Papa ist jetzt viel zu Hause
Das Coronavirus hat unser Leben verändert. Viele Männer sind nun zu Hause im Homeoffice. Und weil auch Kindergarten und Schule geschlossen haben, treffen sie dort ziemlich intensiv mit ihrem Nachwuchs zusammen. Geschichten aus dem neuen Familienalltag.
Spielzimmer statt Partyraum
Von Michael Hofer, Winklarn
Wir sind die Hofers. Eine vierköpfige Familie mit zwei Buben im Alter von drei (Julian) und sechs (Lukas) Jahren. Wir sind beide berufstätig, wobei meine Frau Barbara beruflich teilzeitbeschäftigt ist, zu Hause dafür einen All-in-Vertrag hat ;-).
Als Anfang des Jahres die Meldungen von chinesischen Kollegen kamen, sie müssten aufgrund des dortigen Corona-Ausbruchs nun im Homeoffice arbeiten, kam uns das zunächst alles recht weit weg vor. Mitte März war es plötzlich ganz nah. Von einem Tag auf den anderen mussten wir beide von zu Hause aus arbeiten, gleichzeitig wurde der Kindergarten geschlossen. In den ersten Tagen hatten wir etwas Stress damit, da es beruflich einiges zu organisieren gab und nebenbei unsere beiden Jungs „bespaßt“ werden wollten. Glücklicherweise zeigten die Firmen große Flexibilität mit den Arbeitszeiten und wir konnten uns mit abwechselnden Vormittags- und Nachmittagsschichten die Kinderbetreuung gut einteilen.
Nach mittlerweile sechs Wochen zeigen sich teilweise erstaunliche Entwicklungen bei den Kindern: Da wir als Familie nun den ganzen Tag zusammen sind, bekommen die Burschen naturgemäß viel mehr Aufmerksamkeit als im gewöhnlichen Berufsalltag. Wir haben die Möglichkeit, zwischendurch Spiele zu spielen, gehen öfter in den Wald oder fahren mit den Rädern eine Runde durch die Wohnsiedlung. Durch das Plus an Zuwendung sind beide viel entspannter und sehr „entschleunigt“. Durch das Social Distancing haben sich die Brüder nun zu den wertvollsten Spielgefährten entwickelt. Der kleine Bruder wird nun nicht mehr als Störenfried, sondern als vollwertiger Spielkamerad wahrgenommen. Die soziale Komponente hat sich in dieser Zeit um Welten nach vorne entwickelt.
Wir sind in der glücklichen Lage, in einem Einfamilienhaus mit Garten wohnen zu dürfen. Das hat sich in dieser Zeit als eine der besten Investitionen unseres Lebens herausgestellt. Bei gutem Wetter wird im Garten gespielt, bei Schlechtwetter zieht es uns in den Keller. Dort ist ein Raum, der im Einreichplan als Partyraum deklariert wurde. „Das wird sicher kein Partyraum, sondern ein Spielzimmer“, legte meine Mutter – Pädagogin und Leiterin eines Kindergartens – ein Veto ein. Murrend nahm ich diese „Zweckentfremdung“ damals zur Kenntnis. Heute ist besagter Raum mehr ein Turnsaal, mit Kletter- und Sprossenwand, einer Seilbahn, die quer durch den Raum gespannt ist, Mini-Trampolin, Slackline etc. Hier können die Buben im Winter oder bei Regenwetter herumtoben und ich spare mir das Fitnessstudio, denn einer muss die Burschen ja an der Seilbahn hin- und herziehen. Der Turnsaal reiht sich somit nahtlos in die Kategorie der „besten Investition“ ein.
Die neue elterliche Doppelspitze
Von Stefan Lobnig, Wien
So viel Zeit wie während des Lockdowns verbringe ich eigentlich nur im Urlaub mit meiner Familie. Der Unterschied zum Urlaub ist, dass wir dort nicht Arbeitseinheiten für uns Eltern im Wechsel und für unser Volksschulkind Jakob (8), dem ältesten unserer vier Kinder – da sind dann noch Pia (6), Josef (4) und Nathanael (2) – organisieren müssen.
Jetzt ist es allerdings eine Notwendigkeit, Arbeit und Wohnen unter einem Dach zu vereinen. Und das stärkt die Familienbande, vor allem meine zu den Kindern. Ich mache im Grunde nichts anderes mit ihnen als sonst auch: Wir spielen, haben unsere Auseinandersetzungen und kuscheln uns zum Vorlesen aneinander. Doch die viele Zeit gibt mir Gelegenheit, mehr über die Wünsche der Kinder zu erfahren und so auch mehr gemeinsam umseten zu können: Wir zimmern einen Kindertisch aus Möbelresten, kreieren Kunstobjekte und ich drucke Unmengen an Ausmalbildern und Rätseln aus. Die neue elterliche Doppelspitze hat lediglich den bisherigen fast monarchisch organsierten Familienalltag meiner Frau Sandra ins Wanken gebracht und wir diskutieren viel mehr über Fragen wie: Was kommt auf den Speiseplan? Wann gibt es wofür eine Netflix-Einheit?
Stärkt das Immunsystem …
Von Florian Müller, Wien
Meine Jugend war mit Laufen, Schwimmen, Rennradfahren und Capoeira, einem brasilianischen Kampfsport, durchaus sportlich. Dann kommt der Punkt, wo der einzige Sport daraus besteht, die Kinder (Noah, elf Jahre, Fußball und Capoeira, Luna 15 Jahre, Fußball und Leichtathletik) zu Trainings und Wettkämpfen zu bringen. Mit Corona und Kurzarbeit ist schlagartig viel Zeit da. Und dann macht man plötzlich den Sport gemeinsam. Wenn ich vier oder sechs Kilometer laufe, sind es halt bei den Kindern acht oder zehn. „Es ist ja egal, welche Zeit du schaffst, Hauptsache du machst Sport!“ Ermutigende Worte.
Corona-Tagebuch
Von Andreas Fürlinger, Ottensheim
Seit in Österreich Ausgangsbeschränkungen gelten, führen wir als Familie ein „Corona-Tagebuch“. Dieses befüllen wir täglich. Unter dem jeweiligen Tagesdatum klebt eine Corona-Tagesstatistik mit den Zahlen der infizierten, getesteten, genesenen und an Corona verstorbenen Menschen. Meine Frau Katharina gestaltet für jeden Tag einen kleinen Zettel mit dem Tageswetter (inklusive Piktogramm) und dem Mittagessen. Sie und ich schreiben das, was uns an diesem Tag so durch den Kopf gegangen ist, auf kleine Zettel, die wir ebenfalls einkleben. Auch unsere Kinder Miriam (5) und Johanna (7) regen wir dazu an, sich am Tagebuch zu beteiligen. So haben beide Töchter das Coronavirus gezeichnet.
PsychologInnen raten ja dazu, auch mit den Kindern über ihre Gedanken zur derzeitigen Situation zu reden und ihnen dabei zu helfen, das gerade Erlebte zu verarbeiten. So haben wir ihnen auch ein Erklärvideo der Stadt Wien zum Coronavirus gezeigt, das speziell für Kinder gestaltet wurde. Unsere Jüngste wollte das Video wieder und wieder sehen – aber auch unsere Ältere fand es spannend, dabei zuzusehen.
Wichtig ist uns auch eine gewisse Tagesstruktur. Die haben wir zwar sonst auch, aber jetzt empfinden wir diese als besonders wichtig. Dazu gehört bei uns: Zu einer normalen Zeit aufstehen, gemeinsame Essenszeiten, Schulaufgaben erledigen bzw. für uns Eltern im Homeoffice arbeiten, gemeinsam spielen und Zeit im Garten verbringen – und für Sonntag planen wir eine Gebetszeit zu Hause, da sind wir über die Vorschläge der Jungschar dankbar. Natürlich läuft noch nicht alles so glatt, wir sind noch am „Einüben“, aber ich habe das Gefühl, dass langsam etwas Routine einkehrt.
Das Kinderzimmer als Homeoffice
Von Severin Kierlinger-Seiberl, Ried/Riedmark
Homeoffice ist nichts Neues für mich! Donnerstags arbeite ich gewöhnlich von zu Hause aus. Für die paar Stunden reichen normalerweise der Laptop und der Küchentisch. Im Büro bin ich es gewohnt, mit mehreren Bildschirmen zu arbeiten. Nachdem wir in unserem Haus kein Büro und keinen Arbeitsplatz vorgesehen haben, haben mir meine Kinder angeboten, abwechselnd ihr Zimmer für zwei Euro pro Tag zu mieten. In den homeofficefreien Zeiten wird aus dem adaptieren Büro dann wieder ein Kinderzimmer.
Ich danke meinen Kindern für dieses tolle Angebot. So kann ich zumindest mit einem zweiten Bildschirm arbeiten, ungestört an Telefonkonferenzen teilnehmen und brauche nicht zu jeder Mahlzeit meine Büroausstattung wegräumen. Es ist auch ein Stück weit wie „In-die-Arbeit-Gehen“ und „Von-der-Arbeit-Heimkommen“. Das ist auch meinen Kindern (Katharina, 8 und Franziska,12) wichtig und nebenbei ist es auch eine ordentliche Aufbesserung des Taschengeldes. Ich bin schon gespannt, wie hoch dann am Ende die „Büromiete“ werden wird.
Wir bauen ein Haus
Von Wolfgang Schönleitner, Waizenkirchen
Damit uns nicht die Decke auf den Kopf fällt, habe ich gemeinsam mit meinen Töchtern Emma (9) und Clara (7) das Oster-Projekt „Gartenhäuschen“ geplant und gemeinsam umgesetzt. Da die Baumärkte und Geschäfte rund um Ostern geschlossen waren, mussten wir – als zusätzliche Challenge – mit den vorhandenen Materialien auskommen. Wir hatten noch einige Latten von unserer Dachuntersicht übrig, die in der Werkstatt den Platz verstellten. Es gab in Opas alter Tischlerei noch Pfosten aus Lärche und Buche sowie ein paar Dreischichtplatten. Zuversichtlich gingen wir ans Werk, immer mit der Hoffnung, dass sich die grobe Schätzung des Materialbedarfs am Ende nicht als trügerisch herausstellen würde. Eine besondere Herausforderung stellten die Fenster dar. Doch auch hier erwies sich der Fundus in Opas Werkstatt als wahre Schatzkiste. Ein paar alte Fensterglasscheiben und ein kleiner Glasschneider sollten der guten Aussicht den Weg bahnen. Leider erforderte es doch etwas mehr Fingerspitzengefühl als gedacht, dem Glas die passende Form zu geben. So mussten wir auf den örtlichen Glaser zurückgreifen, der uns zwei bruchsichere Scheiben kontaktlos überlassen konnte. Es wurde geschraubt, gemessen, gebohrt und gehämmert und pünktlich zu Ostern konnten die Kinder das neue Gartenheim beziehen. Was nun darin geschieht, bleibt den väterlichen Blicken leider verborgen – aber das ist eine andere Geschichte.
Papas altes Gokart
Von Markus Hofko, Pasching
Die Ausgangssperre ist natürlich die perfekte Aufforderung dazu, sich zu Hause einmal genauer umzusehen. Unglaublich, was man da alles an Sachen findet, die seit Jahren nur den Platz verstellen und von denen man sich endlich einmal trennen sollte. Und dabei taucht im Gerümpel auch der eine oder andere Schatz aus früheren Tagen auf, wie etwa mein altes Gokart. Und weil wir gerade sehr viel Zeit haben, beschlossenen mein Sohn Paul und ich, das Gefährt neu zusammenzubauen. Gott sei Dank war damals noch alles aus Metall. Etwas abgeschliffen und neu lackiert ist es jetzt fast wie neu. Was uns allerdings fehlte, waren die Reifen. Der Facebook-Aufruf nach Ideen hatte Erfolg. Wir haben nach längerem Suchen welche bekommen, die leider etwas zu klein geraten sind. Die müssen wir dann nochmals wechseln, wenn die Geschäfte wieder offen sind. Das Zerlegen und Zusammenbauen haben uns trotzdem Spaß gemacht.
Der Artikel erschien im Mai 2020 im Magazin Ypsilon der Katholischen Männerbewegung.