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Hanf in der Hütte

Co2-neutral und wiederverwertbar - als nachwachsender Rohstoff kann Hanf beim Hausbau auf vielfältige Weise eingesetzt werden.

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Foto: Häuser in Wolle Häuser in Wolle

Fritz Reichel bewohnt ein hanfgedämmtes Haus in Hinterstoder. Er ist Mitbesitzer der Firma „Häuser in Wolle“ und hält sein Haus offen für alle, die sich die verschiedenen Dämmmaterialien aus Hanf in natura ansehen möchten. „Das Holzhaus ist unterkellert und steht auf einer Massivholz-Kellerdecke“, erzählt Reichel. „Für die Außendämmung haben wir Hanfplatten verwendet, die auch in der Vollholz-Dachschräge zur Isolierung verbaut sind.“ In einem 100 m2 großen Schauraum kann man die verbauten natürlichen Dämmstoffe ansehen. Auch zum Angreifen ist einiges vorhanden – Platten, Schüttungen oder Fasern zum Stopfen. „Die losen Hanffasern üben dabei eine besondere Anziehungskraft aus. „Da greift jeder gerne rein, um das Material erspüren zu können“, sagt der Dämmstoffexperte.

Sind Naturdämmstoffe die beste Lösung?

Die Wärmedämmung ist beim Hausbau oder einer Sanierung ein wichtiger Aspekt. Hanf ist als nachwachsender, heimischer Rohstoff die ökologische Alternative gegenüber den seit Jahrzehnten bewährten Polystyrol-Dämmstoffen. "Im eingebauten Zustand hebt sich die Hanffaserplatte nicht nur durch wesentlich bessere Schallschutzeigenschaften ab, auch im Bereich der Diffusionsoffenheit brilliert der Dämmstoff. Dies führt zu einem besseren und konstanteren Wohnraumklima" bestätigt Capatect-Verkaufsleiter Wolfgang Folie. Hanfdämmstoffe sind als Putzträger-Platten, Gefachdämmung zwischen Kunstruktionshölzern, lose Fasern, Zöpfe oder Schüttungen verfügbar.

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Robert Schwemmer, Geschäftsführer Naporo Robert Schwemmer, Geschäftsführer Naporo

Was hat eine der ältesten Kulturpflanzen mit Dämmung zu tun?

Die Hanfpflanze kann zu 97 % verwendet werden. Nach der Ernte wird der Hanf zunächst trocken gelagert. Dann wird das Stroh mit einem mobilen Hanfaufbereiter gebrochen, um die Fasern zu gewinnen. Übrig bleiben die Schäben (Holzanteil des Stängels), aus denen die Dämmstoffe produziert werden

„Wir zerfasern das Hanf-Stroh in unserem Werk in Niederösterreich“, erzählt Robert Schwemmer, Geschäftsführer von Naporo in Haugsdorf. Das Werk liegt inmitten einer Region, in der Hanf kultiviert wird, um die Transportwege kurz zu halten. „Die Zerkleinerung von Hanf ist technisch eine Herausforderung, weil die Naturfasern zugfester als Stahl sind. Das zerkleinerte Material wird mit Fasern gebunden und erhitzt. Danach wird der Dämmstoff mit kalter Luft abgekühlt und gleichzeitig verdichtet. Abschließend werden die Platten geschnitten und bei Bedarf werden Bohrungen für die spätere Verdübelung angebracht“, so Schwemmer.

Hanf in der Hütte – Verwendung von Hanfdämmung im Haus

Hanfdämmung kann (fast) überall im Haus verwendet werden. Seien es die Dämm- und Trittschallplatten, welche im Wand-, Decken- und Dachbereich eingesetzt werden, oder die Schäben in Form von Dämm- und Ausgleichschüttungen für Fußböden und Decken. Für die Abdichtung von Fenster- und Türfugen werden Dichtungsbänder, auch Hanfzöpfe genannt, verwendet. Eine Hanfdämmung eignet sich sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung von Häusern und Wohnungen. Die Platten in verschiedenen Stärken können je nach Bedarf in einfacher oder mehrfacher Lage verbaut werden. Wenn es bei der Dämmung besonders ökologisch sein darf, ist es auch möglich zu 100 % kompostierbare Hanfplatten zu verwenden. Sie bestehen aus einer Verbindung von Hanffasern und Maisstärke, welche nach einem Abriss auf dem Kompost entsorgt werden können.

Die Vorteile von Hanf

Die Hanffaser ist sehr reißfest, feuchtigkeitsbeständig und kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Aufgrund seiner starken Faser ist Hanf nicht anfällig für Schädlingsbefall, weil Käfer, Holz- oder Vorratsschädlinge Hanf nicht als Nahrungsquelle nutzen können. Hanf ist ein rein biologisches Produkt, weil er ohne Düngung und Pflanzenschutzmittel wächst. Die Hanfproduktion in Österreich ermöglicht kurze Transportwege. Als Nebeneffekt bindet Hanf in seiner Wachstumsphase viel CO2. Pro gedämmtem Einfamilienhaus können bis zu 5 Tonnen CO2 eingespart werden.

Auch in Hinsicht auf die Dämmwerte muss sich der Hanf nicht verstecken. Er kann locker mit Dämmwolle, Holzfaser und Co mithalten. Damit ist es in einem Hanf-gedämmten Haus auch im Winter wohlig warm. Hanf stellt eine „grüne“ Alternative zu synthetischen Dämmstoffen dar.

Hanfdämmplatte

Die Montage von Hanfplatten ist einfach. „Sie erfolgt wie bei anderen Dämmplatten auch“, erklärt Anton Grafeneder, Produktmanager bei Capatect. “Die Capatect Hanffaserdämmplatte wird mit einem systemgeprüften mineralischen Kleber unter Druck an die Wand geklebt. Dabei muss man auf eine plane Verlegung achten. Die Platten werden bei Fenster- oder Türauslässen fachmännisch geschnitten und angepasst. Zur zusätzlichen Fixierung werden die mit vorgestanzten Löchern versehenen Dämmplatten mit systemkonformen Dübeln befestigt.“

Hanf als Fensterdichtung

Zur Fensterdichtung werden sogenannte Hanf-Zöpfe verwendet, die mit einer Spachtel in die Fuge gedrückt werden. Bei Bedarf wird zusätzlich verkittet. Die Fugenbreite sollte 5 cm und mehr ausmachen. Durch die einfache Handhabung werden diese Arbeiten meist von den Bauherren selbst erledigt.

Die Hanffaser-Platte bindet CO2 und kann recycelt oder als Rohstoff zur Biogasgewinnung verwendet werden.

Preis

Hanf ist im Vergleich zum günstigsten, handelsüblichen chemischen Dämmstoff (weißes Polystyrol) zumindest doppelt so teuer, im Vergleich mit Mineralwolle um rund 15 Prozent teurer und im Vergleich zu anderen nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Kork, Holzweichfaserplatte oder Flachs, etwas günstiger. Betrachtet man die Gesamtkosten einer Außendämmung, also incl. Arbeitszeit, Gerüstaufbau, Außenputz etc., so kommt die Hanfdämmung um ca. 45 % teurer als weißes Polystyrol.

Autorin: Cathrine Schwenoha

Hanfdämmstoffe in Österreich:

Naporo Klima Dämmstoff GmbH, Hanfdämmplatten, www.naporo.com.
Capatect Baustoffindustrie GmbH, Hanfplatte „Öko-Line“, www.capatect.at.
Häuser in Wolle, www.haeuser-in-wolle.com.
Hanfmarkt, www.hanfmarkt.at.
Vinzenz Harrer GmbH, www.harrer.at.
Holzagentur Stadler, www.stadlerholz.at.
Biohirsch, www.biohirsch.at.
 

Informationen zu Hanf in der Baubranche:

Hanf-Institut zur Verarbeitung von Hanf: http://hanfinstitut.at/hanf-verarbeitung.
Restebörse für natürliche Baustoffe: www.restebörsebaustoffe.at.
www.hanfmarkt.at: Restebörse