„No Confusion“
Breite Koalition startet Kampagne, um EU-Pläne zum Verbot von Begriffen wie „Hühnchen“, „Burger“ und „Wurst“ für pflanzliche Alternativen zu stoppen.
Von Tierschützern über große Umwelt-NGOs bis hin zu führenden Lebensmittelherstellern und Innovatoren – zahlreiche namhafte Organisationen und Unternehmen Europas sprechen sich einstimmig gegen die vorgeschlagenen Beschränkungen für die Bezeichnungen pflanzlicher Lebensmittel in Supermarktregalen aus.
Die Europäische Kommission plant, die Verwendung von 29 Begriffen wie „Speck”, „Hähnchen” oder „Rindfleisch” für pflanzliche Alternativen zu verbieten. Das Europäische Parlament diskutiert wiederum derzeit darüber, Begriffe wie „Burger”, „Wurst” und „Steak” in die Verbotsliste aufzunehmen. Die Kommission argumentiert, dass jene Begriffe bei Konsument*innen für Verwirrung sorgen. Es wurden jedoch nie stichhaltige Beweise vorgelegt, um diese Behauptung zu untermauern. Im Gegenteil: Begriffe wie „pflanzlicher Burger”, „vegane Wurst” oder „pflanzlicher Speck” helfen Menschen zu verstehen, wie sie nachhaltige Alternativen zubereiten und genießen können. Eine Studie der Europäischen Verbraucherorganisation BEUC ergab, dass die meisten Verbraucher mit der Verwendung der aktuellen Bezeichnungen einverstanden sind. Die Frage der Kennzeichnung pflanzlicher Alternativen wurde auch vor den Europäischen Gerichtshof gebracht, der 2024 in einem Urteil feststellte, dass die derzeitige Gesetzgebung zum Schutz der Verbraucher ausreichend ist.
Trotzdem steht das Verbot dieser Begriffe wieder zur Debatte. Über 200 Organisationen – darunter Verbraucher, Umwelt- und Tierschutzgruppen, Branchenführer und Vertreter der Zivilgesellschaft – haben sich der Kampagne No Confusion (www.noconfusion.org) angeschlossen. Gemeinsam fordern sie die Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEP) auf, diesen unnötigen Vorschlag bei einer bevorstehenden Abstimmung am 7. Oktober abzulehnen, und die Europäische Kommission, ihren eigenen Vorschlag endgültig zurückzuziehen.
Warum das wichtig ist
- Europa steht vor einer Klima- und Biodiversitätskrise und die Ernährungssysteme sind ein wichtiger Faktor.
- Pflanzliche Lebensmittel sind Teil der Lösung, da sie den Menschen helfen, Emissionen zu senken und den Druck auf die Böden zu verringern, während sie gleichzeitig vertraute Formen und Geschmacksrichtungen beibehalten.
- Der Vorschlag der Kommission würde klare und verständliche Formulierungen abschaffen. Das erschwert es den Bürgern, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und zwingt den gesamten Sektor zu kostspieligen Umbenennungen und gefährdet wertvolle Arbeitsplätze.
Stellungnahmen
Rafael Pinto, Senior Policy Manager bei der European Vegetarian Union (EVU)
„Es ist klar, dass Verbraucher durch Begriffe wie „pflanzliche Wurst“, „Burger“ oder „pflanzliches Hähnchen“ nicht verwirrt werden. Diese Begriffe helfen den Verbrauchern zu verstehen, wie sie nachhaltige Alternativen zubereiten und genießen können. Ein Verbot dieser Begriffe sorgt nur für Verwirrung und verlangsamt den Übergang Europas zu einer gesünderen, klimafreundlichen Ernährung. Es könnte auch den europäischen Landwirten schaden, die die Rohstoffe für diese Lebensmittel wie Soja, Erbsen und andere Pflanzen anbauen.“
Dr. Roberta Alessandrini, Direktorin der Initiative für Ernährungsrichtlinien bei PAN International:
„Angereicherte pflanzliche Alternativen bieten eine konkrete Möglichkeit, Menschen dabei zu helfen, ihren Konsum von verarbeitetem Fleisch zu reduzieren, das in engem Zusammenhang mit Darmkrebs und anderen schweren Krankheiten steht. Diese Produkte sind zudem praktisch und umweltverträglich. Wir lehnen den Vorschlag ab, fleischähnliche Bezeichnungen für diese Produkte zu verbieten, da dies eine unnötige Barriere schafft. Es sind konkrete politische Maßnahmen erforderlich, um die Gesundheit der Menschen und des Planeten zu verbessern, und diese Entscheidung untergräbt diese Bemühungen.“
Siska Pottie, Generalsekretärin der European Alliance for Plant-based Food (EAPF)
„Pflanzliche Lebensmittel gehören zu den am schnellsten wachsenden Märkten Europas, treiben Innovationen voran, schaffen Arbeitsplätze und tragen zu einem wettbewerbsfähigen europäischen Lebensmittelsektor bei. Der derzeitige Rechtsrahmen bietet den Verbrauchern bereits Klarheit und Transparenz, während zusätzliche Beschränkungen nur das Vertrauen der Verbraucher beeinträchtigen und Lebensmittelinnovationen behindern würden. Als Stimme der Unternehmen und Interessengruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette pflanzlicher Lebensmittel – vom Feld bis auf den Tisch – fordern wir die politischen Entscheidungsträger dringend auf, Lösungen zu finden, die diesem Sektor ein florierendes Wachstum ermöglichen, anstatt unnötige Hindernisse einzuführen.“
Plantbased Foods Europe kritisiert den geplanten Änderungsantrag des Parlaments
„Die Beschränkung der Fleischbezeichnungen für pflanzliche Produkte würde pflanzliche Unternehmen unverhältnismäßig und ungerechtfertigt benachteiligen. Die aktuellen Vorschriften ermöglichen einen fairen Wettbewerb zwischen Fleischprodukten und pflanzlichen Alternativen und geben den Verbrauchern die Möglichkeit, frei nach ihren persönlichen Vorlieben zu wählen. Bezeichnungsbeschränkungen würden nur die Ambitionen der EU in Bezug auf strategische Widerstandsfähigkeit und Innovation behindern und der wachsenden Nachfrage der Verbraucher nach pflanzlichen Optionen zuwiderlaufen. Die Ablehnung dieses Änderungsantrags würde die Wahlfreiheit der Verbraucher wahren, die Lebensgrundlage der Landwirte stärken und die europäische Innovation schützen.“
Über die Kampagne „No Confusion”
Die Kampagne „No Confusion” vereint eine breite Koalition von Interessengruppen aus ganz Europa, die sich gegen die von der EU vorgeschlagenen Beschränkungen für die Kennzeichnung pflanzlicher Lebensmittel aussprechen. Die Kampagne wird von WePlanet und EVU koordiniert und von führenden NGOs, Lebensmittelunternehmen und Verbraucherschützern unterstützt.
Die Koalition hinter der Kampagne umfasst verschiedene Sektoren:
- Tierschutzorganisationen wie die Eurogroup For Animals und Compassion in World Farming
- Umweltorganisationen wie Greenpeace, das Europäische Umweltbüro und FERN
- Verbraucher- und Gesundheitsverbände wie die Physicians Association for Nutrition International, die European Vegetarian Union und Proveg International
- Industrie und Innovatoren aus führenden Lebensmittelunternehmen, Start-ups und Erzeugerorganisationen.
Siehe: Vollständige Liste der Unterzeichner der Kampagne „No Confusion“
In Deutschland haben Aldi und Lidl sowie mehrere andere Unternehmen und Organisationen ebenfalls einen offenen Brief an die deutschen Mitglieder des Europäischen Parlaments verfasst.
Siehe: Offener Brief an Mitglieder des Europäischen Parlaments
Diese beispiellose Allianz sendet eine klare Botschaft: Der Vorschlag schützt die Verbraucher*innen nicht und steht im Widerspruch zu den Zielen der EU in den Bereichen Klima, Gesundheit, Ernährungssicherheit, Innovation und Steigerung der Einkommen der Landwirt*innen.