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Von Weißdorn und Hagapfel

Hagapfel, Mehlbeerbaum oder Liebfrauenbirnchen sind nur einige der volkskundlichen Bezeichnungen unseres Weißdorns. Der dornige Strauch ist mit seinen üppigen Blüten im Mai/Juni nicht zu übersehen. Seine Früchte können im Herbst die Küche bereichern.

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Weißdorn. Foto: Verein Naturvermittlung Pixabay

Der Weißdorn (Crataegus) liebt lehmige Böden, wir finden ihn vor allem bei unseren Spaziergängen entlang der Hecken oder an Waldrändern. Gerade in den Hecken war dieser dornige Strauch seit jeher als Pflanze zur Eingrenzung  der Viehweiden oder der Höfe als wesentlicher Bestandteil zum Schutz von Mensch und Tier beliebt. Er erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 5 Metern, blüht im Mai und Juni, und duftet etwas gewöhnungsbedürftig.

Aus seinem harten Holz fertigte man früher stabile Handwerkszeuge und Holzgriffe an. Heute wird das Holz noch gerne für hochwertige Drechslerarbeiten verwendet.

Weißdornfrüchte sind in den Monaten September/Oktober erntereif und vielseitig verwendbar

Der Weißdorn bietet uns eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten. Seine Blütenknospen können als Frühlingsspezialität wie Kapern unseren Gaumen verwöhnen. Die Blüten selbst schmecken kandiert sehr gut, als Gelee, zu Likör oder auch als Tee verarbeitet. Die Weißdornfrüchte ergeben eine köstliche Marmelade oder auch ein delikates Kompott. Der Biologe Richard Willfort empfiehlt in seinem Buch „Gesundheit durch Heilkräuter", die reifen Früchte des Weißdorns im Oktober zu sammeln, sie locker nebeneinander aufzulegen und für etwa eine Woche vor zu trocknen. Erst danach werden sie im Backrohr bei „mäßiger“ Wärme nachgetrocknet. Für den Winter ergeben diese gedörrten Weißdornfrüchte eine nahrhafte Knabberei, die entweder roh gegessen oder auch statt Rosinen in der Küche verwendet werden können.

Aus der Volkskunde kennen wir so einige Rezepturen, wie etwa den Herzwein. Hierzu zerdrückt man die reifen Weißdornbeeren und füllt einen guten süßlichen Wein darüber, bis dieser die Beeren überdeckt. Zur Reifung stellt man diesen Ansatz für 10 Tage in einem verschlossenen Glas in die Sonne, danach wird er abgeseiht, filtriert und in Flaschen gefüllt. Vor dem Mittagessen und vor dem Schlafengehen trinkt man ein Likörgläschen davon.

Eine besondere Verwendungsart finden wir bei den Weißdornsamen. Diese wurden gemahlen, ohne Fettzugabe angeröstet und daraus ein Kaffee gekocht. Doch nicht nur für uns Menschen ist der Weißdorn eine sehr vielseitige Pflanze, auch  im Tierreich finden wir einige Einsatzgebiete. So wird er etwa zur Verbesserung der Durchblutung bei älteren Tieren eingesetzt. Viele Singvögel nisten gerne in seinen Zweigen. Ein Vogel namens Neuntöter nutzt den Weißdorn als „Speisekammer“, er spießt größere Insekten an den spitzen Dornen des Weißdorns auf, um sie je nach Hunger im Winter zu verspeisen.

Der Weißdorn ist eine wertvolle Färbepflanze, nicht nur für Wolle und Stoffe, sondern auch als Zutat zur Kalligrafietinte.