Heizen in der Wohnung:
Holz statt Gas
Was Sie beim Einbau eines Kaminofens in Ihrer Wohnung beachten müssen. Roswitha M. Reisinger hat nachgefragt.
Es ist das dritte Mal, dass ich ernsthaft daran denke, einen Kaminofen in meine Wohnung einzubauen. Die Ende der 1990er-Jahre gebaute Wohnhausanlage ist ganz gut gedämmt, der Heizwärmebedarf beträgt 60 KWh/m2/a. Eines aber hat mich schon vor knapp 25 Jahren geärgert: Das Haus wird mit Gas beheizt – eine bequeme und quasi „saubere“ Energie, sagen viele. Dass dem nicht so ist, wissen wir spätestens seit der Klimakonferenz von Paris 2015. Die Sorge vor einem Blackout und die Abhängigkeit von russischem Gas haben meinen Wunsch nach einer umweltfreundlichen, stromunabhängigen und regionalen Heizung verstärkt. Die Idee: Ein mit Holz beheizter Kaminofen.
Ich werfe einen Blick auf den Bauplan unserer Wohnungsanlage: Es gibt einen zweiten Kamin. Wunderbar!
Dann frage ich bei meiner Wohnungsgenossenschaft nach, ob der Einbau eines Kaminofens möglich ist und was ich beachten muss. Es dauert ein paar Wochen, aber dann habe ich eine Antwort: Die Errichtung einer zusätzlichen Heizung ist möglich. Das zusätzlich ist unterstrichen. „Die Heizmöglichkeit erfolgt aus Gründen der persönlichen Vorliebe.“ Das scheint deshalb so betont zu werden, damit die Kosten für die Errichtung und den Betrieb allein bei mir liegen und ich auch die Kosten der Gastherme weiterhin bezahlen muss.
Weiters werde ich informiert, dass Folgendes zu klären ist:
- Der zuständige Rauchfangkehrer muss sein ok geben, einen Kaminbefund durchführen, die Heizung bei der Behörde melden und den Ofen abnehmen.
- Der Ofen muss durch ein konzessioniertes Unternehmen eingebaut werden.
- Falls der Kamin zu niedrig ist muss ich die Verlängerung bezahlen. Bei meinen Recherchen finde ich heraus, dass das vor allem der Fall sein kann, wenn Nachbarn eine automatische Wohnraumlüftung haben. Denn dort darf die Abluft des Ofens nicht angesaugt werden.
- Auch das Gewicht des Ofens spielt eine Rolle: wenn er mehr als 200 kg schwer ist braucht es eine Unbedenklichkeitserklärung bzw. das Gutachten eines Statikers. Das ist für mich als Laiin ein seltsamer Grenzwert. Denn in der NÖ Bauordnung steht, dass Decken eine Belastung von 500 kg pro Quadratmeter aushalten müssen.
Uff! Das klingt nach ganz schön viel Aufwand.
Dann möchte ich mir im nächsten Schritt mal Öfen ansehen und herausfinden, ob sie mir überhaupt zusagen und was sie können. Dafür begebe ich mich zu Meister Nentwich, in die „World of Fire“ in Perschling bei St. Pölten.
Und das ist der wirklich lustvollste Teil dieser Geschichte: Das Angebot ist riesig und optisch wunderschön - vom simplen Schwedenofen über Kaminöfen mit Speichermöglichkeit bis hin zu Öfen mit Kochplatten, Wasserschiffen und Backrohren.
Folgendes finde ich heraus:
Raumbedarf / Gewicht:
Für kleine Öfen braucht man erstaunlich wenig Platz. Eine Tiefe von 60 cm reicht im allgemeinen aus um genug Platz für Ofen und Ofenrohr zu haben. Die Breite beginnt ab ca. 50 cm; das Gewicht ab 120 kg. Öfen mit Speichermasse sind entsprechend schwerer (ab 300 kg).
Heizmaterial & Umweltfreundlichkeit:
Beheizt werden die Öfen mit Stückholz, mit Pellets oder beidem (Kombi- oder Hybridofen), je nach persönlicher Vorliebe. Vor allem in städtischen Gebieten kann es sein, dass nur Pellets erlaubt sind. Fragen Sie Ihren Rauchfangkehrer. Blackout-tauglich ist allerdings nur ein Stückholzofen, denn die Pellets werden mit einer elektrisch angetriebenen Schnecke in den Brennraum transportiert.
Der Ofen sollte auch umweltfreundlich betrieben werden können. Das erkennen Sie daran, dass er das Umweltzeichen UZ37 trägt. Laut Nentwich ist das bei allen Öfen, die im Fachhandel erhältlich sind, der Fall.
Wärmebedarf:
Ein Kaminofen kann nur das Zimmer, in dem er steht, beheizen und ein wenig Wärme in die umliegenden Räume abgeben. Das sollte man bei der Berechnung der Leistung berücksichtigen. In meinem Fall sind das das drei Räume mit etwa 50 m2. Markus Nentwich: „Überschlagsmäßig können Sie mit einem kW Leistung pro 10 m2 rechnen“. In meinem Fall wären das also etwa 5 kW. Das liegt am unteren Ende bei den angebotenen Öfen.
Haben Sie genug Luft?
Damit ein Feuer gut brennt braucht es Luft, genauer gesagt 11m3 pro kg Holz. „Stellen Sie sich eine PET-Flasche vor, aus der Sie die Luft raussaugen. Sie zieht sich zusammen. Und das ist auch beim Heizen so, wenn nicht genug Luft von außen reinströmt,“ erklärt Nentwich. Bei vielen interessierten Kund*innen ist nicht genug Luft für die Verbrennung da: Die Fenster sind dicht, der Kamin, wenn es überhaupt einen gibt, hat keinen Zuluftschacht. Dabei würde der bei der Erichtung des Gebäudes nur 400,- Euro kosten. Der nachträgliche Einbau einer sogenannten Zwangslüftung über Fenster oder Außenwand ist natürlich nicht optimal und mit hohen Kosten verbunden, wenn sie nicht sogar vom Gebäudeeigentümer untersagt wird. Da muss ich also nochmal zurück an den Start und mit der Wohnungsgenossenschaft oder dem Rauchfangkehrer reden.Zu Problemen führen kann auch ein Dunstabzug, der ins Freie führt (braucht 250m3 pro Stunde) oder eine Gastherme, wenn sie nicht „raumluftunabhängig“ ausgeführt ist. Beides ist unbedingt mit dem Rauchfangkehrer zu besprechen.
Kosten für Errichtung und Betrieb eines Kaminofens
Errichtung:
- Bis zu Euro 2.000,- kann die Abklärung kosten, ob die Errichtung überhaupt möglich ist und die Durchführung der dazugehörigen Vorbereitungsarbeiten (Kamin, Statik, Zwangslüftung,..).
- Das Aufstellen, Installieren und Abnehmen des Ofens kostet in etwa 1.500,- bis 2.000,- Euro.
- Der Ofen selbst kostet ab Euro 1.000,- aufwärts.
Laufende Kosten:
- Kehrungen: 2 Kehrungen pro Jahr kosten ca. 100.- Euro.
- Heizmaterial: Die Kosten für Stückholz betragen ab Euro 80,- für Weichholz mit 33 cm Länge, für Hartholz ab Euro 100,- pro Raummeter. Pellets in Säcken kosten durchschnittlich 5,33 € je 15-kg-Sack (bei Bestellung einer Palette) oder 35,56 Cent/kg.
Wichtig!
- Fragen Sie Ihren Vermieter, ob eine Umstellung auf eine erneuerbare Zentralheizung/ ein Fernwärmeanschluss in näherer Zukunft geplant ist. Denn dann ist es sinnvoller, sich in diesen Prozess einzuklinken und nicht doppelt zu moppeln.
- Auf jeden Fall benötigen Sie eine schriftliche Genehmigung Ihres Vermieters.
- Klären Sie die technischen und rechtlichen Voraussetzungen mit Ihrem*r Rauchfangkehrer*in (Statik, Kaminanschluss, Bewilligungen,..).
Das sollten Sie auf keinen Fall tun
- Verwenden Sie keine „selbstgebastelten“ Kaminanschlüsse oder dergleichen.
- Gehen Sie niemals ohne Rücksprache mit dem*r Rauchfangkehrer*in vor.
- Verbrennen Sie niemals Müll im Ofen.
So können Sie die Qualität des Ofens einschätzen und umweltfreundlich heizen
- Der Ofen sollte das Umweltzeichen UZ37 haben, damit ein gutes Emissionsverhalten sichergestellt ist.
- Vewenden Sie ausschließlich den richtigen Brennstoff: Stückholz (Wassergehalt max. 20%) oder naturbelassene Holzbrennstoffe (Holzbriketts, Pellets).
- Beachten Sie, dass sie das Holz von oben anzünden. Nur so verhindern Sie eine erhöhte Feinstaubemission.
Weiterführende Informationen:
- World of Fire
- Alles rund um Öfen: www.richtigheizen.at
Mehr zum Holz
Stückholz
Stückholz ist der traditionelle Holzbrennstoff. Je nach Heizanlage werden Holzscheite mit 33 cm, 50 cm oder 1 m angeboten. Wichtig ist ein geringer Wassergehalt, der durch aufschichten und trocknen an der Luft über 2 Jahre erreicht wird. Ein Raummeter (rm) trockenes Weichholz hat einen Energiegehalt von rund 1.400 kWh, ein Raummeter Hartholz 1.900 kWh. Je Kilogramm ist der Heizwert unabhängig von der Holzart etwa 3,7 kWh/kg. Damit entsprechen 3.000 Liter Heizöl EL etwa 16 rm Hartholz bzw. 22 rm Weichholz.
Hackschnitzel
Hackgut ist maschinell zerkleinertes, naturbelassenes Holz etwa aus der Waldpflege oder aus Sägenebenprodukten. Es wird in Stückgrößen unter 30 mm (G30) oder 50 mm (G50) angeboten. Zumeist wird es in Schüttraummeter gehandelt (srm), was ein Kubikmeter geschüttetes Hackgut bedeutet.
Auch hier ist es für eine effiziente, saubere Verbrennung notwendig, dass der Wassergehalt unter 30% (besser 25%) liegen. Der Energiegehalt von Hackgut G30 liegt bei rund 750 kWh/srm für Weichholz und bei 1.050 kWh/srm für Hartholz. Durch die geringere Energiedichte ist ein höherer Platzbedarf für die Lagerung notwendig, weshalb sich Hackgut für die Beheizung von größeren Gebäuden eignet, weniger für Einfamilienhäuser.
Pellets
Für Holzpellets wird frisch geschnittenes, naturbelassenes Holz wie Säge- oder Hobelspäne unter hohem Druck und hoher Temperatur in Stäbchenform gepresst. Holzpellets weisen einen geringen Aschegehalt und einen hohen Heizwert von 4,8 kWh/kg auf. Damit entsprechen 2 kg Pellets etwa einem Liter Heizöl. Durch die hohe Energiedichte von 650 kWh/srm ist in aller Regel auch kein größerer Lagerraumbedarf als für Heizöl notwendig.
Beim Kauf von Holzpellets sollte darauf geachtet werden, dass diese das Qualitätssiegel ENplus tragen. Dies garantiert qualitativ hochwertig produziert- und gelieferte Pellets, die alle Anforderungen an Heizwert, Wasser- und Aschegehalt, Größe und Abrieb erfüllen.