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Hainburg: 35 Jahre nach der Aubesetzung

Kalte Wintertage und -nächte in den Lagern von Stopfenreuth: Die Besetzung der Hainburger Au im Dezember 1984, um die Errichtung eines großen Donaukraftwerks zu verhindern, gilt als Sternstunde der direkten Demokratie in Österreich.

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Zeltlager in der Au. Foto: Golebiowski/Navara Golebiowski/Navara

In den Stolz auf das Erreichte mischt sich die Sorge um weiterhin ungeschützte Flüsse

Der WWF Österreich war damals Initiator der „Rettet die Au“-Kampagne und zieht eine durchwachsene Bilanz: „Wir sind glücklich, dass die Donau-Auen heute als Nationalpark geschützt sind und die Aubesetzung bei vielen Menschen ein Umdenken bewirkt hat. Bürgerinnen und Bürger verlangen seither von der Politik, dass ökologische Aspekte bei ihren Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen“, erklärt WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides. „Auf der anderen Seite schmerzt, dass in Österreich seit 1984 viele neue Wasserkraftwerke gebaut wurden; allein 100 in den letzten fünf Jahren, und sogar in Schutzgebieten. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Roten Listen immer länger und die Hochwässer immer gefährlicher werden", gibt Johanides zu bedenken.

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Projektgebiet des geplanten Kraftwerks Hainburg, Grafik: Navara, nach den Originalplänen der DOKW. Die Schwalbeninsel (unten im Bild) wäre im Stausee verschwunden. Navara

Wenngleich in den letzten Jahrzehnten viele Umweltfragen in Angriff genommen wurden, hat sich in der offiziellen Energiepolitik nicht wirklich Entscheidendes bewegt: Wie damals an der Donau, bestimmen auch heute vorwiegend Kraftwerksgesellschaften das Geschehen an Österreichs Flüssen und dem Öffentlichen Wassergut. Statt Fließgewässer wieder mehr mit ihrer Landschaft zu vernetzen und den ökologischen Hochwasserschutz zu fördern, werden die vielfältigsten und artenreichsten Lebensräume, die unsere Natur zu bieten hat, Stück für Stück degradiert oder zerstört.

Hainburg liegt heute beispielsweise in Tirol, wo die Tiroler Wasserkraft AG für das Megaprojekt „Ausbau des Kraftwerks Kaunertal“ letzte intakte Wildflüsse ableiten und ein unberührtes Hochtal aufstauen will. „Die TIWAG spielt dabei massive Naturzerstörung plump gegen den Klimaschutz aus und tarnt sie als Beitrag zur Energiewende. In Wahrheit geht es im Kaunertal nicht um grüne Energiegewinnung zur Förderung der Tiroler Stromautonomie, sondern die Kraftwerksgruppe produziert vorwiegend für den Export“, stellt Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol, klar. Im Jahr 30 nach Hainburg brauche die Österreichische Energiepolitik endlich den Mut zu einer echten naturverträglichen Energiewende, die ohne unnötige Zerstörung letzter Lebensadern auskommt.

In den 1990er Jahren entstand beim WWF auch erstmals die Idee, intakte Flussstrecken im Rahmen eines „Masterplans“ zu Tabuzonen für die Wasserkraft zu erklären, um sie für nachfolgende Generationen zu erhalten. Viele der damals gemeinsam mit dem heutigen Umweltministerium zu „Flussheiligtümern“ ernannten Juwelen wie die Schwarze Sulm, die Ybbs oder die Isel, sind heute immer noch nicht ausreichend geschützt.

Heute sind bereits 86 Prozent der Österreichischen Flüsse und Bäche ökologisch beschädigt. In punkto Gewässerstruktur gehört Österreich zu den Schlusslichtern innerhalb der EU.

Eine Chronologie der Hainburg-Ereignisse finden Sie auf der Website des Nationalparks Donau-Auen unter www.donauauen.at

Die Nationalpark Donau-Auen GmbH setzt zu diesem Themenkreis einen Schwerpunkt:

Eine umfangreiche Infothek stellt eine Fülle an Originaldokumenten und vielfältige Informationen zum Werdegang des Nationalparks bereit - von frühen Schutzbemühungen verschiedener Akteure und die Zeit der Kraftwerksplanung über den „Kampf um die Hainburger Au“,  bis zur Gründung des Nationalparks im Jahr 1996.

Die neue Infothek kann entweder über das Menü auf der Startseite von www.donauauen.at oder über den direkten Link http://infothek.donauauen.at aufgerufen werden.