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Reise-Artistinnen

Valentina Aversano-Dearborn und ihr Mann haben sich beim Reisen kennen und lieben gelernt. Seit fast einem Jahrzehnt in Nachhaltigkeitsprojekten aktiv war ihnen klar, dass sie eine große Reise machen wollten bevor sie sich irgendwo ansiedeln.

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Valentina Aversano-Dearborn und Matthew Dearborn (Foto: privat) Valentina Aversano-Dearborn und Matthew Dearborn (Foto: privat)

Die Idee entstand auf einer zehnstündigen Zugfahrt von Berlin nach Wien. Valentina: „Wir waren auf dem Rückweg von der Konferenz ‚Jenseits des Wachstums‘ und aufgewühlt vom vernichtenden Wachstumswahn und inspiriert von den motivierenden Praxis-Beispielen des „Buen vivir“ aus Lateinamerika. Das Ökosoziale Studierenden Forum sagt immer: ‚Studierende sind die künftigen Entscheidungsträger und Weichsteller für echte Nachhaltigkeit‘. Da haben sie absolut Recht.“ Wie also mit diesen Beispielen Jugendliche erreichen, die angesichts der Krisen und der Komplexität der Probleme resignieren?

Valentina und Matthew sind Fans von Schüler- und Kulturaustauschprojekten. Nach monatelanger Entwicklung entstand ein so einfaches, wie geniales Konzept: Die beiden nehmen Schulklassen virtuell auf ihre Weltreise mit. „Wir sind für sie persönliche Reise-Reporter, die ihnen Videos und Fotos ins Klassenzimmer liefern. Damit sie sich auch mit der Reise identifizieren, können sie monatlich mitentscheiden, wie wir die Reise weiter gestalten.“ So wurden Valentina und Matt ausgeschickt, um über den Erdbeeranbau und den Einsatz von Pestiziden in Kalifornien zu berichten, drei Ökodörfer am Lago de Atitlán in Guatemala zu besuchen und sie sammelten einen halben Tag Müll um die Mülldeponie La Chureca (Managua) in Augenschein nehmen zu können. Valentina: „Vieles haben wir selbst noch gar nicht verarbeitet. Sicher ist, dass einem jede Begegnung etwas (mit-)gibt. Angefangen von harmlosen Reisetipps bis hin zu Bewunderung oder Entrüstung. Reisen ist auch immer ein Wanken zwischen Unverständnis und Verständnis. Aber das ist das Schöne daran: Wenn einem klar ist, dass Un-verständnis – wie das Wort schon sagt – ‚nicht verstehen‘ bedeutet, dann kann man versuchen eine Sache so oft zu hinterfragen bis man sie versteht. Ob man eine Sache dann toll findet oder nicht, ist noch immer eine andere Frage.“

Besonders berührt sind die beiden vom umwerfenden Engagement der Partnerklassen in Österreich (Mittelschule in Retz, HBLA für Tourismus und Wirtschaftliche Berufe, Bergheidengasse, Wien) und in den USA (Lakewood). Matt: „Unsere Reise wäre ohne sie nicht die gleiche! Jedes mal, wenn wir eine Rückmeldung von den Lehrern bekommen mit Postern oder Powerpoints von den Schülern, dann sind wir begeistert und gerührt, wie viel Zeit und Gedanken sie in unsere gemeinsame Reise investieren!“ Valentina ergänzt: „Immer wieder überwältigt uns die Freundlichkeit überall auf der Welt: Menschen, die uns ungefragt weiterhelfen, die ihre Häuser und Türen öffnen, die uns zum Essen einladen oder einen Schlafplatz anbieten, ohne uns zu kennen und ohne irgendetwas zu erwarten.“

Zum Projekt

 

Matt und Valentina haben ihr Weltlernreise-Projekt „Choose your Own Sustainability Adventure“ im September 2013 in Lakewood/Washington (USA) gestartet. Derzeit fahren die beiden mit dem Bus von San José in Costa Rica nach Panama und wollen mit dem Schiff nach Kolumbien weiterreisen. Im Schuljahr 2014/15 wollen sie weitere Länder Lateinamerikas und später die anderer Kontinente für das „Sustainability Adventure“ entdecken. Dazu suchen sie noch Klassen, die mitreisen möchten. Die Reise finanzieren Valentina und Matt aus ihren privaten Ersparnissen.
www.sustainability-adventure.org

 

Autorin: Roswitha M. Reisinger

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