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Natur in Niederösterreich

Von den alpinen Regionen des Mostviertels und der „Wiener Alpen“ zu den Steppenlandschaften des Weinviertels, von den faszinierenden Moorwelten des Waldviertels bis zu den einzigartigen Trockenrasen des Industrieviertels – das Naturland Niederösterreich ist reich an besonderen und besonders geschützten Orten.

Drei Steinkäuze sitzen auf einem Ast.
Foto: Josef Stefan

410 Arten leben ausschließlich in Österreich, 136 davon finden sich in Niederösterreich. Das kommt nicht von ungefähr: Rund ein Drittel der niederösterreichischen Landesfläche ist naturschutzrechtlich geschützt. Umfassender Schutz und fachlich fundierte Pflege sollen die vielfältigen und wertvollen Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten.

Die Schutzkategorien sind dabei vielfältig: Die Kronjuwelen der Natur sind Wildnisgebiete und Nationalparke. Das einzige Wildnisgebiet im Naturland NÖ liegt am Dürrenstein bei Lunz am See. Hier ist menschliches Tun nur in Form von streng limitierten Führungen geduldet – Schutz der Natur und Forschung haben oberste Priorität. Im Rothwald am Dürrenstein finden sich die größten Naturwälder in Österreich, die seit Jahrhunderten nicht mehr bewirtschaftet werden. Einzelne Bäume können dort ein Alter von bis zu 1.000 Jahren erreichen.

Moose, Pflanzen und Steinen sind mit Zahlen zu den Schutzgebieten in NÖ versehen: 1 Wildnisgebiet: 3.500 ha, 2 Nationalparke: 10.974 ha, 36 Europaschutzgebiete: 440.000 ha, 72 Naturschutzgebiete: 14.500 ha, 10 Biogenetische Reservate: 2.060 ha, etc.
Fotos: zlotysfor, iStock; hypertizer, iStock; Benjamin Klinger

Zwei Nationalparke, viele Arten

Zwei der sechs österreichischen Nationalparke liegen in Niederösterreich. Die Parke dürfen nur sehr beschränkt genutzt werden, sind aber grundsätzlich für erholungssuchende Menschen offen: Hier lässt sich Artenvielfalt und unberührte Natur hautnah erfahren. Sie geben ebenso wichtige Impulse für das regionale Gewerbe und den Tourismus und entwickeln sich immer mehr zu Leitprojekten im Naturschutz.

Der Nationalpark Donau-Auen bewahrt die letzte große Flussauen-Landschaft Mitteleuropas. Mehr als 30 Säugetierarten, rund 60 verschiedene Fische und die große Pflanzenvielfalt machen das Gebiet zu einem Mekka der Biodiversität. Nur wenige Kilometer vom Zentrum der Millionenstadt Wien entfernt ist er aber auch ein wichtiges Naherholungsziel. Der Nationalpark Thayatal garantiert gemeinsam mit dem tschechischen Národní park Podyjí den Schutz einer der schönsten und artenreichsten Tallandschaften Europas. Kaum anderswo gibt es auf engstem Raum eine vergleichbare Vielfalt an Pflanzen und Tieren. 80 Vogelarten brüten im Thayatal und 20 verschiedene Fledermäuse sind hier zuhause. Fast die Hälfte der in Österreich vorkommenden 2.950 Pflanzenarten finden sich in diesem Nationalpark.

Eine üppig grüne Auenlandschaft
Der Nationalpark Donau-Auen lädt mit üppiger Natur zum Besuch ein. Foto: Kern

Netzwerk für die europäische Natur

Für das Überleben von Arten und Lebensräumen braucht es große zusammenhängende Schutzgebiete in Europa. Natura 2000 ist das Kernstück der europäischen Naturschutzpolitik – ein Netzwerk von über 27.000 Schutzgebieten in der EU. Die Bewahrung der biologischen Vielfalt liegt in unser aller Interesse und macht Natura 2000 zu einem Programm von immenser Bedeutung. Voraussetzung ist ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur durch die Sicherung einer lebendigen Landschaft. Die rechtliche Grundlage für Natura 2000 bilden zwei EU-Richtlinien: Die Vogelschutzrichtlinie widmet sich, wie der Name verrät, vorrangig dem Schutz von seltenen Vogelarten. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sichert die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, schützt aber auch einzigartige Lebensräume, die die Lebensgrundlage für wildlebende Tiere und Pflanzen bilden. Österreich ist verpflichtet, diese beiden Richtlinien umzusetzen und hat dafür ein Netz von rund 350 Europaschutzgebieten ausgewählt. In Niederösterreich sind 20 Gebiete gemäß FFH-Richtlinie sowie 16 Gebiete gemäß Vogelschutzrichtlinie per Landesverordnung ausgewiesen. Diese 36 Europaschutzgebiete, zu denen beispielsweise die Wachau, die NÖ Alpenvorlandflüsse, das Steinfeld, das westliche Weinviertel und die Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft gehören, umfassen insgesamt rund 23 Prozent der Landesfläche. Managementpläne legen die notwendigen Maßnahmen fest und regeln die Nutzung im Sinne des Naturschutzes. In den zentralen Zonen sollen natürliche Prozesse möglichst unbeeinflusst ablaufen können. Darüber hinaus werden gezielt Pflege- und andere Maßnahmen gesetzt.

Menschliche Rücksicht bedeutet Vorrang für die Natur

Naturschutzgebiete sind eine weitere Schutzkategorie und in Österreich auf Landesebene verankert. In Niederösterreich bilden das Naturschutzgesetz und die einzelnen Gebietsverordnungen die rechtliche Grundlage. Ähnlich wie in Nationalparken und Europaschutzgebieten wird heute für moderne Naturschutzgebiete ein Schutzgebiets-Management entwickelt oder betrieben. Das erste Naturschutzgebiet Österreichs wurde 1927 im Weinviertel ausgewiesen. Die „Weikendorfer Remise“ gehört auch zu einem Europaschutzgebiet – dem Gebiet „Pannonische Sanddünen & Sandboden und Praterterrasse“.

Ein Naturschutzgebiet ist ein weitgehend natürliches oder naturnahes Gebiet, das sich durch schützenswerte Lebensräume und das Vorkommen seltener Tier- und Pflanzenarten auszeichnet. In Naturschutzgebieten ist grundsätzlich jeder Eingriff verboten, sie dürfen nur auf bestimmten Wegen betreten werden. Der Charakter vieler Lebensräume muss durch regelmäßige Pflege erhalten werden. Regelmäßige Bestandsaufnahmen, gezielte Schutzgebietsbetreuung, Einbeziehung aller Betroffenen, Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung sind für einen umfassenden Schutz nötig.

Bemooste Felsen über die ein Bach fließt.
Täglich stürzen ca. fünf Millionen Liter Wasser über die Felsstufen der Myrafälle. Foto: Tuncay Uyar, Unsplash

Kleine Wunder der Natur vor der Haustüre

Damit ist die Liste der Naturschätze aber noch nicht zu Ende: Naturdenkmäler prägen die Landschaft und sind von besonderer wissenschaftlicher oder naturhistorischer Bedeutung. Sie werden von der Bezirksverwaltungsbehörde festgelegt. Dabei handelt es sich um Naturgebilde wie Schluchten, Bäume, Höhlen, Felsformationen oder um Standorte von seltenen Arten, die nicht verändert werden dürfen. Die Myrafälle, die Ötscherhöhle und einige Waldviertler Wackelsteine sind ebenso in der Liste zu finden wie der Pottendorfer Schlosspark oder die Teufelsmauer in der Wachau.

Die 1976 von der UNESCO eingeführten Biosphärenparke sollen große, repräsentative Kulturlandschaften erhalten. Gemeinsam mit den Menschen, die hier leben, wird neben dem Schutz der Natur auch die nachhaltige Entwicklung der regionalen Wirtschaft gefördert. In Niederösterreich und Wien ist der Wienerwald als gemeinsamer Biosphärenpark ausgewiesen. Die 20 Naturparke in Niederösterreich schützen die vielfältigen Kultur- und Naturlandschaften. Die vier Säulen des Naturparkmanagements umfassen Schutz, Erholung, Bildung und regionale Entwicklung.

Natur braucht Pflege

Die Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ (eNu) organisiert die Schutzgebietsbetreuung in Niederösterreich gemeinsam mit der Abteilung Naturschutz beim Amt der NÖ Landesregierung. Nach dem Start im Weinviertel im Jahr 2013 erfolgte zwei Jahre später die Betreuung in allen Vierteln des Landes. Seither wird die Schutzgebietsbetreuung Schritt für Schritt weiter ausgebaut. Besonders wertvolle Flächen werden dabei gepflegt, um ihren Zustand zu erhalten. Dabei werden etwa aufkommende Gehölze entfernt, um Trockenrasen zu bewahren, oder Moore vor Entwässerung geschützt. Die Betreuung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Expert*innen, Gemeinden, Grundbesitzer*innen, der Landwirtschaft, Naturschutzorganisationen und freiwilligen Helfer*innen. Lernen Sie bei geführten Wanderungen, Pflegeeinsätzen und Gemeindespaziergängen Schutzgebiete in Ihrer Nähe kennen und lieben!

Michael Fusko

Zur LEBENSART Naturland NÖ.