40 Jahre BIO AUSTRIA Tirol
Der Verband der Tiroler Biobäuerinnen und Biobauern, BIO AUSTRIA Tirol, feiert heuer sein 40 Jahr-Jubiläum. Das LEBENSART- und BUSINESSART-Team gratuliert herzlich!
Begonnen hat der erfolgreiche Zusammenschluss weniger Bio-BäuerInnen in Tirol im Jahr 1980. Unter dem Namen „Tiroler Landesverband organisch-biologisch-wirtschaftende Bauern“ gründeten die heimischen Bio-Pioniere einen Verein zum Austausch und Förderung der biologischen Landwirtschaft. Schon wenige Jahre später wurde er in „Ernte das Leben“ umbenannt und war weitum bekannt als „Ernte-Verband“. 2005 integrierte sich die Organisation in den bundesweit tätigen Verein BIO AUSTRIA. Seit 40 Jahren setzen sich die Funktionäre und mittlerweile fünf MitarbeiterInnen für beste Rahmenbedingungen der Tiroler Bio-Landwirtschaft ein. Im Fokus ihrer Arbeit steht die Beratung und Weiterbildung der Mitglieder sowie die Stärkung des Stellenwertes von Tirols Bio-BäuerInnen in der Öffentlichkeit.
Erfolgreiche Leistungsbilanz
Obfrau Ing. Christina Ritter und Geschäftsführerin DI Regula Imhof blicken auf 40 erfolgreiche Jahre zurück. Einige wichtige Leuchtturmprojekte wie zum Beispiel die Gründungen der „Bio-Hotels“ und Bioalpin, die Biobauernläden sowie zahlreicher Erzeugergemeinschaften konnten umgesetzt werden. Zudem wurde unter starker Mitwirkung von BIO AUSTRIA Tirol ein transparentes Kontrollsystem zur Auslobung von Tiroler Bioprodukten für die Sicherheit der Kundinnen und Kunden aufgebaut. Mindestens einmal im Jahr werden alle Biobäuerinnen und Biobauern von unabhängigen Kontrollstellen auf die Bestimmungen der Bioverordnung und die strengeren BIO AUSTRIA-Richtlinien geprüft.
Gemeinsam mit dem Tiroler Label BIO vom BERG organisiert BIO AUTRIA Tirol seit 18 Jahren das beliebte Bio-Bergbauernfest in Hall in Tirol. In vier BIO AUSTRIA-Läden in Natters, Innsbruck, Jenbach und Ebbs können zudem ernährungsbewusste KonsumentInnen mehr als 400 verschiedene Tiroler BIO-Produkte erwerben und sich zeitgleich über die nachhaltige Bewirtschaftung der Mitgliedsbetriebe informieren. „Der direkte Austausch mit den KundInnen ist enorm wichtig für uns. So können wir bio-affine Menschen unter anderem über unsere besonderen Richtlinien informieren. Gerade jetzt in Krisenzeiten ist das Wissen nach der Herkunft und vor allem des 100-prozentigen biologischen Anbaus stark nachgefragt“, informiert Obfrau Ing. Christina Ritter.
Strenge Richtlinien sichern Qualität
Um die BIO AUSTRIA-Qualität zu sichern, gilt es nämlich einige Auflagen einzuhalten. So muss etwa der gesamte Betrieb biologisch bewirtschaftet sein, bei der Tierhaltung gelten höhere Anforderungen als vom Tierschutzgesetz und der Europäischen Bioverordnung vorgeschrieben. Milchkühe haben ein Drittel mehr Auslauf als die EU Bio-Verordnung vorschreibt und sie kommen verpflichtend für mindestens 180 Tage im Jahr ins Freie. Sie müssen bei ausreichender Weidefläche, wenn es Witterung und Boden erlauben, geweidet werden. Das Verfüttern von mehr als 15 Prozent Kraftfutter bei Rindern ist verboten. Ebenso nicht erlaubt ist der Kuhtrainer in der Kombinationstierhaltung. Zur Förderung der Artenvielfalt ist die ganzjährige Begrünung bei Obst- und Weingärten vorgeschrieben. Zudem bekennen sich Mitgliedsbetriebe zur Beachtung sozialer Gerechtigkeit gegenüber allen Mitarbeitern.
Faire Preise gefordert
Die beiden Tiroler Bio-Bauern Gottfried Hallbrucker und sein Sohn Bastian sehen einige Herausforderungen auf sie zukommen: „Die Abhängigkeit vom Klima und die damit verbundenen Veränderungen sind extrem risikoreich für uns Bauern. Hier braucht es solide Rahmenbedingungen, um nicht laufend Betriebe in den Konkurs zu steuern. Derzeit beträgt der Stundenlohn bei vielen Betrieben zwei Euro. Spielraum gibt es so keinen. Gleichzeitig nehmen Stress und Druck ständig zu.“ So fordern die beiden vor allem eine faire Bezahlung aller Leistungen der Biolandwirtschaft. „Unser Einsatz für sauberes Wasser, einen gesunden Boden und die Artenvielfalt muss finanziell abgegolten werden. Wir streben nach fairen ProduzentInnen-Preisen für Bio-Produkte. Dies beginnt mit dem Milchpreis bei den Molkereien und hört auf in der Direktvermarktung“, erklären Vater und Sohn Hallbrucker.
Landwirtschaftliche Fläche wird knapp
Eine weitere Problematik ist die flächenbezogene Tierhaltung. „Die Zahl der gehaltenen Tiere auf einem BIO AUSTRIA-Betrieb ist auf die bestehende landwirtschaftliche Nutzfläche abgestimmt und somit begrenzt. Es gibt allerdings einen immer drastischeren Kampf um die landwirtschaftlichen Flächen in Gunstlagen. Übrig bleiben Hangflächen und Steilhänge für die Landwirte“, betont Obfrau Ritter. Hier wären die Landesregierung und die Gemeinden gefordert, im Sinne einer krisensicheren Versorgung der Tiroler Bevölkerung mit Lebensmitteln, Konzepte zu entwerfen und auch konsequent umzusetzen.
Kennzeichnungspflicht positiv
Positiv bewerten Ing. Christina Ritter und DI Regula Imhof die aktuelle Diskussion über eine Kennzeichnungspflicht nach Herkunft und Qualität: „Konsumenten möchten sicher sein, woher ihr Produkt stammt. Ein Vergleich ist nur möglich, wenn alle Produkte entsprechend gekennzeichnet und auch kontrolliert sind. Bei Bioprodukten ist mit dem EU-Bio-Logo die Auslobung der Herkunft verbunden. Durch die jährliche Kontrolle wird dies auch sichergestellt.“