zum Inhalt springen

Heidenreichsteiner Hochmoor

Hochmoore gehören zu den wohl eigenartigsten Lebensräumen. Angelika Ebhart, Naturvermittlerin im Naturpark Heidenreichstein, führt durch ihre ganz spezielle Wunderwelt.

Eine Moorlandschaft mit rötlichen Gräsern und einigen dünnen Bäumen. Nebel hängt über dem Boden, die Sonne scheint.
Foto: Wolfgang Dolak

Wir treffen uns im Naturparkzentrum etwas außerhalb von Heidenreichstein und spazieren auf befestigten Forststraßen zum Naturschutzgebiet. Eine gute Gelegenheit für Angelika Ebhart, mir alles über Moore und ihre Entstehung zu erzählen. „Nach der letzten Eiszeit, also vor etwa zehntausend Jahren, bildeten sich in wasserundurchlässigen Granitwannen Seen, die nach und nach verlandeten. Abgestorbene Pflanzenteile wurden im Wasser nur unvollständig zersetzt. Dadurch bildete sich im Lauf vieler Jahrhunderte eine mehrere Meter dicke Torfschicht. Wächst die Torfschicht aus dem Einflussbereich des nährstoffreichen Grundwassers hinaus, können sogenannte Hochmoore entstehen, die ausschließlich von Niederschlagswasser gespeist werden. Torfmoose sorgen dafür, dass die Torfschicht weiterwächst, pro Jahr um etwa einen Millimeter.“

Ein Holzsteg führt in eine Moorlandschaft hinein.
Foto: weinfranz

Mittlerweile sind wir beim Prügelsteg angelangt, über den man auf die zentrale Moorfläche hinausgehen kann. Eine eigenwillige Landschaft tut sich auf. Ebhart erklärt, dass die Nährstoffe hier sehr rar sind. Dazu kommen unwirtliche Verhältnisse durch den hohen Säuregehalt des Wassers. „Das Torfmoos ist die wichtigste Pflanze, weil sie das Regenwasser wie ein Schwamm speichern kann. Dazu kommt noch eine Handvoll Arten wie etwa Zwergsträucher oder der fleischfressende Sonnentau. Allesamt Spezialisten, die an diese extremen Bedingungen angepasst sind und nur in den Mooren wachsen. Auch unter den tierischen Bewohnern finden nur die wenigsten sauer lustig. Fische fehlen in den dunklen Moortümpeln meist völlig, dafür besiedeln Moorfrösche diesen ungemütlichen Lebensraum. An wenigen Tagen im Jahr, zur Paarungszeit, verfärben sich die Froschmännchen blau und sind nicht nur für die Weibchen prachtvoll anzusehen. Wohl fühlen sich auch verschiedenste Insekten wie Libellen und einige Käfer, die auf diese Lebensräume angewiesen sind.“

Schutz der Moore

Durch die intensive Nutzung und Entwässerung hat der Mensch viele dieser Naturjuwelen unwiederbringlich zerstört. Ebhart: „Bis etwa 1930 hat man hier im Heidenreichsteiner Moor Torf als Heizmaterial abgebaut. Viele Moorflächen wurden trockengelegt und aufgeforstet. Dadurch wurde nicht nur der einzigartige Lebensraum zerstört, sondern auch der über Jahrtausende eingelagerte Kohlenstoff freigesetzt. Der Schutz der Moore trägt somit auch zum Klimaschutz bei.“

Die Trockenheit ist heute das größte Problem. Angelika Ebhart zeigt mir links neben dem Weg eine Sperre aus Lärchenbrettern in einem Entwässerungsgraben. „Mit diesen Dämmen soll der Wasserstand auf den Moorflächen stabil gehalten und die zunehmende Verbuschung der Flächen und damit eine stärkere Verdunstung verhindert werden.“ Solche Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen in beeinträchtigten Mooren können die einzigartigen Moorlandschaften hoffentlich auch für die Zukunft schützen und ihre Einzigartigkeit für die kommenden Generationen erhalten.

Zwei Frösche sitzen nebeneinander. Ihre Augen sind bernsteinfarben, ihre Rücken hellblau gefärbt.
Die Moorfrösche: Zur Paarungszeit färben sich männliche Tiere intensiv blau. Foto: Wolfgang Dolak
Detailaufnahme der Blätter des Sonnentaus: von einem gelbgrünen Zentrum stehen rote Spitzen ab, die an den Enden zu Kugeln verdickt sind. An diesen Kugeln hängen durchsichtige Tropfen.
Der Sonnentau: Seine klebrigen Blätter ermöglichen ihm, Insekten zu fangen und auf sehr nährstoffarmen Böden zu überleben. Foto: Wolfgang Dolak

Christian Brandstätter

Dieser Beitrag ist in der LEBENSART Naturland Niederösterreich erschienen.
Zur Ausgabe.