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Tierisches, allzu Tierisches

Editorial 4/2015

annemarieklein2
Herfert

Bevor ich mein Leben der ersten großen Entrümpelungsaktion unterzogen habe, befand sich in meinem Bücherschrank ein Stapel Rezepthefte. Vergilbtes Papier, manche eingerissen oder mit Eselsohren markiert, hie und da erinnerten Flecken an die vielen Speisen, die daraus nachgekocht worden waren. „Wiener Küche“ nannte sich die Reihe von Franz Ruhm, herausgegeben in einer Zeit, in der mit Lebensmitteln sparsam umgegangen wurde. Da gab es Kuchen mit nur zwei Eiern, oder Tipps, wie man einen faschierten Braten strecken kann. Und natürlich viele Rezepte, die ganz ohne Tierisches auskamen.

Seit Jahrzehnten haben wir das Glück, in großer Fülle zu leben. Fleisch wurde zu einem Maßstab dafür. Jeder soll sich Fleisch leisten können, lautet das Mantra der zivilisierten Welt, und die Supermärkte liefern sich einen Wettkampf um den Fleischpreis. Leidtragende sind die Tiere, die ihr kurzes Leben in viel zu enge Ställe gepfercht fristen. Was tun? Weniger Fleisch essen? Das kann nur gut und gesund sein. Und Eier und Milch sparsam zu verwenden, ist ein Zeichen der Achtsamkeit gegenüber dem Tier. Aber muss man gänzlich auf alle Produkte vom Tier verzichten?

Wir wollten es genau wissen und sind im Schwerpunkt dieser Ausgabe den vielen Fragen rund um eine vegane Lebensweise nachgegangen. Dabei geht es nicht nur ums Essen. Überzeugte Veganer meiden Honig und Bienenwachs ebenso wie Seide, Wolle oder Leder. Fast ist ein Gegentrend zur Ökologiebewegung entstanden, die Plastik an den Füßen und Erdöl auf der Haut eher akzeptiert als Lederschuhe und Bienenwachscreme. Beispiele, wie sich vegan und ökologisch in Einklang bringen lassen, finden Sie in dieser LEBENSART.

Einen schönen Sommer wünscht Ihnen

Annemarie Herzog