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Kein Öl mehr ins Feuer gießen

Eine neue Studie der ÖGUT zeigt, was es braucht um den Wechsel zur Öl-freien Heizung zu schaffen. Die zentralen Herausforderungen, was jetzt in den Keller kommt und was der Umstieg kostet.

Ein Closeup des Thermostats am Heizkörper.
Foto: Aprott, iStock

Der beste Zeitpunkt, um zu einer Öl-freien Heizung zu wechseln ist jetzt! Die Emissionen aus Ölheizungen belasten Umwelt und Klima massiv. Dennoch gibt es sie in Österreich noch in 550.000 Haushalten – und das soll sich jetzt rasch ändern. Bloß wie? Und was brauchen die Betroffenen dafür?

Diese Fragen möchte die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) mit ihrer Studie zu „Raus aus Öl“ beantworten. Sie identifizierte die Akteur*innen, die für die Ablöse der Ölheizungen wichtig sind, analysiert ihre Rolle, Motive und Handlungsspielräume und schlägt darauf basierend Maßnahmen vor, die den Umstellungsprozess möglichst beschleunigen und ihn ökologisch und sozial verträglich gestalten können.

Raus aus Öl – wen betrifft es und was sind die Beweggründe?

Die „Heimat“ der Ölheizung ist hauptsächlich das Einfamilienhaus am Land – dort, wo es kein Erdgasnetz und keine Nahwärmenetze gibt. Der Boom bei der Neuinstallation der Ölheizungen lag in den 1980er- und 90er-Jahren. Damals waren viele Hausbesitzer*innen froh über die Möglichkeit, die arbeitsintensiven Scheitholz- oder Kohleheizungen durch eine automatische Ölheizung auszutauschen. Das Verbrennen von Erdöl belastet allerdings Umwelt und Klima massiv. Erprobte Technologien wie Pelletheizungen und Wärmepumpen ermöglichen ein klima- und umweltfreundlicheres Heizen – ebenfalls mit hohem Nutzer*innenkomfort.

Die wichtigsten Kriterien bei der Entscheidung für ein neues Heizsystem sind für die Gebäudeeigentümer*innen vor allem die Anfangsinvestition, der Nutzer*innenkomfort und die jährlichen Brennstoffkosten. Einen geringen Einfluss auf die Entscheidung haben hingegen Umweltaspekte und regionale Wertschöpfung.

Ein großer Anreiz für den Umstieg auf ein nachhaltiges Heizsystem sind derzeit die Fördermittel von Bund und Ländern. Einen Vollkostenvergleich, der auch die Betriebs- und Servicekosten über die gesamte Lebensdauer der Anlage berücksichtigt, führt leider nur ein kleiner Teil der Gebäudeeigentümer*innen durch. Dabei wäre dieser für den Entscheidungsprozess sicherlich hilfreich. Am häufigsten wird der Austausch einer Ölheizung im Zuge einer baulichen Sanierung des Gebäudes in Erwägung gezogen. Kaum jemand tauscht eine funktionstüchtige Ölheizung allein aufgrund ihres hohen Lebensalters.

Hemmnisse für einen Ölheizungstausch sind v.a. bei älteren Bewohner*innen die mit den Bauarbeiten verbundenen Belastungen durch Staub und Lärm und die Koordination der unterschiedlichen Gewerke, die bei einem Wechsel des Heizsystems nötig sind. Hier können „all in one“-Angebote der umsetzenden Branche einen Umstieg attraktiver machen. Dabei werden alle Gewerke mit Preisgarantie von einem einzigen Unternehmen koordiniert und die Dauer der Belastung der Bewohner*innen möglichst kurz gehalten.

Installateur*innen und Energieberater*innen spielen beim Umstieg eine wesentliche Rolle

Zu den wichtigsten Akteur*innen im Umstiegsprozess „Raus aus Öl“ zählen derzeit die Installateur*innen, da ihre Kund*innen bei der Wahl des Heizsystems sehr gerne auf ihren Rat zurückgreifen. Auch unabhängige Energieberater*innen haben einen wichtigen Einfluss auf die Bewusstseinsbildung der Gebäudeeigentümer*innen und auf die Nachhaltigkeit der neuen Heizsysteme, wobei Energieberater*innen derzeit eher von jenen Zielgruppen in Anspruch genommen werden, die bereits vorher offen für nachhaltige Heizsysteme waren. Eine geringe Rolle spielen Interessensvertretungen, die Energieversorger und die Rauchfangkehrer*innen.

Damit der Ausstieg aus Heizöl nicht zu einem großen Stromverbrauch führt, sollen Wärmepumpen einen hohen Wirkungsgrad aufweisen. Insbesondere bei den aufgrund der niedrigen Investitionskosten beliebten Luftwärmepumpen sollte dies besonders berücksichtigt werden.

Die drei zentralen Herausforderungen:

1. Das Timing. Vorbereitet sein für den Ernstfall.

Derzeit sind vor allem noch Ölheizungen mit einem Baujahr zwischen 1990 und 2005 in Betrieb. Damit sind zahlreiche Ölheizungen heute in einem Alter, in dem ein Kesseltausch entweder erforderlich bzw. aus Gründen der Wirtschaftlichkeit (schlechter energetischer Wirkungsgrad, Reparaturanfälligkeit) zweckmäßig ist. Der Zeitpunkt, um diesen Kesseltausch mit einem Umstieg auf erneuerbare Energieträger zu kombinieren, ist daher sehr günstig.

Eine Balkengrafik, die zeigt, dass um 1995 der Höhepunkt der Ölkesselinstallation erreicht war.
Jährlich installierte Ölkessel, die 2016 noch in Betrieb waren. Quelle: „Factsheet Ölheizung – Warum Umstellen Sinn macht“, Herausgeber: Klima und Energiefonds, 2018

Werden Ölheizungen erst dann getauscht, wenn sie kaputt sind, brauchen Bewohner*innen eine rasche Lösung (Stichwort „kalte Wohnung“), was häufig die Reparatur der bestehenden oder die Anschaffung einer neuen Ölheizung zur Folge hat. Um diesen Kreislauf der Neuanschaffung von Ölheizungen zu unterbrechen, sollte das ausführende Gewerbe daher Angebote ausbauen und bewerben, die den „Zeitstress“ im Fall eines Gebrechens der alten Ölheizung verringern. Dies kann z.B. erfolgen, indem Installateur*innen bereits vor einem akuten Gebrechen Angebote für den Wechsel der alten Ölheizung legen, welche dann bei Bedarf rasch zur Verfügung stehen.

2. Das Geld. Alle müssen umsteigen, aber nicht alle können sich das leisten

Die soziale Herausforderung besteht darin, dass mit den geplanten Umstiegsgeboten künftig auch jene Haushalte einen Heizungsumstieg vornehmen müssen, die bisher aufgrund fehlender Eigenmittel einen Umstieg hinausgezögert haben. Für diese Gruppen müssen zusätzlich zu den bestehenden Förderungen Finanzierungsangebote geschaffen werden. Eine Möglichkeit wäre eine Kreditausfallshaftung durch die öffentliche Hand. Eine weitere Alternative könnte die Schaffung einer Finanzierung nach dem Euro-PACE-Modell sein: eine Kommunalverwaltung erlaubt dem privaten Sektor, das kommunale Gebührenerhebungssystem zur Rückzahlung der Anfangsinvestitionen zu nutzen. Die Rückzahlung ist dadurch an die Immobilie und nicht an den/die Kreditnehmer*in gebunden, wodurch die Kreditvergabe erleichtert wird.

3. Die Leistungsfähigkeit der Branche.

Ist das bis 2035 schaffbar? Um das Ziel zu erreichen müssen 40.000 Ölheizungen pro Jahr umgestellt werden! Im aktuellen Regierungsprogramm ist festgelegt, dass ab 2040 keine fossilen Energiequellen – also Erdöl, Erdgas oder Kohle – zum Heizen verwendet werden dürfen. Für Ölheizungen soll ein konkreter Ausstiegsplan festgelegt werden:

  • Ölheizungsverbot für Neubau (ab 1.1.2020) – bereits in Kraft
  • Erneuerbaren-Gebot bei Heizungstausch ab 2022
  • Tausch-Gebot ab 2025 für Ölheizungen älter als 25 Jahre
  • ab 2035 dürfen keine fossilen Ölheizungen mehr in Betrieb sein.

Im Zeitraum von 2004 bis 2018 ist die Zahl der Ölheizungen in Österreich von 911.000 auf 626.000 gesunken. Damit wurden ca. 20.000 Ölheizungen pro Jahr umgestellt. Zusätzlich wurden noch rund 6.000 alte Ölheizungen pro Jahr durch neue Ölheizungen ersetzt. Um alle noch bestehenden Ölheizungen bis zum Jahr 2035 auszutauschen, müssen künftig 40.000 Heizungen pro Jahr umgestellt werden.

Ein Liniendiagramm, das zeigt, dass die Anzahl zwischen 2004 und 2019 bereits von 900.000 auf 600.000 gesunken sei und bis 2035 auf 0 sinken soll.
Anzahl der Haushalte mit Ölheizungen, bisherige Entwicklung 2004 – 2018 sowie geplante Entwicklung bis 2035. Grafik: ÖGUT, Quelle: statistik.at sowie bmk.gv.at, Daten 2019 – 2035 auf Basis des Reduktionsziels der Österreichischen Wärmestrategie interpoliert.

Betrachtet man die Dynamik des Heizungsmarkts in der Vergangenheit, so erscheint diese Menge bewältigbar. Die Verkaufszahlen der installierten Biomasseheizungen variierten in den letzten 20 Jahren zwischen 10.000 und 22.000 Anlagen pro Jahr (siehe Abbildung). Die jährlich installierten Heizungswärmepumpen sind von 2.000 Anlagen pro Jahr im Jahr 2000 auf rund 23.000 Anlagen pro Jahr (2019) gestiegen.

Das Balkendiagramm zeigt große Variation in der Installation - besonders starke Jahre lagen zwischen 2005 und 2013 mit einem Einbruch 2007.
Leistung und Anzahl der zwischen 2001 – 2019 installierten Biomassekessel. Quelle: „Marktinformation Biomasseheizungen, Teil 5“, www.klimaaktiv.at
Das Balkendiagremm zeigt die stärkere Installation von Brauchwasserwärmepumpen in den 80ern und den starken Anstieg der Heizungswasserwärmepumpen seit etwa 2000.
Brauchwasser- und Heizungswärmepumpen in Österreich bis 2019. Quelle: „Innovative Energietechnologien in Österreich Marktentwicklung 2019“, nachhaltigwirtschaften.at

Die zentrale Voraussetzung für den Umstieg

Voraussetzung dafür, dass der Umstieg gelingt, ist ein rechtlich verbindlicher, langfristiger Fahrplan für die Ablöse fossiler Heizungen. Dieser ist für die ausführenden Unternehmen wie auch für Gebäudeeigentümer*innen wichtig, denn:

  • Ausführende Unternehmen müssen gegebenenfalls ihre Personalressourcen ausbauen und Fachkompetenzen erweitern.
  • Gebäudeeigentümer*innen brauchen Klarheit, wie lange sie ihre Ölheizung noch betreiben dürfen, um den besten Zeitpunkt für den Heizungstausch zu erkennen.

Was kommt statt der Ölheizung in den Keller?

  • Pellets, Hackschnitzel oder Stückgut: Als Ersatz für Ölheizungen kommen z.B. Biomasseheizungen in Frage. Je nach Möglichkeiten für Lagerung und Wärmebedarf können diese mit Pellets, Hackschnitzel oder Stückgut betrieben werden. An das Wärmeabgabesystem und die Vorlauftemperaturen werden dabei keine besonderen Ansprüche gestellt. Die bestehenden Heizkörper können unverändert weiterverwendet werden.
  • Wärmepumpen: Eine andere Heizungsalternative sind Wärmepumpen. Je nach Möglichkeiten des Grundstücks werden dabei die Erdwärme, das Grundwasser oder die Außenluft als Wärmequelle verwendet. Allen Wärmepumpen gemeinsam ist, dass der Wirkungsgrad umso besser ist, je niedriger die Vorlauftemperatur des Wärmeabgabesystems (z.B. der Heizkörper) ist. Dies kann bei manchen Gebäuden dazu führen, dass die Heizkörper getauscht werden müssen oder eine Flächenheizung (Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung) eingebaut werden muss.

Was kostet der Umstieg?

Ist die bestehende Ölheizung schon alt und steht eine Erneuerung der Heizung an, so muss der/die Hauseigentümer*in mit folgenden Anfangs-Investitionskosten rechnen:

  • Neue Ölheizung ca. 10.000 Euro
  • Pelletsheizung ca. 25.000-30.000 Euro
  • Luft-Wärmepumpe ca. 10.000-20.000 Euro
  • Grundwasser-Wärmepumpe ca. 15.000 – 20.000 Euro
  • Erdwärme-Wärmepumpe ca. 20.000-30.000 Euro

Langfristig rechnen sich die etwaigen Mehrkosten für ein nachhaltiges Heizungssystem, da die jährlichen Betriebskosten (Energiekosten, Service, Wartung und Reparatur) bei Biomasse- und Wärmepumpenheizungen niedriger sind als bei einer Ölheizung. Derzeit (Stand 11.1.2022) liegt der Heizölpreis mit 89,19 Euro/100 Liter um rund 30% über dem Heizölpreis zur Zeit der Studienerstellung im März 2021).

Es gibt derzeit so hohe Förderungen wie noch nie!

Für den Umstieg zu klimafreundlichen Heizsystemen gibt es seitens des Bundes und zusätzlich von jedem Bundesland Förderungen, die so hoch sind wie noch nie. Die beste Zeit für einen geförderten Umstieg ist jetzt!

Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) fördert

  • den Ausstieg aus Ölheizungen mit max. 7.500.- Euro und max. 50% der förderfähigen Kosten für ein Ein- bis Zweifamilienhaus im Rahmen der Initiative „Raus aus Öl und Gas“: www.umweltfoerderung.at/privatpersonen
  • einkommensschwache Haushalte bei der Umstellung von fossil betriebenen Raumheizungen auf nachhaltige klimafreundliche Heizungssysteme mit der Initiative „Sauber heizen für alle“ für Private 2022. Über www.umweltfoerderung.at  können seit 3.1.2022 Einzelpersonen um Förderungen ansuchen.

Zusätzlich wird der Ausstieg noch von den einzelnen Bundesländern mit 3.000 bis 6.000 Euro gefördert.

Und was ist mit der fossilen Gasheizung?

Alles zum Thema „Raus aus Gas – Über die Zukunft des Heizens in der Stadt“

Weiterführende Links: