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Strom: Lockvogel-Angebote ziehen

Mit Lockvogel-Angeboten auf Platz eins: MeinAlpenStrom hat den E-Controll-Tarifkalkulator getestet und zeigt, wie einfach Anbieter mit unrealistischen Erstjahresrabatten an die erste Stelle gelangen.

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Die "Strommarktrebellen" von MeinAlpenStrom Die "Strommarktrebellen" von MeinAlpenStrom

Wie gelangt man an die erste Stelle des Tarifkalkulators? Das wollte der Ökostromanbieter MeinAlpenStrom genau wissen und hat für einen Tag im Jänner 2018 extra ein typisches „Lockvogel-Angebot“ kreiert: Der generelle Arbeitspreis wurde weit nach oben geschraubt, und zwar über das Niveau der einzelnen Landesversorger. Dann wurde der Tarif mittels eines extremen Erstjahresrabattes von 95% reduziert und somit für den Kunden als Bestbieter angezeigt!

Bei Billigstangeboten wird dem Kunden im ersten Jahr ein günstiger Tarif vorgegaukelt, der Strom wird im ersten Jahr unter dem Niveau des Einkaufspreises verkauft. Dann setzen die Anbieter darauf, dass der Kunde vergisst, nach Ablauf des ersten Jahres wieder weg zu wechseln oder erschweren den Wechsel unnötig und verdienen so im zweiten Jahr durch wesentlich höhere Preise das Geld wieder zurück. Im zweiten Jahr zahlt der Kunde voll drauf. Die Trägheit der Österreicher beim Weiterwechseln kommt diesen Billigstanbietern nur zugute.

Kritik am Strommarkt
Neben dem Kritikpunkt der extremen Erstjahresrabatte gibt es für die „Strommarktrebellen„ von MeinAlpenStrom noch weitere Punkte, die am heimischen Strommarkt zu beanstanden sind.

  • Vergleichsplattformen fordern und fördern die Preisschlacht
    Die Tarifkalkulatoren sind in ihrer Funktionsweise sehr eindimensional, weil sie nur auf den Preis achten. Aber genau das Aussehen bzw. die eindimensionale Funktion der Kalkulatoren, bzw. die Attribute, nach denen man als Konsument suchen kann, machen den Markt und führen so zu dieser (unehrlichen?) Preisschlacht.
  • Jeder kann „Ökostromanbieter“ sein
    Ökostrom ist nicht Ökostrom, obwohl es in den meisten Tarifkalkulatoren so dargestellt wird. Es wird zum Beispiel keine Rücksicht auf den wahren Ursprung der Herkunftsnachweise genommen – somit können sich sehr viele Anbieter als Ökostromanbieter ausgeben, obwohl sie nur grün gewaschenen Strom verkaufen.
  • Hohe unbeeinflussbare Kosten für Netzgebühren, Steuern, etc.
    Der Teil der Stromrechnung, den der Kunde an seiner Rechnung durch die Wahl des Stromanbieters selbst beeinflussen kann ist viel zu gering, da der Anteil der Netzgebühren, Steuern und Abgaben extrem hoch ist.
  • Unbundling funktioniert nicht ausreichend
    Die Wechselraten sind sehr gering, Lieferanten und Netzbetreiber sind oft wesentlich enger miteinander verbunden als sie vorgeben.