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Faktencheck Elektroauto

Über kaum ein anderes Thema wird in Sachen Klimaschutz derart hitzig diskutiert wie über das Elektroauto. Ein objektiver Faktencheck.

Ein Elektroauto an einer Ladesäule angeschlossen.
Foto: Andreas160578/Pixabay

Matthias Komarek, Energie- und Mobilitätsexperte bei der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, hat die Fakten zu den häufig genannten Kritikpunkten zusammengestellt - Nützliche Informationen für die Diskussion in Ihrer nächsten Runde.

1. Elektroautos sind (viel) teurer als Benziner oder Dieselautos.

Ja, das stimmt, wenn man nur den Kaufpreis betrachtet. Für Wartungs- und Betriebskosten brauchen Sie nur etwa die Hälfte kalkulieren, bei den aktuell hohen Preisen für Benzin und Diesel noch weniger. Besonders lukrativ wird es, wenn Sie Strom aus der eigenen PV-Anlage laden. Zusätzlich entfallen die Kosten für die motorbezogene Steuer, es wird keine Normverbrauchsabgabe (NoVA) verrechnet und obendrauf gibt es noch Förderungen.

2. Mit einem Elektroauto komme ich ja nicht weit!

So 200 bis 250 Kilometer sind mit den gängigen Modellen problemlos zu schaffen, bei manchen Modellen mehr. Das reicht völlig für den Alltag. Für Ausflüge mit einer weiteren Distanz ist das Schnellladenetz gut ausgebaut. Mit kurzen Pausen erreicht man auch entferntere Ziele.

3. Und im Winter?

Ein Elektroauto hat im Winter eine etwas geringere Reichweite, weil eine kältere Batterie weniger Energie bereitstellen kann. Die Heizung selbst wirkt sich nicht besonders aus, sie hat sogar den Vorteil, dass es sofort warm wird, weil man nicht auf die Abwärme des Motors warten muss.

4. Wo soll der viele zusätzliche Strom herkommen, den wir für die Elektroautos brauchen?

Elektroautos sind viel effizienter als Verbrenner und brauchen deshalb viel weniger Energie. Optimal ist natürlich eine eigene PV-Anlage. Mit nur einem Quadratmeter kann man pro Jahr Strom für 1.000 Kilometer erzeugen. Ein einziges modernes Windrad kann mehr als 3.000 Elektroautos mit Strom versorgen.

5. Wäre es nicht gescheiter, auf das Wasserstoffauto zu warten?

Nein. Mit dem Elektroauto fahre ich circa fünf bis sechs Kilometer mit einer Kilowattstunde. Wird die gleiche Menge Strom vorher in Wasserstoff umgewandelt, reicht die Energie nur mehr für zwei bis drei Kilometer. Ich muss also für die gleiche Strecke mindestens das doppelte an Strom produzieren. Wasserstoff kann für LKWs und Schiffe und in der Industrie eine relevante Alternative zu Erdgas, Erdöl und Kohle werden.

6. Elektroautos sind wegen der Batterien genauso umweltschädlich wie andere Autos.

In den Batterien befinden sich wertvolle Rohstoffe, deren Abbau ökologisch und sozial bedenklich sein kann. Da gibt es, genauso wie bei der Gewinnung von Öl, durchaus noch Optimierungspotenzial. Der Vorteil ist jedoch, dass ein Großteil der Rohstoffe aus den Batterien wiedergewonnen werden kann. Hingegen ist das Öl nicht nur verbrannt, es macht uns in Form von CO2 größte Probleme.

7. Und wie lange halten diese Batterien?

Lithium-Ionen-Akkus sind auf die Lebensdauer des Autos ausgelegt. Sogar die Garantie der Hersteller liegt meist zwischen fünf und acht Jahren bzw. 100.000 bis 200.000 Kilometer – und das völlig wartungsfrei. Nach der Nutzung im Elektroauto können die Akkus noch als Speicher für den Strom aus der PV-Anlage verwendet werden.

8. Die Autos sind so leise, dass man sie kaum hört. Ist das nicht ein Sicherheitsrisiko?

Zuerst einmal ist es eine Entlastung für alle Menschen, die an viel befahrenen Straßen wohnen. Neu typisierte Elektroautos müssen bis zu einem Tempo von 20 km/h ein Warngeräusch von sich geben. Über 20 km/h erzeugen die Reifen ausreichend Geräusch, dass man das Fahrzeug kommen hört.

Fazit

Wer tatsächlich ökologisch unterwegs sein möchte, muss zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. Vergleicht man den gesamten Lebenszyklus – inklusive Energieaufwand bei der Herstellung und Entsorgung – emittiert ein Elektroauto um bis zu 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als ein Auto mit Verbrennungsmotor und ist damit ganz eindeutig eine umwelt- und klimaschonende Alternative.