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Bewegungslos?

Kinder lieben Bewegung. Doch durch Fernseher und Computer verbringen sie immer mehr Zeit sitzend. Warum sportliche Kinder besser lernen und wie Sie Ihren Nachwuchs fördern können.

Kinder spielen im Park
Foto: cocoparisienne-pixabay

Wussten Sie, dass Bewegung bei der Entwicklung von Übergewicht bei Kindern eine wesentlich größere Rolle als die Ernährung spielt? Während die Energieaufnahme der Kinder in den letzten Jahren nahezu gleich geblieben ist, hat sich das Bewegungsverhalten durch Playstation, Computer und Fernseher drastisch verändert. Mangelnde Bewegung und Übergewicht gehen Hand in Hand, jedes fünfte Kind in Österreich ist zu dick, vier bis fünf Prozent der Volksschüler sind fettleibig.

Doch regelmäßiger Sport kann mehr als nur Übergewicht verhindern. Ausreichende Bewegung ist unerlässlich für gesunde Knochen, Muskeln und Gelenke der Kinder. Regelmäßige Bewegung ist für die Entwicklung von gesunden Knochen, Muskeln, Gelenken und einer effizienten Herz-Lungen-Funktion der Kinder wichtig, betont auch DI Dr. Hans-Peter Hutter von den ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt: „Dass Bewegung gegen Übergewicht hilft, ist klar. Wenige wissen allerdings, dass sie auch hilft, Gefühle wie Angst oder Depressionen zu vermeiden und dass sportliche Jugendliche weniger Tabak und Alkohol konsumieren. Sie sind geistig leistungsfähiger und besser in der Schule. Teamsportarten helfen bei der Entwicklung von Sozialkompetenz. Und nicht zu vergessen: Bewegung trägt entscheidend zur Entwicklung von motorischen Fähigkeiten bei.“

Andererseits werden bereits in dieser Zeit die Weichen für ernsthafte Erkrankungen später gestellt. Durch mangelnde Bewegung - meist kombiniert mit falscher Ernährung - werden Krankheiten im Erwachsenenalter quasi schon vorprogrammiert.

Was tun mit Couch-Potatoes?

Kinder, die sich gerne bewegen, werden sich auch als Erwachsene mit großer Wahrscheinlichkeit viel bewegen. Doch was kann man tun bei Kindern, die keine Lust dazu haben, weil sie lieber vor dem Fernseher sitzen? Wichtig ist die Vorbildfunktion der Eltern. „Wenn sie sich selbst zu Hause wie Couch-Potatoes verhalten, werden sich die Kinder das Verhalten abschauen. Auch sie müssen etwas tun und mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärt Hutter.

„Man muss dahinter kommen, warum ihnen Bewegung keinen Spaß mehr macht. Wurden sie zum Beispiel irgendwann einmal frustriert, haben sie schlechte Erfahrungen gemacht? Wichtig ist, etwas zu finden, was ihnen Freude bereitet. In Anbetracht der großen Palette an Möglichkeiten, ist es kaum vorstellbar, dass nichts dabei sein wird, für das sie sich interessieren oder begeistern lassen“, so Hutter.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Wenn Eltern den Bewegungsdrang ihrer Kinder stets durch Angst vor Verletzungen einschränken, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie „patschert“ werden, meint Hutter, da sie ihre motorischen Fähigkeiten nicht so gut entwickeln können: „Wenn sie dann von Gleichaltrigen verspottet werden, weil sie motorisch ungeschickt sind, bewegen sie sich noch weniger und werden noch ungeschickter. Ein Teufelskreis, der sich auch im Erwachsenenalter fortsetzt.“ Denn: „Wer schon als Kind fast nur herumsitzt, wird sich später im Erwachsenenalter viel schwerer tun eine neue Sportart zu erlernen. Das führt dazu, dass man als Erwachsener auch schneller frustriert ist – ‚das schaff‘ ich eh nie’, - rasch aufgibt und inaktiv bleibt.“

Leichter lernen durch Bewegung

Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass bewegte Kinder auch besser lernen. Bewegung fördert die Konzentration und Aufmerksamkeit, durch das Mehrangebot an Sauerstoff steigt die kognitive Leistung an. Dies beweist auch das Feedback der niederösterreichischen Nachmittagsbetreuer: „Die Kinder arbeiten nach der Bewegungseinheit viel ruhiger und konzentrierter und sind mit den Aufgaben schneller fertig.“

Kinder zu Sport motivieren

Seien Sie ein Bewegungsvorbild, auch im Alltag. Hutter: „Man sollte die vielen Gelegenheiten für Bewegung auch im Alltag stärker nützen: Mehr zu Fuß gehen, Rad fahren, Treppen statt Aufzüge und Rolltreppen verwenden. Kontraproduktiv ist auch das ‚Elterntaxi’, also dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen, damit die Kinder sicherer zur Schule kommen. Dabei verunfallen mehr Kinder tödlich als Mitfahrer im Auto als zu Fuß am Schulweg.“

Kinder haben noch einen stärkeren Bewegungsdrang als Erwachsene. Deshalb ist es wichtig, Kinder nicht in ihrem Bewegungsdrang zu bremsen. Hutter: „Sie sollten sich soviel bewegen dürfen, wie sie wollen, mindestens jedoch eine Stunde inkl. Alltagsbewegungen. Wenn sie müde sind, wollen sie ohnehin nicht mehr weiter toben. Wenn sich Eltern ständig ängstigen, dass sich ihre Kinder schmutzig machen oder verletzen und sie immer gleich an die Hand nehmen, so hat das etliche negative Konsequenzen: Sie werden sich zu „patscherten“ Kindern entwickeln.“

  • Spaß sollte das Auswahlkriterium für die Bewegung sein.
  • Loben Sie die Leistungen Ihrer Kinder, statt zu betonen, was andere Kinder besser können.
  • Bremsen Sie den Bewegungsdrang der Kinder nicht.
  • Aufwärmen: Kinder sollten früh lernen, dass Aufwärmen dazu gehört: zehn bis 15 Minuten lang Armkreisen, leichtes Laufen etc., danach leichtes Stretching, ruckartige Bewegungen vermeiden. Nach dem Sport: Abwärmen.
  • Essen und Trinken: Unmittelbar vor dem Sport ist leichte Kost angesagt (etwa eine Banane), danach sollte kohlenhydratreich gegessen werden (Reis, Nudeln etc.). Als Getränk zum Beispiel ein Apfelsaft gespritzt. Interessant ist, dass wir durch Bewegung auf die „richtigen“ Lebensmittel Appetit bekommen.

Quelle: Ärzte für eine gesunde Umwelt

Autorin: Sonja Tautermann