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Nachhaltigkeit, bitte warten!

Gastkommentar von Roman H. Mesicek

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DI Roman H. Mesicek. Foto: IMC FH Krems DI Roman H. Mesicek. Foto: IMC FH Krems

Die österreichische Bundesregierung und die Ministerien lassen eine Nachhaltige Entwicklung links liegen. Im September 2015 wurden von den vereinten Nationen in New York die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) beschlossen. Es ist Anspruch und Aufgabe dieser sogenannten Post 2015-Agenda, einen globalen Fahrplan für eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten zu entwerfen. Dadurch soll ein menschenwürdiges Leben für alle mit der Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen miteinander in Einklang gebracht werden. Darüber hinaus werden erstmals die Armuts-, Entwicklungs- und Umweltagenden miteinander verknüpft. Die zu diesem Zweck formulierten 17 Ziele beschreiben effektiv, transparent und überprüfbar den Weg für eine globale Nachhaltigkeitsagenda bis 2030.

Während viele Länder in Europa und international jetzt begonnen haben konkrete Schritte zu setzen, um die Ziele zu erreichen wurde in Österreich eine interministerielle Arbeitsgruppe gegründet. Was sich anhört wie eine gefährliche Drohung darf durchaus auch als solche verstanden werden. Bei der bereits mehrfach öffentlich vom Bundeskanzleramt präsentierten Darstellung der geplanten Aktivitäten waren weder ambitionierte Ziele noch eine langfristige Strategie zu erkennen. Stattdessen wählt man den Ansatz der "Bestandsaufnahme": Aktivitäten, die schon gesetzt werden, sollen von allen Ministerien an die Arbeitsgruppe berichtet werden, um dann von dieser den Zielen zugeordnet zu werden. In den kommenden Monaten will man jetzt laut Eigenaussage "Überzeugungsarbeit bei den Kolleginnen und Kollegen leisten". Offensichtlich hat selbst das Bundeskanzleramt so seine Zweifel, dass hier mit substantiellen Ergebnissen zu rechnen ist.

Die globale Agenda als Chance zu verstehen, die Österreichische Nachhaltigkeitsstrategie wiederzubeleben, wird wohl ungenutzt verstreichen. Vielleicht auch deshalb, weil dieser Prozess seit nunmehr fünf Jahren zum Erliegen gekommen ist und der politische Willen zu fehlen scheint, die Unstimmigkeiten der Ministerien untereinander zu befrieden. Und so überrascht es auch nicht weiter, dass nicht einmal der Zeitpunkt für den ersten österreichischen Fortschrittsbericht an die Vereinten Nationen beschlossen wurde.

Bundespräsident Heinz Fischer versprach übrigens vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen, "Österreich werde alles tun, um seinen Beitrag zur Implementierung dieser Ziele auf internationaler, regionaler und nationaler Ebene zu leisten". Im Moment, sieht das leider überhaupt nicht danach aus. Eine gewisse Empörung darüber, wie Zukunftsthemen in diesem Land politisch abgehandelt werden, ist also durchaus angebracht.
 

DI Roman H. Mesicek ist Studiengangsleiter des Master „Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement“ an der IMC Fachhochschule Krems und Nachhaltigkeitskoordinator der Hochschule. Im Podcast Tonspur N spricht er regelmäßig über Nachhaltige Entwicklung, Corporate Social Responsibility (CSR), Stakeholder Engagement und Social Entrepreneurship.

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