Neue Richtlinien für gesunde Ernährung
Ernährungsbedingte Krankheiten sind Europas größtes Gesundheitsproblem. Die Europäische Behörde Für Lebensmittelsicherheit hat deshalb neue Ernährungsrichtlinien herausgegeben.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebs, Erkrankungen der Atemwege: Die sogenannten NCDs (nicht übertragbare Krankheiten) machen in der EU 77 Prozent aller Krankheiten und 86 Prozent der frühzeitigen Mortalität aus. Sie hängen nachweislich mit ungesunder Ernährung und Übergewicht zusammen. „Die ernährungsbedingten Krankheitsauslöser sind vor allem eine zu hohe Aufnahme von Energie, gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Zucker und Salz und eine zu geringe Aufnahme von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten“, sagt Univ. Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE).
- Weltweit sind in 46 Ländern mehr als 50 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös, in einigen Ländern sogar 70 Prozent.
- Übergewicht und Adipositas sind in 20 Ländern Europas für rund 320.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
EFSA-Ernährungsrichtlinien
Die European Food Saftey Authority (EFSA) hat nun neue Ernährungsrichtlinien veröffentlicht. Diese geben erstmals klar definierte Aufnahmeempfehlungen für Energie, Kohlenhydrate, Protein, Fett und Wasser, individuell abgestimmt auf Alter, Geschlecht, PAL (Leistungsumsatz, also die Menge an Energie, die zusätzlich zum Grundumsatz benötigt wird, um körperliche Leistungen vollbringen zu können) und die individuelle Lebenssituation (z.B. Schwangerschaft, Stillzeit etc.).
Für die Darstellung dieser Ernährungsempfehlungen bevorzugt das ÖAIE den "gesunden Teller" der Harvard Medical School mit vier unterschiedlich großen Anteilen von Gemüse, Obst, Vollkorn- und Eiweißprodukten. Die bisherigen Ernährungspyramiden seien ineffektiv und hätten nicht zu einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten geführt. Ob dies mit der neuen Darstellung besser gelingt, bleibt abzuwarten.
Die Empfehlungen: Weniger Proteine
Kohlenhydrate dürfen etwa 45 bis 60 Prozent der zugeführten Gesamtenergie ausmachen. Wobei eine Aufnahme von über 20% der Energie in Form von Zucker zwar Triglyceride und Cholesterin erhöhen können, doch gibt es laut EFSA-Richtlinien für eine Forderung nach einer Obergrenze oder einer Reduktion der Zuckeraufnahme auf unter 10 Prozent keine Evidenz.
Hingegen wird empfohlen, eine geringere Menge Proteine aufzunehmen, als bisher, nämlich nur mehr 0,66 g/kg Körpergewicht/pro Tag anstatt 0,80 g. Eine 60 kg schwere Person könnte demnach knapp 40 g Protein pro Tag essen.
Ebenfalls genau definiert werden die Richtwerte für die Aufnahme von Fett (mind. 20 bis 35 Prozent der Gesamtenergie) und für diverse Fettsäuren.
Diese neuen EFSA-Richtlinien sollten die Grundlage für alle Ernährungs-Guidelines sein.