Klimawandel-Landkarte Österreich
Wertekonflikte: Barriere für konstruktive und konkrete Klimaschutz-Maßnahmen.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit – und kaum jemand zweifelt offen daran, dass enormer Handlungsbedarf besteht. Warum dennoch so wenig konkrete Maßnahmen gesetzt werden, haben sich Forscher*innen des Institut für Höhere Studien (IHS), Insight Austria, und Karmasin Research&Identity im Rahmen einer aktuellen Studie angesehen: Sie haben auf einer „Klimawandel-Landkarte“ alle relevanten Stakeholder*innen und Institutionen Österreichs abgebildet und dabei aus objektiver Perspektive treibende und bremsende Kräfte sowie deren Machtpotenzial identifiziert.
89 Expert*innen dafür haben Macht und Interesse von Stakeholdern an Nachhaltigkeitsthemen eingeschätzt. Diese Einschätzungen wurde daraufhin mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung abgeglichen.
„Die Klimawandel-Landkarte zeigt auf, welche Akteurinnen und Akteure in Österreich den Umstieg auf erneuerbare Energien und den öffentlichen Verkehr fördern und welche ihn bremsen“, sagt Sophie Karmasin, Forscherin am IHS und bei Karmasin Research&Identity. „Die so konzipierte 'Landkarte' bildet zeigt deutlich, wo man den Hebel ansetzen kann, um etwas zu bewirken. Chancen bietet zum Beispiel jene Gruppe, die Macht hat, aber an der Relevanz des Themas zweifelt. Diese Akteure und Akteurinnen muss man für das Thema gewinnen.“
Verhaltensökonomische Lösungsansätze
Bevor konstruktiv gearbeitet werden könne, müssen jedoch Wertekonflikte ausgeräumt und ein Weg zum Dialog gefunden werden: „Wir müssen auf neutralen Boden kommen und eine gemeinsame Gesprächsbasis finden“, sagt Katharina Gangl, Sprecherin für Verhaltensöknomie am IHS. „Nur ein Dialog, der Emotionen weitgehend ausklammert und sich auf Fakten stützt, ist fruchtbar und zielführend.“
Die Studienergebnisse zeigen, dass klimapolitische Themen in Österreich noch immer stark polarisiert diskutiert werden. Sowohl die befragten Expert:innen als auch die Bevölkerung nehmen weniger sachliche Argumente, sondern eher Konflikte der Weltanschauungen als Barrieren gegen klimapolitische Maßnahmen wahr. „Es geht im Kampf gegen den Klimawandel um psychologische Barrieren. Gerade verhaltensökonomische Instrumente hätten großes Potenzial, hier etwas zu bewegen – derzeit fehlt dafür aber noch das Bewusstsein“, so Karmasin.
Fazit: Was getan werden sollte
Als Barrieren für den Klimaschutz werden von Expert*innen und Bevölkerung unter anderem das Intervenieren von Lobbyisten und fehlender politischer Wille attestiert. Beide Gruppen sind allerdings der Meinung, dass die Wirtschaft durchaus Interesse am Umstieg auf erneuerbare Energien zeigt. Interessierte Akteure mit Macht, etwa das Bundesministerium für Klimaschutz oder die Europäische Union müssen allerdings nicht nur umsetzen, sondern auch überzeugen. Klassische Maßnahmen wie strengere Gesetze um „Bremsende mit Macht“, etwa Ölkonzerne, zu bewegen, können erst umgesetzt werden, wenn die Mächtigsten, die aktuell noch zweifeln, überzeugt werden.
Als wichtige „Moderator:innen“, die das Umdenken in der Klimadebatte vorantreiben können, nehmen die Expert*innen die Medien, die wissenschaftlichen Einrichtungen und die Politik, insbesondere auf Landesebene, in die Pflicht. „Die Klimakrise kann nur ganzheitlich unter Einbezug aller Beteiligten angegangen werden. Unsere Studie liefert Erkenntnisse darüber, welche die relevanten Akteure und Akteurinnen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind und macht aus objektiver Perspektive die wichtigsten nächsten Schritte sichtbar“, betonen die Autorinnen.