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Zukunft und Gesundheit aller Kinder gefährdet

Angesichts der zunehmenden klima­tischen und kommerziellen Bedrohun­gen fordert die WHO-UNICEF-Lancet-Kommission ein radikales Umdenken in Bezug auf Kindergesundheit

co2-geralt-pixabay
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Kein einziges Land schützt die Gesundheit von Kindern, ihre Umwelt und ihre Zukunft angemessen, so der Bericht, der heute von einer Kommission aus über 40 ExpertInnenen für Kinder- und Jugendgesundheit aus der ganzen Welt veröffentlicht wurde. Die Kommission wurde von der WHO, UNICEF und The Lancet zusammengestellt.

Der Bericht „A Future for the World’s Children?” stellt fest, dass die Gesundheit und die Zukunft jedes Kindes und Jugendlichen weltweit unmittelbar bedroht sind. Ökologische Zerstörung, der Klimawandel und ausbeuterische Marketingpraktiken, die Kindern stark verarbeitetes Fastfood, zuckerhaltige Getränke, Alkohol und Tabak aufdrängen, stellen Gefahren dar.

„Trotz der Verbesserungen bei der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den letzten 20 Jahren sind die Fortschritte ins Stocken geraten und werden sich wieder rückläufig entwickeln", sagt die ehemalige neuseeländische Premierministerin und Ko-Vorsitzende der Kommission, Helen Clark. „Es wird geschätzt, dass etwa 250 Millionen Kinder unter fünf Jahren in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gefährdet sind, ihr Entwicklungspotenzial nicht zu erreichen – so Messungen von Unterentwicklung und Armut. Noch besorgniserregender ist jedoch, dass jedes Kind weltweit durch den Klimawandel und den kommerziellen Druck existentiell bedroht ist.“

Die Verschärfung des Klimawandels bedroht die Zukunft jedes Kindes

Der Bericht enthält einen neuen globalen Index über 180 Länder, in dem die Leistungen für die Entwicklung von Kindern verglichen werden, einschließlich Messungen der Überlebensrate und des Wohlbefindens von Kindern. Dazu zählen Faktoren wie Gesundheit, Bildung und Ernährung; Nachhaltigkeit mit einem Näherungswert für Treibhausgasemissionen und Gerechtigkeit oder Einkommensunterschiede. [Beste & schlechteste 10 Länder; interaktiver Index, vollständiger globaler Index auf S. 35-38]

Dem Bericht zufolge müssen die ärmsten Länder zwar mehr tun, um ihren Kindern ein gesundes Leben zu ermöglichen, doch übermäßige Kohlenstoffemissionen – überproportional von reicheren Ländern ausgestoßen - bedrohen die Zukunft aller Kinder. Wenn die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 entsprechend den derzeitigen Prognosen 4°C übersteigt, würde dies zu verheerenden gesundheitlichen Folgen für Kinder führen. Diese sind auf den Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen, die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria und Denguefieber und Mangelernährung zurückzuführen.

Der Index zeigt, dass Kinder in Norwegen, der Republik Korea und den Niederlanden die besten Überlebens- und Entwicklungschancen haben. Kinder in der Zentralafrikanischen Republik, im Tschad, in Somalia, Niger und Mali haben die schlechtesten Chancen. Berücksichtigt man jedoch die CO2-Emissionen pro Kopf, so liegen die Spitzenländer zurück: Norwegen liegt auf Platz 156, die Republik Korea auf Platz 166 und die Niederlande auf Platz 160. Jedes der drei Länder emittiert 210% mehr CO2 pro Kopf als ihr Ziel für 2030 vorsieht. Die USA, Australien und Saudi-Arabien gehören zu den zehn schlimmsten Emittenten.

Die einzigen Länder, die auf dem Weg sind, die CO2-Emissionsziele pro Kopf bis 2030 zu erfüllen und gleichzeitig bei den Förderungsmaßnahmen für Kindern innerhalb der Top 70 rangieren, sind Albanien, Armenien, Grenada, Jordanien, Moldawien, Sri Lanka, Tunesien, Uruguay und Vietnam.

Schädliche kommerzielle Vermarktung beutet Kinder aus – Fettleibigkeit bei Kindern steigt um das 11-fache

Der Bericht hebt auch die deutliche Bedrohung für Kinder durch schädliches Marketing hervor. Es gibt Belege dafür, dass Kinder in einigen Ländern allein im Fernsehen in einem einzigen Jahr bis zu 30.000 Werbespots sehen.

Professor Anthony Costello, einer der Autoren der Kommission, sagt: „[…] Wir haben nur wenige Fakten und Zahlen über die enorme Ausweitung der Werbung in sozialen Medien und der auf unsere Kinder ausgerichteten Algorithmen."

Die Exposition von Kindern bei kommerzieller Vermarktung von Junk Food und zuckerhaltigen Getränken wird mit dem Kauf ungesunder Nahrungsmittel sowie mit Übergewicht und Adipositas in Verbindung gebracht. Die Zahl der fettleibigen Kinder und Jugendlichen ist von 11 Millionen im Jahr 1975 auf 124 Millionen im Jahr 2016 gestiegen – ein Anstieg um das 11-fache mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Kosten.

Ein Manifest für Sofortmaßnahmen zur Kinder- und Jugendgesundheit

Zum Schutz der Kinder fordern die unabhängigen AutorInnen der Kommission eine neue globale Bewegung, die von und für Kinder angetrieben wird. Zu den spezifischen Empfehlungen gehören:

  1. Stopp dem CO2-Ausstoß mit äußerster Dringlichkeit, um sicherzustellen, dass Kinder eine Zukunft auf diesem Planeten haben;
  2. Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt unserer Bemühungen stellen, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen;
  3. Neue Politiken und Investitionen in allen Bereichen, um auf die Gesundheit und die Rechte der Kinder hinzuarbeiten;
  4. Die Stimmen der Kinder in politische Entscheidungen einbeziehen;
  5. Verschärfung der nationalen Vorschriften für schädliches kommerzielles Marketing, unterstützt durch ein neues optionales Protokoll zur UN-Konvention über die Rechte des Kindes.

Diese Kommission wurde von der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert.