Mehr Miteinander in der Arbeitswelt
Soziales Engagement macht Freude: Ekkehard Grübl und Daniela Castner integrieren Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund in die Arbeits- und Lebenswelt.
Ing. Ekkehard Grübl:
"Behinderte brauchen Menschen mit Mut und Verantwortungsbewusstsein"
Zwischen 2000 und 2005 war Ekkehard Grübl Gemeinderat und versuchte sich für Behinderte einzusetzen. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Dann kam Martin, ein junger Mann mit Muskelschwund. Er hatte seine Ausbildung absolviert und trotzdem keine Chance auf Anstellung. „Wahrscheinlich wäre die ganze Sache im Sand verlaufen, hätte mir nicht meine Frau Sabine ins Gewissen geredet, die Sache selbst in die Hand zu nehmen“ meint Grübl. Seitdem ist Martin bei ihm und erstellt Unterlagen für Anlagendokumentation, obwohl er heute nur mehr in der Lage ist mit der rechten Hand die Maus zu betätigen.
Grübls Firma beschäftigt sich mit Automatisierungs- und Elektrotechnik. Nur ein kleiner Teil der Arbeitsplätze ist geeignet, um sie mit Mitarbeitern mit Behinderung zu besetzen, denn rund 75% der Mitarbeiter verrichten ihre Arbeit auf europaweiten Baustellen. Grübl ist wichtig, dass die geeigneten Arbeitsplätze auch mit Menschen mit Beeinträchtigungen besetzt werden. Stolpersteine gäbe es für Unternehmer eigentlich keine, meint er. Es gehe darum, keine Scheu zu haben, ein Behindertenprojekt ins Leben zu rufen und dafür professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fehlinformationen und Halbwahrheiten, z.B. beim Kündigungsschutz oder bei der Barrierefreiheit, sollte man genau hinterfragen.
Sein Wunsch an LEBENSART-LeserInnen: Behinderte brauchen Lobbyisten. Selbstverständlich nicht solche, wie wir sie kennen, sondern Menschen mit Mut und Verantwortungsbewusstsein.
Infos: Ekkehard Grübl, www.gruebl-automation.at
Daniela Castner, Verein KUBRI:
"Tiefe Begegnungen erweitern den Horizont"
Auch an der Wiege von KUBRI - Kubri heißt auf arabisch ‚die Brücke‘ - stand das Problem eines Jugendlichen: Kaveh, 17 Jahre, konnte als afghanischer Migrant keine Lehrstelle finden. Daniela Castner wollte das nicht hinnehmen und verschaffte ihm eine Stelle als Bürokaufmann. Gemeinsam mit zehn weiteren interkulturellen WissenschafterInnen und BeraterInnen wollte sie junge Menschen tatkräftig und ganz konkret unterstützen, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden. Der Verein begleitet Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Familien durch die Wirren von beruflicher und persönlicher Identitätsfindung, indem sie Gespräche, Workshops, Unternehmungen und Unterstützung bei der Jobsuche anbieten
Castners persönliche Vision ist, dass alle ÖsterreicherInnen, die keine Probleme mit ‚Ausländern‘ haben, freundschaftlichen Kontakt zu einem einzigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund herstellen und sich regelmäßig für ihn Zeit nehmen. Castner:„Ich wünsche mir, dass wir verschiedene Identitäten in uns selbst ausbalancieren können und lernen, unsere Ängste zu zähmen. Das erweitert den Horizont und lässt Freude an Begegnungen, meist sehr tiefen, entstehen, und bereichert durch die Vielfalt.“
Von den LEBENSART-LeserInnen wünscht sie sich, dass sie sich in irgendeiner Art für junge MigrantInnen einsetzen, indem sie eine Initiative unterstützen, sich selbst weiterbilden oder sogar selbst aktiv werden und junge MigrantInnen betreuen.
www.kubri.at