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Papastunde

Die Mutter als Bewahrende, die das Nest hütet, der Vater arbeitet außer Haus und steht für Abenteuer und Action. Rollenklischees, die oft noch in Kinderköpfen vorherrschen. Umso wichtiger ist es, dass auch Männer im Alltag ihrer Kinder vorkommen.

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Selbst die Abenteuer, die sich lediglich im Kopf abspielen, schweißen Eltern und Kinder zusammen. „Viele Väter übersehen es, schon im Kleinkindalter eine Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen“, sagt Peter Nöbauer, Fachbereichsleiter Jugend beim jungen Stadtprogramm Wien Xtra und zuständig für Bildung für Erwachsene am Institut für Freizeitpädagogik. Bestens geeignet dazu ist regelmäßiges Vorlesen vor dem Einschlafen als gemütliches Ritual, bei dem der Vater seinem Sprössling Zuwendung und Aufmerksamkeit schenkt. Das gemeinsame Geschichtenlesen regt zu Gesprächen an und fördert die Sprachentwicklung. Kleinkinder lieben es, oft dieselben Geschichten zu hören, das Wiedererkennen macht Spaß, gibt Sicherheit und steigert die Konzentrationsfähigkeit.

Im Schnitt liest jedoch nur jeder zehnte Vater seinen Sprösslingen vor. Gerade wenn es darum geht, Buben für Bücher zu begeistern, ist der Papa besonders gefragt. Das positive Vorbild des Mannes ist ein wertvolles Investment in die Zukunft, das weit über die Förderung von Lesekompetenz hinausgeht: Wie eine Studie der deutschen Stiftung Lesen zeigt, treiben Vorlese-Kinder mehr Sport, spielen häufiger ein Instrument und sind besser in der Schule. Rund die Hälfte der Kinder, denen vorgelesen wurde, greifen später selbst zu Büchern. Um Männer zu Vorlese-Vätern zu machen, gibt es Initiativen wie jene der Stiftung Lesen in Hessen, die auch für Österreich Vorbildcharakter haben könnte: Unter dem Motto „Papa liest vor“ wurde im Firmenintranet von 50 Unternehmen ein Leseservice eingerichtet. Hier werden jede Woche neue Geschichten und Tipps zum Vorlesen für den Abend online gestellt. Mit größeren Kindern empfiehlt sich zudem ein regelmäßiger gemeinsamer Ausflug zur Bücherei, wo – geld-, ressourcen- und platzsparend - stets neue Bücher und damit „Abenteuer im Kopf“ günstig ausgeborgt werden können.

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Bewegen, Lärmen, Abenteuer
Ob ein Besuch am Bauernhof oder sonstige Outdoor-Aktivitäten: „Väter können mit Kindern sicherlich alles unternehmen, was auch Mütter mit ihnen tun – und umgekehrt“, ist Gerhard Schuster, Sozialpädagoge bei den Wiener Kinderfreunden überzeugt. „Dennoch sind männliche Bezugspersonen mit Kindern anders aktiv als Frauen. Bewegung und Lärmen stehen hier mehr im Vordergrund. So sind es wahrscheinlich mehr Väter, die mit ihren Kindern Geocachen, Angeln oder Klettern gehen. Aber es muss nicht immer das große Abenteuer sein – im Gegenteil: Fußballspielen im Garten oder gemeinsam Wandern können wunderbare Erlebnisse für Kinder sein, wenn sie dabei die aufmerksame Zuwendung bekommen, die sie brauchen.“

Grundsätzlich geht es bei Vater-Kinder-Unternehmungen um das Erleben des Papas als Vorbild, Identifikations- und auch Reibefigur. „Wie Staubsauger nehmen Kinder alles auf, was ihre Eltern machen, spiegeln Muster und Haltungen“, sagt Peter Nöbauer vom Institut für Freizeitpädagogik.


Autorinnen: Maria Zamut und Marlene Krispin
Lesen Sie mehr in der LEBENSART März/April 2012