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Kinder brauchen Abenteuer

Früher war die Natur ein riesiger Spielplatz, heute werden Kinder überbehütet und dürfen sich kaum unbeaufsichtigt im Freien bewegen. Doch damit werden sie nicht nur vor Gefahren bewahrt sondern auch vor der eigenen Weiterentwicklung.

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Cartoon: ÖAV Lise Gagne / Istockphoto

Kinder brauchen Abenteuer. Sie müssen die Möglichkeit haben, die eigenen Kräfte in der Natur zu erproben und ihre Grenzen auszuloten. Schon das Gehen erlernen Kleinkinder, indem sie sich wackelig auf zwei Beine stellen, stürzen und es gleich danach mit derselben Freude wieder versuchen. So lange, bis es klappt. "Würde man sie dabei immer an der Hand nehmen und sie am Umfallen hindern, würden sich ihre Fortschritte deutlich verzögern", sagt Sozialpädagoge Jürgen Einwanger von der Alpenverein-Akademie. Studien zeigen, dass eine allzu sichere Spielumgebung nicht nur negative Auswirkungen auf die körperliche Fitness hat, sondern auch auf die soziale, emotionale und intellektuelle Entwicklung. „Das größte Risiko ist offenbar, wenn es beim Spielen kein Risiko mehr gibt", sagt Einwanger.

„Betreten verboten!“: Cartoons mit ernster Botschaft

Mit einer humorvollen Bilderserie regt der Alpenverein zum Nachdenken an, die Cartoons lassen neben dem Witz aber auch einen ernsten Kern erkennen. Vom digitalen Naturerlebnis über Dreifachabsicherung und doppelten Boden bis hin zum Ekel vor der Welt da draußen: Überbehütung und Entfremdung von der Natur stehen im Fokus – und dabei wird die Cartoon-Familie des Alpenvereins mit Begeisterung und viel Liebe zum Detail durch den Kakao gezogen.

„Kinder brauchen Abenteuer – und Eltern, die sie dabei begleiten“ – ein Plädoyer des Alpenvereins für die Wichtigkeit vom freien Spielen in der Natur, für die Bedeutung von Risikosportarten und für die positive Wirkung einer zutrauenden, gelassenen Haltung von Eltern.

Eltern mit ins Boot holen

„Es ist definitiv so, dass wir Veränderungen wahrnehmen. Von einem Absatz zu springen, auf einen Baum zu klettern, zu stolpern, ohne sich zu verletzen: Gewisse motorische Fähigkeiten scheinen für immer mehr Kinder zur Herausforderung zu werden“, bestätigt Hanna Moser, Leiterin der Alpenvereinsjugend.

Auch die Eltern werden immer präsenter. „Wo früher die Kids sogar selbstständig zum Sommercamp angereist sind, erscheinen sie jetzt in Begleitung von Mama und Papa. Die löchern die BetreuerInnen mit Fragen und würden am liebsten einen Stundenplan ausgehändigt bekommen“, schmunzelt Moser. Man müsse die Eltern mit ins Boot holen und ihnen wieder beibringen, ihre Kinder loszulassen. Auf den Camps der Alpenvereinsjugend gibt es teils fixe Telefonzeiten – „eine Maßnahme, die wir nicht nur für die Kinder und Jugendlichen eingeführt haben, sondern auch für die Eltern. Außerhalb dieser Zeiten ist Abenteuer angesagt, da sollen sich die Kids austoben, ohne auf den Austausch mit Zuhause angewiesen zu sein“, so die Leiterin der Alpenvereinsjugend. 

Eigenständigkeit und Risikokompetenz fördern

„In einer Gesellschaft, die zur Überbehütung ihrer Kinder neigt, werden Programme, die Eigenständigkeit und Risikokompetenz fördern, immer wichtiger. Kinder und Jugendliche müssen wieder von der Leine gelassen werden“, betont Einwanger. Es brauche wieder mehr „Mut zum Risiko“.

Der Alpenverein bietet unter anderem Programme für Kinder und Familien