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Dem Erdäpfelgeschmack auf der Spur

Wer glaubt, die Erdäpfel ließe sich auf zwei Sorten reduzieren, nämlich "festkochend" oder "vorwiegend festkochend", hat sich noch nicht auf die Spuren der aromatischen Vielfalt gemacht. Wir haben vierzehn Sorten verkostet - und Knollen in gelb, rot oder sattem Blau bestaunt.
erdapfelverkostung
Das Verkostungsteam: Lothar Greger, BIO AUSTRIA, Barbara van Melle, Slow food, Peter Zipser, Arche Noah, Viktora Scherrer, Annemarie Herzog, lebensART Schmücking

Nicht dass ich besonders viel von Diäten halten würde, aber seit einigen Tagen bin ich zumindest davon überzeugt, dass folgende funktioniert: Essen sie soviel Sie wollen - doch immer nur vom gleichen Lebensmittel.

So gesehen hat Bio Austria Ende September zur Kartoffeldiät für einen Abend geladen. Wenn die einzelnen Kostproben auch ausgezeichnet waren, hielt sich die Vorfreude auf den nächsten Bissen spätestens ab Sorte sieben in Grenzen. Umso höher ist es zu bewerten, wenn ein Erdäpfel mit hoher Startnummer noch ein Lächeln auf die Gesichter der Jury zaubern konnte?

Unter der fachmännischen Leitung von Jürgen Schmücking traten Barbara von Melle, Leiterin des Slow Food Convivium Wiens, Peter Zipser, Obmann der Arche Noah, Lothar Greger, Bio Austria, Annemarie Herzog, Chefredakteurin der Lebensart und meine Wenigkeit an, um die Geschmackswelten der unterschiedlichsten Bio-Kartoffelsorten zu ergründen.

So wurde Sorte für Sorte geschnuppert, gedrückt, geknackt und gekostet. Und natürlich philosophiert und phantasiert, was man aus den Knollen in der Küche nicht alles zaubern könnte.

Zum Beispiel ein Mahl, um den nervenden Gatten zu quälen. Kaum zu glauben, aber die durchtriebene Nicola macht das möglich. Denn während die Damen der Runde sie als äußerst wohlschmeckend empfanden, sprachen die Herren von einer Bitterkeit, die offensichtlich nur ihre testosteron-geprägten Gaumen wahrnehmen konnten.

Für leuchtende Augen sorgte hingegen das Rotaugerl. Mit seinem Duft flackerten Lagerfeuerromantik und Kindheitserinnerungen auf. Einstimmig eine Kartoffel wie sie sein sollte. Optisch besonders überzeugen konnten auch die rotschalige Rosval und die Blue Salad Potato. Doch während erstere auch geschmacklich ihr Versprechen hielt, sorgte die blaue Schönheit hauptsächlich für Showeffekte. Eine Wohltat für den Gaumen war hingegen (und das mit Startnummer zwölf!) die sanfte Barbara, deren Namensgefährtin wusste, warum diese delikate Sorte so selten angeboten wird. Ihr Ertrag hält sich nämlich leider sehr in Grenzen. Als passionierte Hobbykartoffelbäuerin konnte Frau von Melle auch das Geheimnis der Trüffelkartoffel lüften. Nachdem die schwarze Knolle in der dunklen Erde kaum zu finden ist, "wühlt man bei der Ernte herum wie ein Trüffelschwein". Für den mittelmäßigen Geschmack ist das den Aufwand kaum wert.

Die gute Nachricht ist, dass es weder ein großes Geldbörsl noch den Spürsinn eines Suchtiers braucht, um wirklich gute Kartoffeln zu erhalten. Denn auch die so genannte Universal-Kartoffel Ditta, die allerorts erhältlich ist, wurde einstimmig für sehr gut befunden.

Fazit eines unterirdischen Abends: Unglaublich, fantastisch und wunderbar, welch eine Vielfalt diese Knollenfamilie zu bieten hat - doch viel Dank an Herrn Zipser, dass er nicht alle 270 Sorten, die es bei der Arche Noah gibt, mitgebracht hat...

 

 

Hier gibt es alte Kartoffelsorten:

Naturkost St. Josef, Zollergasse 26, Wien, T 01/5266818

Naturkost "aus gutem grund", Endressstraße 113, 1230 Wien, T 01/8881038

Demeterhof Hobiger, Freidreichs 16, 3922 Groß Schönau, T 02815/6240

Biohof Weisgram, Loimanns 45, 3874 Litschau, T 02865/452

Biohof Fleischanderl, Schöndorf 2, 4193 Schöndorf, T 07214/40760

Biobauernhof Walter Scharler, Wetzawinkel 25, 8200 Gleisdorf

Stuhler Michael, Hintermanngütl Gadaunern 70, 5630 Bad Hofgastein 06432/2561

Geißler Bruno, Gottsreithweg 36, 5301 Eugendorf, 06225/8616

Glatzl Josef, Dorfstraße 22, 6425 Haiming, Tel: 05266/88013


Saatkartoffel: Arche Noah, www.arche-noah.at
 

Alle Bio-Kartoffelanbieter: www.biomaps.at