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Das Geheimnis eines Mauerblümchens

Eigentlich könnte sie ein Star sein. Ihr Bekanntheitsgrad liegt bei über 99 Prozent und es gibt kaum jemanden der sie nicht mag. Dennoch führt sie in unserem kulinarischen Alltag ein Dasein als Mauerblümchen: die Karotte. Sie ist ja ganz nett, passt irgendwie immer, aber: sie ist eben nichts Besonderes. Wer das glaubt, der kennt sie nicht - und lässt sich vor allem einiges entgehen!
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Karotten müssen keinesfalls immer orange sein. Der Schneemann könnte auch eine violette Nase tragen. Fotolia/Debubska-Kubiak

Nach Tomaten und Zwiebeln sind Karotten das meist verwendete Gemüse der Österreicher. Fast sieben Kilogramm der Rüben isst jeder hierzulande pro Jahr. Aber so richtig bewusst ist das kaum jemand. Karotten isst man nebenbei, beilagig sozusagen. Nur manchmal, meist ganz zufällig, erhält man wieder einmal eine, die einen kurz innehalten lässt. Eine Karotte, die nicht nur ganz normal schmeckt sondern unglaublich gut. Wie kommt das nur?


Bedingt großartig
"Der Geschmack einer Karotte kann sich nur in der richtigen Umgebung optimal entfalten", erklärt Peter Zipser von der Arche Noah. Nachdem die gängig angebauten Sorten kaum in Österreich gezüchtet werden, ist es meist der pure Zufall, ob sie hier auf die richtigen Bedingungen stoßen. Davon weiß auch Biogemüsebauer Peter Lassnig zu berichten: "Ich habe in Deutschland eine ganz außergewöhnlich gute Karottensorte gekostet, sie natürlich sofort mitgenommen und hier angebaut." Das Ergebnis war anfangs allerdings leider enttäuschend. Es dauert seine Zeit bis sich das Gemüse an die lokalen Bedingungen anpassen kann. So wird gesät, verkostet, aussortiert und nur die besten werden wieder angebaut. Auf diese Weise hat Lassnig mittlerweile schon drei eigene Hofsorten kreiert, die geschmacklich überzeugen. "Wir von der Arche Noah machen regelmäßig Verkostungen, und dabei schneiden diese Karotten stets am besten ab", bestätigt Zipser.


Lasst sie blühen!
Zum größten Teil werden heutzutage allerdings ertragreiche Hybrisorten angebaut. Diese sind unfruchtbar und können daher nicht regional angepasst werden. Auch am Biohof Adamah wird daher fleißig gezüchtet und geforscht. Jürgen Renner vergleicht im Rahmen seiner Diplomarbeit Hybrid- und so genannte samenfeste Sorten. Letztere blühen im Zwei-Jahreszyklus und liefern keimfähiges Saatgut.
Auch diese überzeugen bereits geschmacklich die erste - allerdings ungebetene - Testgruppe: die Nagetiere. Diese naschen am Feld eindeutig lieber von den samenfesten Sorten. Menschliche Tester geben den Hybridsorten allerdings gar keine allzu schlechten Noten. "Diese schmecken ja nicht schlecht", meint Renner, "sondern einfach sehr gefällig. Die samenfesten Sorten sind hingegen spezieller." Sie sind also jene für Genießer.


Lesen Sie mehr in der lebensART Dezember 08/Jänner 09


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Sauber geputzte Karotten sehen sehr appetitlich aus. Besonders lagerfähig sind sie auf diese Weise allerdings nicht. Tomboy/Fotolia
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Twilight Art Pictures/Fotolia

Die drei größten Karottenirrtümer
Irrtum Nummer 1: Karotten sind orange
Aufgeweckte Geister werden nun rufen: "Nein, nein! Gelbe gibt es auch!" Aber wer weiß schon, dass es auch weiße oder violett-rote gibt? Diese stammen ursprünglich aus dem asiatischen Raum und sind die Vorfahren unserer relativ jungen, orangen Karotte.


Irrtum Nummer 2: Karotten sind karottenförmig
Nicht alle Karotten sind fünfzehn Zentimeter lang, schnurgerade und kegelförmig. Es gibt kleine und große (eine weiße Futterrübe kann bis zu einem halben Meter lang werden!), dicke und dünne, manche mit Verzweigungen und andere, die genauso breit wie lang sind, wie zum Beispiel die Ochsenherzkarotte.


Irrtum Nummer 3: Alle Karotten schmecken gleich
"Karotten können höchst unterschiedlich schmecken", weiß Peter Zipser von der Arche Noah. Die einen sind süßer, die anderen leicht bitterer, wieder andere enthalten mehr ätherische Öle und schmecken schlichtweg "karottiger". Hier hilft nur eines: sich durchkosten!
Derzeit befinden sich nur zehn bis 15 vorwiegend orange Karottensorten am Markt - es gibt allerdings hunderte Sorten! Fragen Sie nach - bei Ihrem Bio-Bauern oder im Bio-Markt.