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Wir haben es satt!

"Bei uns müssen die Milchbauern ihre Höfe zusperren, während Milchpulver zu Dumpingpreisen nach Afrika exportiert wird", kritisiert die Plattform „Wir haben es satt!“ und fordert eine Kehrtwende der österreichischen Agrarpolitik.

Die Themen „Bioökonomie“ und „Märkte im Wandel“ standen heuer auf dem Program des Agrarpolitiktages, der vom Ökosozialen Forum anlässlich seiner Wintertagung veranstaltet wurde. Angesichts der Überschussproduktion in wichtigen Sektoren der heimischen Landwirtschaft (z.B. Milch) und daraus resultierenden Preiswettkämpfen propagieren die agrarpolitischen Entscheidungsträger den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen sowie den Export auf zunehmend außereuropäische Märkte.  

Gegen Exportoffensive, für Ernährungssouveränität

Die VertreterInnen der Plattform "Wir haben es satt" kritisieren die politisch beschlossene Liberalisierung des Milchmarktes und die strukturelle Ausrichtung auf ständiges Wachstum. Dies verschärft den Strukturwandel und intensiviert die Milchviehhaltung. Damit  ist eine Überproduktion mit all ihren verheerenden Auswirkungen verbunden: „Bei uns müssen die MilchbäuerInnen ihre Höfe zusperren, während Milchpulver zu Dumpingpreisen nach Afrika exportiert wird. Das passiert auf Kosten der dortigen Landwirtschaft, die der übermächtigen Konkurrenz aus Europa schutzlos ausgeliefert ist. Unsere Agrarpolitik ist aufgefordert, dem mit entschiedenen Maßnahmen entgegenzutreten, anstatt mit Export nach Afrika Armut und Hunger neu zu organisieren!“

Bioökonomie – falsche Antwort auf die Krise

Auch die Bioökonomie stellt keinen Ausweg aus dem Dilemma der sinkenden bäuerlichen Einkommen und des Verdrängungswettbewerbs dar. „Eine wesentliche Grundlage einer biomassebasierten Landwirtschaft ist die Kontrolle über immer knapper werdende Landflächen. Diese Scheinlösungen verschärfen Land- und Ressourcen-Grabbing. Wirkliche Antworten auf die soziale und ökologische Krise erfordern einen grundlegenden Wandel weg von der Agroindustrie und deren Profitinteressen hin zu Ernährungssouveränität“, so die VertreterInnen der Plattform weiter.

Agrotreibstoffe: Weiter in die Sackgasse

Auch der neuerliche Vorstoß in Richtung verstärkter Produktion von Agrotreibstoffen wird von der Plattform kritisiert. „Agrotreibstoffe, die aus Lebens- und Futtermitteln hergestellt werden, erzielen vielfach nicht den erhofften Klimanutzen, vor allem aufgrund indirekter Landnutzungsänderungen. Sie fördern weltweit die Konkurrenz um Ressourcen ebenso wie Vertreibungen von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern und zunehmenden Hunger und Mangelernährung.“

TrägerInnen der Plattform sind AgrarAttac, FIAN Österreich, GLOBAL 2000, Greenpeace, Grüne Bäuerinnen und Bauern, IG-Milch, ÖBV-Via Campesina Austria, SOL, Südwind und Welthaus Diözese Graz-Seckau. Nähere Informationen unter: https://wirhabenessattaustria.wordpress.com/