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Shampoo ohne Flasche: Haarseifen

Wer unnötiges Verpackungsplastik vermeiden möchte, greift zu Haarseifen statt zu üblichen Shampoos in Flaschen. Haarseife gibt es in guter Qualität fertig zu kaufen und man kann sie sogar selbst machen. Einfach mal ausprobieren.

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Gudrun Troppmann

Vor Jahren habe ich – nach Lektüre eines Artikels in der Lebensart – Flüssigseifen und danach auch Flüssigduschbad aus unserem Badezimmer eliminiert und durch feste Seifen ersetzt. Die Einwände einzelner Familienmitglieder - von „unpraktisch“ bis „unhygienisch“ - habe ich versucht zu entkräften, bis sie schließlich abflauten. Jetzt ist die Zeit reif für den nächsten Schritt, und so bin ich auf der Suche nach guten Shampooseifen.

Kein Wasser – keine Konservierungsstoffe

Die festen Seifen kommen im Gegensatz zu Flüssigprodukten ohne Konservierungsstoffe aus, weil sich Bakterien, Viren, Schimmelpilze und Hefen nur in Wasser entwickeln können. Mein 14-jähriger Sohn und ich haben verschiedenste Allergien und Unverträglichkeiten und können gut auf Konservierungsstoffe in Form von Parabenen verzichten, die wegen der Auslösung von Allergien kritisiert werden. In zertifizierter Naturkosmetik sind Parabene übrigens nicht erlaubt.

Solidshampoos lassen keinen Müll zurück

Laut Altstoff Recycling Austria (ARA) haben Österreicherinnen und Österreicher 2014 dem Recycling-Kreislauf 17,2 Kilogramm Leichtverpackungen pro Kopf zugeführt. Für unseren 5-Personen-Haushalt macht das statistisch gesehen 86 Kilogramm. Durch den Boykott von Flüssigseife und -duschbad verringerte sich der Plastikmüll in unserem Haushalt um mindestens zwölf Flaschen Flüssigseife und ebenso viele Flaschen Duschbad im Jahr. Eine leere Flasche wiegt cirka 60 Gramm. Also haben wir durch Umstellung auf Seifen unseren Plastikmüll im Jahr um cirka 1,5 Kilogramm reduziert.

Solidshampoo, auch Shampoobar oder Shampooseife genannt, ist Shampoo in fester Form. Nicht nur, dass diese Seifen hübsch anzusehen sind und herrlich duften - wenn sie aufgebraucht sind, bleibt nichts zurück, was Müll wäre.

Wenn wir auch unsere mindestens zwölf Shampooflaschen im Jahr einsparen könnten, wären das noch einmal ein Dreiviertelkilo, in Summe dann 2,25 Kilogramm weniger Plastikmüll in unserem Haushalt! Eine utopische Rechnung zum Schluss: Würden alle ÖsterreicherInnen auf Flüssigseifen, Duschbad und Shampoo in Flaschen verzichten, wären das 3.825 Tonnen weniger Plastikmüll pro Jahr.

Shampoobars – ein Selbstversuch

Wie gut sind Shampooseifen? Und eignen sie sich dazu, herkömmliche Shampoos dauerhaft zu ersetzen? Um das herauszufinden, probiere ich vier Produkte von unterschiedlichen Herstellern.

Lush

„Lush bezieht keine Rohstoffe, die am Tier getestet werden, verwendet kein Palmöl, beeindruckt durch Unterstützung von Organisationen und Kampagnen für Menschenrechte, Tiere und Umwelt und verwendet viele Produkte aus biologischem Anbau. Trotzdem gleich vorweg: Lush ist nicht Naturkosmetik-zertifiziert.

Von Lush gibt es verschiedene Shampoo Bars. Die Shampooseife Brazilliant duftet tropisch nach Orangen. Durch die runde Form liegt sie gut in den Händen und bildet dort nach einigem Hin- und Herdrehen eine beachtliche Schaumanhäufung. Ein Benefit, vor allem für unterwegs, ist die wiederverwendbare Aufbewahrungsdose, die man als Zubehör kaufen kann.

AllesSeife

In einer kleinen Manufaktur in Hennersdorf bei Wien produziert die Firma AllesSeife Badekosmetik und Seifen von Hand und laut Website ganz ohne synthetische Wirkstoffe, Zusatzstoffe, Schaumbildner und Mineralöle. Alle Produkte sind vegan und ohne Palmöl. Die in den Kosmetika verwendeten Rohstoffe sind zu 100 Prozent natürlich, ein Großteil davon ist bio und kommt aus Österreich. Die Seifen sind nicht bio-zertifiziert, aber es gibt eine Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation GLOBAL2000 und mit animal.fair.

Die Hopfen & Malz Bier Shampoo Naturseife wird in einem Organzasäckchen geliefert und duftet herb-zitronig. Die Dekoration aus getrockneten Hopfenblüten ist hübsch. Die kantige Form liegt etwas spröde in den Händen. Den feinen dichten Schaum verteile ich im Haar und die Reste am Körper, denn laut Produktbeschreibung eignet sich die Seife „Für Haut und Haar!“. Nach der Haarwäsche lässt sich das Haar gut frisieren, nachdem ich den Rat auf der Website beherzige und mit Essigwasser nachspüle.

Naturschönheit

Das Unternehmen Naturschönheit in Gmünd (Kärnten) ist ein kleiner Familienbetrieb, der nicht nur selbst Kosmetika herstellt, sondern auch die Rohstoffe verkauft und Workshops anbietet. Etliche Produkte von Naturschönheit wurden von Austria Bio Garantie als Bio-Kosmetikprodukte zertifiziert. So auch die Brennessel Shampooseife, die ich im Online-Shop bestelle.

Sie ist ebenfalls von „Kopf bis Fuß“ verwendbar und farblich in weiß, mokkabraun und mintgrün gehalten. Die Inhaltsstoffe sind ausnahmslos aus kontrolliert biologischem Anbau. Die Haarseife schäumt ausreichend. Der Duft erinnert mich ein bisschen an die gute alte Kernseife, mit einem sehr angenehmen zitronigen Aroma. Auch hier habe ich nachher das Bedürfnis nach einer Spülung. Nach einer Behandlung mit Zitronenwasser gleitet die Haarbürste geschmeidig durch.

Fazit

Alle vier getesteten Produkte sind sehr ansprechend fürs Auge, aber auch brennend, wenn die Augen beim Waschen nicht geschlossen bleiben. Allesamt schmeicheln sie dem Geruchsinn. Die Inhaltsstoffe sind je nach Produkt „vorwiegend natürlich“ über „ausschließlich natürlich“ bis hin zu bio-zertifiziert. Eine anschließende Spülung mit Apfelessig- oder Zitronenwasser oder mit Bier macht die Haare gut kämmbar. Fönschaum, den ich sonst immer verwende, ist mit Shampooseifen nicht mehr nötig. Ich freue mich, denn damit spare ich ganz unerwartet noch weitere Verpackungen ein.

Lush: www.lush.at
AllesSeife: www.allesseife.at
Naturschönheit: www.naturschoenheit.at

Anleitungen zum Selbermachen gibt’s im Internet oder bei Seifensiederkursen.

Autorin: GUDRUN TROPPMANN