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Teure Fashion. Näherinnen arbeiten für Hungerlöhne

Die Clean Clothes Kampagne nimmt 45 europäische Modefirmen unter die Lupe und kommt zu dem Schluss: trotz Absichts­erklärungen werden noch immer keine existenzsichernden Löhne gezahlt. Wo steht Ihre Lieblingsmarke?

Geschminkte Frau mit Sonnenbrille und Einkaufstaschen.
stocksnap/pixabay

Die Clean Clothes Kampagne (CCK) hat für ihren "Firmencheck 2019 45 der wichtigsten europäischen Modefirmen unter die Lupe genommen. Die Analyse zeigt, dass nach wie vor kein einziges Unternehmen einen existenzsichernden Lohn für seine NäherInnen sicherstellen kann.

Die stetig wachsende Anzahl an freiwilligen Einzel- und Brancheninitiativen hat in den letzten Jahren die Lohnsituation in den Kleiderfabriken der Billigproduktionsländer kein bisschen verbessert. Nur gerade Mal fünf der 45 untersuchten Modefirmen fragen überhaupt bei ihren Lieferanten nach, ob ihre Einkaufspreise (zumindest theoretisch) die Bezahlung von Existenzlöhnen ermöglichen. Besonders schockierend ist auch, dass zahlreiche Modeunternehmen wie Amazon, Intersport oder Peek & Cloppenburg, Arbeiterinnen nicht einmal auf dem Papier ein Recht auf existenzsichernde Löhne anzuerkennen. Nur ein einziges Unternehmen (Nile – in der Schweiz ansässig) lieferte glaubhafte Hinweise, dass ein Teil der in ihrer Kleiderherstellung Beschäftigten einen Existenzlohn bekommt. Bis 2020 soll das für ihre gesamten Zulieferer gelten.

ccc-lohn-grafik
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Erste Schritte bei Transparenz von Lieferanten

Leichte Fortschritte lassen sich bei der Transparenz von Lieferketten verzeichnen: Die Hälfte aller befragten Firmen veröffentlichen inzwischen Informationen über ihre Zulieferer, auch wenn dabei die Qualität und der Umfang der Daten stark variiert. Zu den schwarzen Schafen, die keine Informationen zu ihren Zulieferbetrieben veröffentlichen, zählen nach wie vor große Modefirmen wie Intersport, Tally Weijl oder der Online-Gigant Zalando, der für seine Eigenmarken keinerlei Angaben über Zulieferer macht.

Verbindliche Regeln für Unternehmen, auch Politik ist gefragt

Die Clean Clothes Kampagne fordert von den Modeunternehmen einmal mehr, endlich verbindliche Vereinbarungen zu treffen. Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne, dazu: „Die Untätigkeit von Unternehmen können wir nur als Zeichen rücksichtsloser Geschäftspraktiken und mangelnden Respekts gegenüber Arbeiterinnen und ihrem Recht auf existenzsichernde Löhne interpretieren.“ Ein Aktionsplan mit konkreten Zielsetzungen und kontrollierbarem Zeitplan ist absolut überfällig. Von der österreichischen Regierung fordert die Clean Clothes Kampagne, das Sozialverantwortungsgesetz zum Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit im Bekleidungssektor auf den Weg zu bringen und auf internationaler Ebene den Prozess für verbindliche Regeln zum Schutz von Menschenrechten in der Wirtschaft voranzutreiben.

Den gesamten Report finden Sie hier zum Download: Firmencheck 2019

In der BUSINESSART 3/19 lesen Sie: Wie sich die Textilindustrie ändert und wie österreichische Unternehmen aus der Nische heraus punkten können.