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Wälder - Wisch und Weg

"flauschig und supersoft" sollen Klopapier und Taschentücher sein. Doch für die Erzeugung des reinweißen oder gar nach Menthol duftenden Stückchens Zellstoff wird indigenen Völkern die Lebensgrundlage entzogen.

Toilettenpapier Rollen.
Alexas Fotos/Pixabay

Können Sie sich noch erinnern? Sie waren damals so selbstverständlich wie die Recycling-Schulhefte - die grauen oder braunen Taschentücher der 80-er Jahre aus Altpapier mit den blassen Schriften, die sogar den Herbstschnupfen umweltverträglich und politisch korrekt überstehen ließen. Heute aber sind die flauschigen Klopapierrollen, Taschentücher und Haushaltsrollen zum überwiegenden Teil aus Frischholzfasern gemacht. Und dafür müssen immer mehr Wälder sterben. Denn statt aus Recyclingpapier oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft produziert, stammen unsere Schnäuz- und Wischtücher heute aus den Wäldern Osteuropas, Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Wir spülen ganze Wälder das Klo runter.

Illegal geschlägertes Holz und Monokulturen sind die Hauptursachen für die Zerstörung der letzten Regenwälder. Fünf bis zehn Prozent der nach Österreich importierten Holzprodukte kommen aus illegalen oder verdächtigen Quellen, hat der WWF Österreich errechnet. Der illegale Holzeinschlag ist weltweit das größte Problem bei der Vernichtung der Urwälder. In vielen waldreichen Ländern der Erde kontrollieren Mafia-artige Verbindungen Ernte, Transport, Weiterverkauf und den Export der Hölzer. In Russland gibt es Regionen, wo bis zu 50 Prozent der Bäume illegal geschlagen werden. Auch auf den Philippinen fallen fast 50 Prozent der Bäume illegal, in Indonesien sind es sogar 73 Prozent.

Auch in den letzten Wäldern Afrikas sind die Lebensräume von Waldelefanten und Berggorillas so bedroht, dass ein Überleben der Waldbewohner nicht mehr lange möglich sein wird. Die Verbindungen der illegalen Holzfirmen reichen bis in höchste Regierungskreise und die Korruption vereitelt oft wirksame Kontrolle. Für die einheimische Urbevölkerung wie die Pygmäen, bedeutet dies das Ende ihrer traditionellen Lebensgrundlage - Alkoholismus, Prostitution und die Slums der Großstädte sind ihre Zukunftsperspektiven. Inzwischen drängen Waldarbeiter in die früher entlegenen Gebiete. Mit ihren Gewehren erlegen sie die Waldtiere schneller als die Pygmäen und verdienen sich mit dem gewilderten Fleisch ein Zubrot. Durch den Verzehr dieses Wildfleischs tauchen neue Krankheiten auf. Der Abholzung folgen Bodenerosion und Überschwemmungen, die tausenden Menschen das Leben kosten. Die kaputten Waldflächen enden schließlich als Weideland oder als Monokulturen zur Steigerung der Gewinne ausländischer Konzerne.

Aber auch legal geschlägertes Holz ist nicht astrein und berechtigt uns nicht zu gewissenlosem Schnäuzen ins blütenweiße Taschentuch. Denn Plantagenholz wächst meist auf Flächen, die bis vor kurzem noch Regenwald waren. Jedes Jahr werden Singapur, Malaysia und die Insel Borneo in so dichte Rauchschwaden gehüllt, dass Millionen Menschen in der Region kaum mehr atmen können. 80 Prozent dieser Waldbrände, die große Teile Südostasiens vergasen, wurden künstlich gelegt um Platz für Plantagen und damit für Monokulturen zu gewinnen. Die letzten Lebensräume für den Sumatra-Tiger und die Orang-Utans auf Borneo verschwinden.

Für den Duft von Menthol werden Indianerdörfer zerstört

Im artenreichen atlantischen Küstenregenwald in Brasilien hinterließ der weltweit größte Eukalyptuszellstoff-Hersteller Aracruz eine Spur der ökologischen und sozialen Verwüstung. Aracruz zerstörte die Indianerdörfer und zwang die Kleinbauern zur Abwanderung. Auf über 250.000 Hektar betreibt der Konzern heute mit massivem Chemieeinsatz seine Eukalyptus-Monokulturen, wo noch vor wenigen Jahrzehnten prächtige Tropenwälder standen - und das völlig legal. Die Absenkung des Grundwasserspiegels, versiegende Brunnen und ausgetrocknete Flüsse zwangen indigene Völker wie die Guarani, die Tupinikim und die Nachfahren der afrikanischen Sklaven, die Quilombolas, zur Abwanderung. Die Fasern aus den Eukalyptus-Plantagen landen in Papiertaschentüchern und Klopapier.

Tipps für nachhaltiges Wischen:

  • Papier sparen: Waschbare Tücher statt Küchenrollen und Papiertaschentücher!
  • Hygiene- und Toilettpapier aus Recycling- (Blauer Engel) oder FSC-zertifiziertem Zellstoff kaufen (z.B. Danke oder Zewa)