zum Inhalt springen

Rotwein wirkt entzündungshemmend

Ein Glas Wein zu einem guten Essen macht für manche den Genuss erst perfekt. Über den Gesundheitswert von Rotwein wurde schon viel diskutiert. Eine Studie bestätigt, dass der Naturstoff Resveratrol im Rotwein therapeutisches Potential bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.

schmuecking_rotwein1
Foto: Jürgen Schmücking Jürgen Schmücking

"Ein Glaserl in Ehren kann niemand verwehren!" Wie das in Rotwein enthaltene Resveratrol tatsächlich wirkt, das haben nun WissenschaftlerInnen der Universität Wien, der Universitätsmedizin Mainz und der Universität Jena gemeinsam herausgefunden. Der Naturstoff hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen, und hat damit therapeutisches Potential. Die Forschungsergebnisse erscheinen aktuell im Wissenschaftsmagazin "Nucleic Acids Research".

Trotz fettreichem Essen ist die Herzerkrankungsrate in Frankreich geringer als in Deutschland. Dieses sogenannte "French paradox" wird vermehrtem Rotweingenuss zugeschrieben und gab schon mehrfach Anlass zu verschiedenen Studien. "In einigen Forschungsprojekten konnte nachgewiesen werden, dass der in Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Doch bis jetzt war nicht klar, wie genau die Wirkzusammenhänge sind", erklärt Verena Dirsch, Pharmazeutin an der Universität Wien.

Ein Teil der schützenden Wirkung entsteht, indem die Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol unterdrückt wird. Das fanden PharmakologInnen Andrea Pautz und Hartmut Kleinert von der Universitätsmedizin Mainz in einer gemeinsamen Forschungsarbeit mit den PharmazeutInnen Verena Dirsch von der Universität Wien und Oliver Werz von der Universität Jena heraus. Konkret konnten sie nachweisen, dass der Naturstoff Resveratrol an ein bestimmtes Protein – kurz KSRP genannt – bindet und dieses dabei aktiviert. KSRP verringert wiederum die Stabilität von Molekülen, die für die Bildung von entzündlichen Mediatoren gebraucht werden und hemmt so deren Entstehung.

"Der interessante Ansatz an dieser Arbeit war, dass wir mit dem Naturstoff Resveratrol nach der unbekannten Zielstruktur gesucht haben. Wir wussten aus vorangegangenen Forschungsergebnissen, dass eine funktionelle Gruppe an dem Molekül für eine bestimmte Wirkung entbehrlich war. Das haben wir uns zunutze gemacht, um dort eine 'Angel' zu befestigen. Damit haben dann die Kollegen aus Jena das Protein KSRP aus einem zellulären Proteingemisch 'gefischt'", sagt Pharmazeutin Verena Dirsch, die zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Erker von der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien so die Initialzündung zu diesem Projekt geliefert hat.

Entzündungsfaktoren, wie sie von Resveratrol über die Bindung an KSRP gehemmt werden, können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall treten gehäuft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen – wie Rheuma – auf. Der Naturstoff Resveratrol hat also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential.

Quelle:Department für Pharmakognosie,Universität Wien