zum Inhalt springen

Das Risiko im Fluss

Die neuen Gefahren für unsere Gewässer: Industriechemikalien, Medikamentenrückstände, Pestizide und Hormone sind alles andere als umweltfreundlich.

wabwasserfotolia
Fischer beobachten seit Jahren Missbildungen der Geschlechtsorgane an männlichen Fischen. Die Hoden verkümmern, die Tiere verweiblichen und können sich nicht mehr fortpflanzen. Bild: Rémy MASSEGLIA/Fotolia

Englands Stare sind die besten Sänger. Mit ihren Liedern kriegen sie reihenweise die begehrtesten Weibchen herum. Doch die gefiederten Sangeskünstler sind rein biologisch betrachtet unterm Hund. Ihre Drüsen schütten falsche oder zu viele Hormone aus. Dadurch singen sie zwar wie Orpheus, ihr Immunsystem ist aber stark geschädigt. Zu seinem 200. Geburtstag wird Charles Darwin auf den Kopf gestellt. Die unfittesten Vögel pflanzen sich fort!

Hormonell wirksame Schadstoffe belasten die Flüsse. Bei den Lebewesen zeigen sich teilweise erschreckende Veränderungen.

Forscher der Universität im südenglischen Cardiff und des Max-Planck-Instituts in Seewiesen gingen dem Phänomen auf den Grund. Die Stare fressen Würmer, die sich im Schlamm von Kläranlagen tummeln. Die appetitlichen Happen sind jedoch voll gepumpt mit Hormonen, die in den Anlagen nicht abgebaut werden. Östrogene aus der Pille und chemisch verwandte Zusätze in Kunststoffen und Waschmitteln überdauern den Klärprozess. In der Folge verweiblichen die Stare.
Die Forscher konnten beweisen, dass das Repertoire der Vogel-Männchen mit steigender Hormonzufuhr größer wird. Östrogene sind für die Entwicklung der Gesangsleistung offenbar notwendig. Und so haben gerade die größten Pfeifen mit dem schlechtesten Immunsystem die besten Chancen. In der Folge geht die Population der Stare rapide zurück.

wcfotolia
Bild: Löhr/Fotolia

Getrenntes Pinkeln schont die Umwelt!
Urin ist sehr nährstoff-reich. Sein Anteil am Abwasservolumen liegt bei knapp einem Prozent, dennoch stammen bis zu 80 Prozent aller Nährstoffe aus der gelben Flüssigkeit. Auch künstliche Hormone und Medikamente, die dem Körper zugeführt werden, scheiden wir über den Urin wieder aus.

Durch die Trennung des Urins vom restlichen Abwasser ließen sich Kläranlagen und Gewässer entlasten. Durch gezielte Behandlung des Urins ließe sich der Reinigungs-aufwand optimieren. So lautet jedenfalls das Ergebnis einer Schweizer Studie, nach der durch NoMix-Toiletten vor allem in Ländern mit schlechten sanitären Bedingungen ein wichtiger Beitrag zum Gewässerschutz geleistet werden könnte. Da Urin außerdem wichtige Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium enthält, könnte er als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden. Vorher geklärt werden muss allerdings die Frage der Wirkung und der Entfernung von Hormonen aus dem Abwasser.