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Im Gespräch mit unseren LeserInnen April 2017

Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung zu einem Artikel aus der aktuellen Ausgabe oder zu einem Thema, das Sie besonders bewegt.

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Südlich von Himara lässt es sich an den Stränden gut aushalten. Foto: Liegestuhl und Sonnenschirm im weißen Sand, am albanischen Strand.

LEBENSART REISEN SPEZIAL

Albanien

Christian Aigner, Wien: "Der Beitrag über Albanien hat mich an meine Reisen im VW-Campingbus durch den Süden des Landes erinnert. Noch heute komme ich ins Schwärmen, wenn ich daran denke.

Albanien ist ein Land mit einem großen Spannungsbogen zwischen arm und reich, modern dynamisch und traditionell. Im öffentlichen Leben ist das kaum spürbar. Frauen und Männer sind in den belebten Stadtteilen am Meer und an den Stränden lässig gekleidet unterwegs. Vor den Restaurants mit Meeresfrüchten im Angebot, laden Kellner zum Essen ein, wie sonst auch in den Mittelmeerländern. Eine Straßenzeile hinter diesen Lokalen liegen Gassen und Häuser, die an schlechtere Zeiten erinnern. Sie verfallen, nachdem das Ende des Regimes die Menschen und die Infrastruktur den Märkten und der Korruption überlassen hat. Ich sah alte Menschen auf Eselskarren etwas transportieren, das wir als Gerümpel bezeichnen würden. Sie wirken, als wären sie ziellos suchend unterwegs. Junge, bunt gekleidete Menschen rasen auf schnellen Mopeds durch die Straßen, mit dem Ziel Strandvergnügen.

Südlich von Himara bis Saranda, Ksamil bis zur griechische Grenze gibt’s die besten Plätze am Meer. 2014 war noch wenig verbaut. An den Stränden, die über abenteuerliche Straßen bzw. Karrenwege erreichbar sind, lässt es sich gut aushalten. Das Meer blau, das saubere Wasser vermischt sich mit dem aus den Bergen herabfließenden Süßwasser. An einer Stelle, wo sich an den Hängen ein Wasserkraftwerk verbirgt, fließen in rauschendem Tempo Unmengen eisigen Süßwassers ins Meer. Dort zu schwimmen lässt ein Wechselbad zwischen warum und kalt zu. Ein Ausdruck der Widersprüchlichkeit dieses Landes, das sich seit Urzeiten zwischen osmanischem und europäischem Einfluss befindet, bis hin zum ehemaligen Einfluss von Sowjetunion und China.

Und auch in der heutigen Zeit entsteht der Eindruck, das Land, die Leute und die Politik haben sich noch nicht wirklich entschieden wo sie hin sollen. Muslime, Katholiken und Orthodoxe leben nebeneinander – vielleicht auch deshalb weil die Glaubensgemeinschaften bis in die 1990er Jahre verboten waren und im Untergrund eine Koexistenz erfahren haben, die heute den gegenseitigen Respekt begründet."

Götterwege

Christa Englinger, Wien: "Als Pilgerbegleiterin hat es mich sehr gefreut, einen Artikel über das Pilgern in der LEBENSART zu finden. Für mich ist das Pilgern neben dem Wandern die nachhaltigste Form des Reisens. Ein Satz im Abschnitt über den Franziskusweg hat mich allerdings sehr irritiert. Sie schreiben: "Um Assisi sollten Sie jedoch einen großen Bogen machen." Ausgerechnet um Assisi einen Bogen zu machen, ginge wohl komplett an der Idee und am Geist des Pilgerns am Franziskusweges vorbei. Auch wenn beim Pilgern oft der Weg das Ziel ist, der Pilger beschäftigt sich immer auch mit dem Ziel, auf das er sich hinbewegt. Genauso, wie dem Jakobsweg ohne Santiago de Compostela sein Ziel und Inhalt fehlen würde, wäre der Franziskusweg ohne Assisi seines Höhepunktes beraubt. Wenn man sich dazu entschließt, auf dem Franziskusweg zu pilgern, wird man unweigerlich auf den Spuren des Franz von Assisi wandeln. Besonders schön sind die letzten Kilometer vor Assisi: Mit dem Blick auf die Basilika, die weithin sichtbar am Stadthügel thront, wandert man durch malerische umbrische Dörfer und Olivenhaine.

Die Ankunft ist am eindrucksvollsten, wenn man nicht die Straße entlang und durch eines der Stadttore geht, sondern durch den Wald unterhalb der Basilika. Wenn man noch dazu an einem Mittwoch in Assisi ankommt, ist ganz wenig los: Am Mittwoch findet die Generalaudienz des Papstes in Rom statt und die meisten Buspilger sind an diesem Tag in Rom und nicht in Assisi. Doch auch an anderen Tagen konzentriert sich die große Masse der Touristen auf die Basilika und die großen Kirchen, und in den malerischen Gassen kann man die mittelalterliche Atmosphäre in Ruhe genießen.

Auf jeden Fall empfiehlt sich ein Aufenthalt über Nacht. Wenn der letzte Bus abgefahren ist, haben die "richtigen" Pilger die Stadt fast für sich alleine."

Nachhaltig unterwegs

Hubert Braunreiter, Klaus: "Obwohl ich relativ selten gereist bin, konnte ich in meinen bisherigen 75 Lebensjahren doch viele einschlägige Erfahrungen sammeln. Ich habe niemals einen klassischen ein- oder mehrwöchigen Urlaub in einer bekannten Feriendestination gemacht. Das wäre mir zu langweilig. Ich bevorzuge Rundreisen mit dichtem Erlebnisprogramm.

Ehe ich in ein fremdsprachiges Land gereist bin, habe ich immer die wichtigsten Vokabeln und ihre Aussprache gelernt. Es ist vorteilhaft, sich mit Einheimischen einigermaßen verständigen und Aufschriften lesen zu können. Da ich kein „Herdentier“ bin und immer viel alleine unternehme, konnte ich öfter nützliche Auskünfte einholen. Ich halte es außerdem für respektvoll, wenn man sich z.B. in der Landessprache bedankt.

Ab meiner Haustür in Klaus habe ich in früheren Jahrzehnten in einwöchigen Etappen Weitwanderungen in alle Richtungen unternommen. Nach Osten über Mariazell zum Neusiedlersee, nach Norden bis Litschau, nach Süden bis Eisenkappel, nach Westen bis zum Genfersee und zum Abschluss nach Wien zu meiner Tochter. Die Routen habe ich mithilfe genauer Karten selbst geplant. Dabei habe ich unzählige interessante Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt, die ich nicht missen möchte."

Flugreisen/Kurztrips

Thomas Schuh, ÖBB Wien: „Der Vergleich auf Seite 47, wonach der CO2-Ausstoß von 3.000 Flugkilometern 17.000 Kilometern mit der Bahn entspräche, erscheint mir zumindest aus österreichischer bzw. ÖBB Sicht nicht richtig. Demnach wäre Bahnfahren NUR um 5,7 Mal klimafreundlicher als das Fliegen.

Für Österreich erstellt das Umweltbundesamt jährliche Treibhausgasbilanzen, die andere Ergebnisse bringen. So entsprechen laut den Zahlen 2014 3.000 km Flugreise 90.000 km mit der ÖBB. Bahnfahren ist in Österreich also 30 Mal klimafreundlicher als Fliegen.

Zu den von Ihnen verwendeten Berechnungen von Germanwatch ist zu sagen, das der ICE in Deutschland zweifelsohne einen etwas höheren spezifischen CO2-Ausstoss (59g im Vergleich zu 14g bei der ÖBB) hat, weil der deutsche Bahnstrommix neben 42% Erneuerbare Energien noch einen relevanten Kohleanteil von 36% hat und nicht wie im Falle der ÖBB zu 92% aus Erneuerbaren Energien stammt.

Der Flugverkehr als klimaschädlichste Reiseform wird nach wie vor mit gigantischen Summen direkt und indirekt aus Steuermitteln subventioniert. Laut einer Aufstellung des deutschen Umweltbundesamtes summieren sich die umweltschädlichen Subventionen allein für den Flugverkehr in Deutschland auf knapp 12 Milliarden Euro pro Jahr. 7,1 Milliarden Euro an Einnahmen entgehen dem Bund durch die fehlende Kerosinbesteuerung, 4,8 Milliarden Euro macht die Mehrwertsteuerbefreiung grenzüberschreitender Flüge aus. Die nicht vorhandene Ticketbesteuerung ist da nur ein Detail am Rande, von CO2 Abgaben ganz zu schweigen. Für Österreich hat das WIFO in einer Studie 2016 ein € 500 Mio. schweres, umweltschädliches Subventionszuckerl für den Flugverkehr errechnet.

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