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Technik gegen den Klimawandel

Die TU Wien präsentiert Lösungen für die Dekarbonisierung ländlicher Regionen: Drastische Reduktionen des CO2-Ausstoßes sind möglich.

Infografik
Die Studie bildet die Grundlage für das an der TU Wien gegründete GLOCK ResearchLab für nachhaltige, emissionsarme Energie- und Mobilitätssysteme. Grafik: TU Wien, glockresearchlab

Der Klimawandel betrifft uns alle – aber es gibt viele sinnvolle, ausgereifte und wirtschaftliche Maßnahmen, um eine positive Wende herbeizuführen. Die TU Wien präsentiert gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Industrie und Verbänden konkrete Ergebnisse einer Studie sowie neue Projekte, die uns mit mehr Zuversicht in die Zukunft blicken lassen: Eine radikale Reduktion der CO2-Emissionen ist möglich. Gute Ideen sind bereits da – wir müssen sie nur umsetzen.

Präsentiert wurden Studienergebnisse über die ökologischen Chancen zur nachhaltigen Energieversorgung einer typischen ländlichen Region in Österreich mit Zeithorizont bis 2030. Die von drei TU Wien-Instituten erstellte wissenschaftliche Untersuchung betrachtete sowohl die Strom-, Wärmeversorgung als auch Mobilitätsanforderungen und damit das Potential zur Treibhausgassenkung. Aber nicht nur die Ökologie, auch ökonomische Aspekte wurden in Form eines Kostenvergleichs beleuchtet.

Modellregion-Studie: Blockheizkraftwerke als Zukunftschance

Wenn man CO2-Emissionen reduzieren will, muss man unterschiedliche Technologien gleichzeitig betrachten, die eng miteinander zusammenhängen: So können sich etwa wichtige Synergieeffekte ergeben, wenn man die Bereitstellung von Wärme und elektrischen Strom kombiniert. Auch die Mobilität muss man als Teil dieses vernetzten Gesamtsystems betrachten.

Daher wurde an der TU Wien das Berechnungstool „ENECO2Calc“ entwickelt: Damit können energetische Gesamtanalysen für österreichische Gemeinden mit einer Einwohnerzahl von 500 bis 5.000 erstellt werden. Verschiedene Zukunftsszenarien wurden berechnet, um die Entwicklungspotenziale der Gemeinden aufzuzeigen.

„Unsere Studie zeigt, dass im ländlichen Bereich Holzgas-Blockheizkraftwerke einen wichtigen Beitrag zur Senkung von CO2-Emissionen liefern können“, sagt Prof. Bernhard Geringer. Blockheizkraftwerke können sowohl Wärme als auch elektrischen Strom liefern, und sie eignen sich zur Bereitstellung der Grundlast – sie sind daher der optimale Partner für volatile Energieträger wie Wind und Sonne. Besonders dann, wenn sie regional genutzt werden, wenn also die Brennstofftransportwege kurz sind, ist ihre CO2-Bilanz sehr gut, vergleichbar mit der von Photovoltaik.

In Blockheizkraftwerken werden Abfallstoffe verwertet – etwa Schadholz, Bruchholz, Holzabfälle aus einem Sägewerk, landwirtschaftliche Abfälle, aber auch die Nutzung von Klärschlamm ist möglich. Dadurch können fossile Energieträger wie Erdgas, Kohle oder Heizöl ersetzt werden. Auch die Mobilität wurde in die Berechnungen miteinbezogen: „Die Ökobilanz batterieelektrischer Mobilität hängt stark vom verwendeten Strommix ab. Wir konnten zeigen, dass auch in ländlichen Regionen Stromerzeugung und Elektromobilität so aufeinander abgestimmt werden können, dass sich eine deutliche Reduktion der gesamten CO2-Emissionen über den Lebensweg ergibt“, sagt Geringer. Je nach Zukunftsszenario konnten CO2-Reduktionen von bis zu 37 % im Vergleich zum Ist-Zustand erreicht werden.

Bessere Blockheizkraftwerke und Wasserstoff-Traktoren

Nachhaltige Energieversorgung und Mobilität geht aber noch weiter: In zwei vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekten wird einerseits das Blockheizkraftwerk der Fa. GLOCK Ökoenergie mit neuesten wissenschaftlichen Methoden weiter optimiert, um Effizienz und Emissionsausstoß weiter deutlich zu verbessern bzw. zu reduzieren. Außerdem wird in einem Leitprojekt des Klima- und Energiefonds zum einen ein innovativer Traktor mit Brennstoffzellenantrieb entwickelt, gebaut und im harten Praxiseinsatz ausführlich getestet. Zum anderen wird der für die Brennstoffzelle notwendige Wasserstoff von einem zu entwickelnden, dezentralen und flexiblen Aufbereitungsmodul – dem BioH2Modul – aus Holzgas-, Biogas oder Klärgas bereitgestellt.

Die aktuelle Studie zeigt: Klimafreundliche Energieversorgung und individuelle Mobilität sind auch in der ländlichen Region möglich. Dafür sind zwar Investitionen und Veränderungen verschiedener Gewohnheiten notwendig, es kann dann aber weitestgehend auf fossile Energie verzichtet werden. Die Klimaziele der EU und der österreichischen Bundesregierung werden so optimal unterstützt. Der Start ist mit der präsentierten Studie und den Folgeprojekten getan. „Wir können zuversichtlich in die Zukunft blicken“, ist Bernhard Geringer überzeugt.