dreimal mit seinen langen Eiszapfen auf den Boden, erzählt eine Geschichte oder ein Gedicht und verteilt Geschenke.

Jüdisches Lichterfest in Israel

Fünfmal in hundert Jahren fällt das jüdische Lichterfest Chanukka mit Weihnachten zusammen, denn es richtet sich nach dem jüdischen Mondkalender und dieser ist anders als der Sonnenkalender. Gefeiert wird immer acht Tage lang. Jeden Tag wird eine weitere Kerze am Leuchter mit acht Armen entzündet. Allerdings ist Chanukka nicht die jüdische Variante des Weihnachtsfestes, sondern viel mehr ein eigenständiges Winterfest, bei dem die Familie zusammenkommt und feiert. Kinder vertreiben sich die Zeit mit dem Dreidel-Spiel, einem Holzkreisel mit vier Seiten, während es in der Küche heiß hergeht. Traditionell werden die meisten Speisen mit Öl zubereitet, als Erinnerung an das Ölwunder im Tempel – dazu gehören zum Beispiel die Latkes, eine Form von Kartoffelpuffer. Auch Apfelringe und Sufganiot, krapfenähnliche Bällchen, werden frittiert – für eine schöne gemeinsame Zeit im Kerzenlicht.

Anita Arneitz

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