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Weiße Fairsuchung

Milch gehört zu unseren wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Grund genug hinter die Kulissen der Milchproduktion zu blicken.
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Von Österreichs zwei Millionen Rindern grast ein gutes Viertel im Auftrag der Milchwirtschaft. Die wiederkäuende Verwandtschaft ist mit 325.000 Schafen und 55.000 Ziegen klar in der Minderheit. BMLFUW

Seit dem Jahr 2000 ist die Population der Milchkühe um rund 90.000 Stück gesunken. Trotzdem geben Österreichs Kühe Jahr für Jahr über drei Millionen Tonnen Milch - mehr als das Milchkontingent vorsieht. Die Züchtung von Turbokühen hat die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh zwischen 2000 und 2004 von 5200 auf 5800 Liter hinaufkatapultiert. Die 8000-Liter-Turbokuh freilich begnügt sich nicht mit heimischen Almkräutern, sondern verlangt nach teurem Kraftfutter. Und so sieht die Gesamtrechnung für den Bio-Bauern mit Vollweidehaltung ökologisch immer und ökonomisch oft besser aus.

Faire Preise

Das Bauernsterben kann so nicht weiter gehen, sagte sich im Vorjahr eine Gruppe von Landwirten und gründeten die Marke "A faire Milch". Für jede gekaufte Packung Milch werden 10 Cent auf ein Treuhandkonto überwiesen - also nicht an jenen Bauer, von dem die Milch stammt. Einmal pro Jahr wird das Geld unter allen Kooperationspartnern aufgeteilt. So begrüßenswert die Initiative für faire Milchpreise auch sein mag, sie birgt ein großes Potential, von den Konsumenten missverstanden zu werden. "Die teilnehmenden Landwirte unter denen die Zusatzeinnahmen verteilt werden, verpflichten sich zwar, gentechnikfrei zu arbeiten. Die Milch im Packerl stammt aber nicht nur von diesen Betrieben. Sie kommt auch von GVO-unkontrollierten konventionellen Betrieben", erklärt Alois Burgstaller, Milchexperte der Bio Austria.

"Wären Sie bereit, für einen Liter Bio-Milch um 20 Cent mehr zu bezahlen?" fragten wir unsere Leserinnen und Leser in unserer letzen Ausgabe. 95,7% sagen ja! Sie sind unter zwei Bedingungen bereit mehr zu bezahlen: es muss Bio-Milch sein und der Mehrwert den Bauern zugute kommen.

Schafmilch

... hat im Vergleich zu Kuhmilch einen höheren Nährwert und enthält mehr Vitamine und Aminosäuren. Viele Menschen vertragen Schafmilch besser als andere Milcharten. Sie enthält auch besonders viel Orotsäure, der regenerierende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt zugeschrieben wird.

Ziegenmilch

... unterscheidet sich in ihrer Zusammensetzung deutlich von Kuhmilch, weshalb sie als Alternative für Kuhmilch-Allergiker gilt. Ziegenmilch ist reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, aber vergleichsweise cholesterinarm. Sie enthält mehr Kalzium, Phosphor und Vitamin D als Kuhmilch, sie stärkt die Nerven und hilft bei Stress.

Lesen Sie mehr in der Lebensart Juli 2007

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Rund 15% der österr. Milchbauern wirtschaften bio, nach den strengen Tierhaltungskriterien der BIO AUSTRIA. Das bedeutet für die Kühe ausschließlich biologisches Futter, gentechnikfrei und in erster Linie vom eigenen Hof. Kein Soja. BMLFUW
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foto: BMLFUW

Was ist ESL-Milch?

Um Milch haltbar zu machen und Keime abzutöten, wird sie hitzebehandelt. Je nach Dauer und Intensität entstehen dabei pasteurisierte, ESL- oder H-Milch.

ESL (extendet shelf life)-Milch (oft steht am Packerl "länger frisch" oder "extra langer Frischegenuss") wird 10 bis 15 Sekunden auf 127°C erhitzt und dann sofort auf 90°C heruntergekühlt. Diese Milch muss mit "hoch erhitzt" gekenn-zeichnet sein und ist gekühlt 12 bis 21 Tage haltbar. Sie hält sich länger als pasteurisierte Milch und hat dabei nicht den typischen Koch-geschmack der H-Milch.

Die ultrahoch erhitzte H-Milch (auch UHT-Milch) wird wenige Sekunden auf bis zu 145°C erhitzt und ist 3 bis 6 Monate ungekühlt haltbar.

Bei der Erhitzung gehen natürlich Vitamine verloren: 10% bei der Pasteurisierung, 20% bei der Hocherhitzung (entspricht etwa dem Kochen zu Hause).

Alle Arten sind geöffnet nur wenige Tage im Kühlschrank haltbar.