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Fukushima: Japan schickt Menschen in verstrahlte Gebiete zurück

Die Radioaktivität ist in den Gebieten um Fukushima weiter auf gefährlich hohem Niveau. Doch Japans Regierung will tausende Menschen in die verstrahlten Gebiete zurück zwingen.



 

Die japanische Regierung plant Tausende Menschen in die Umgebung von Fukushima zurück zu zwingen, obwohl diese noch immer stark verstrahlt ist. Die Radioaktivität im etwa 30 Kilometer von Fukushima entfernten Distrikt Iitate ist auch vier Jahre nach der Reaktorkatastrophe teilweise noch so hoch, dass eine Rückkehr der Menschen in ihre Häuser nicht zu verantworten ist. Dies ergaben Messungen der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Zuvor hatte die Regierung beschlossen, Kompensationszahlungen für die Opfer des Atomunfalls bis 2018 auslaufenzulassen, wodurch viele gezwungen wären, in ihre alten Häuser zurückzukehren. „Die Regierung verurteilt Tausende von Menschen zu einem Leben auf gefährlich verstrahltem Gebiet“, so Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital.

Greenpeace hat in den vergangenen Wochen in Iitate mit einem Expertenteam Radioaktivitätsmessungen durchgeführt. Dabei wurden nicht nur in den Wäldern der Region, sondern auch auf angeblich bereits gesäuberten Flächen neben Häusern und Straßen weiterhin gefährlich überhöhte Werte festgestellt. Auf dekontaminierten Feldern hatte das Team Werte gemessen, die einer jährlichen Dosis von mehr als 10mSv entsprechen. „Das ist das Zehnfache des international zulässigen Grenzwerts“, so Smital. „Fünf Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe galt für die 30-Kilometer-Zone die Hälfte des Werts, den wir jetzt in Iitate gemessen haben - und in die Sperrzone dürfen die Menschen noch immer nicht zurück.“ Walter Saurer, Klima- und Energiesprecher bei Greenpeace CEE in Österreich: „Die aktuellen Messungen in Fukushima machen einmal mehr deutlich, dass Atomenergie gefährlich, teuer und unnötig ist. Auch Atomkraftwerke, die technologisch am neuesten Stand sind, können keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.“

Dekontaminations-Politik der Regierung gescheitert
Japans Regierung hatte Mitte Juni angekündigt, die Evakuierungsorder im März 2017 auslaufen zu lassen. Dies würde bedeuten, dass Tausende Opfer der Fukushima-Katastrophe bis 2018 die ohnehin niedrigen Kompensationszahlungen verlieren. Ohne Kompensation aber werden Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln in ihre verseuchten Häuser zurückziehen müssen. In den vergangenen Jahren hat Premierminister Shinzo Abe Zehntausende Arbeiter eingesetzt, um die Region um Fukushima mit aufwendigen Erdarbeiten zu dekontaminieren. Die jüngsten Greenpeace-Messungen zeigen, dass dieser Versuch gescheitert ist. Die weitläufigen Wälder und Hügel Iitates bergen noch immer große Mengen Radioaktivität, die mit jedem Regen erneut auf die Felder und Wiesen der Region ausgewaschen werden. „Diese Sisyphusarbeit wird auch in Hunderten von Jahren noch nicht abgeschlossen sein“, so Smital. „Die Wahrheit ist: Diese Gegend lässt sich nicht dekontaminieren.“

Die Messungen belegen, dass die japanische Regierung außerstande ist, wieder sichere Lebensbedingungen in den verseuchten Gebieten herzustellen. Greenpeace fordert eine sofortige Rücknahme der Beschlüsse, mit denen viele Menschen in stark radioaktiv-belastete Gebiete gezwungen werden. „Atomunfälle wie in Fukushima haben katastrophale und langwierige Folgen, sowohl für die Umwelt als auch für die Bevölkerung. Atomenergie darf deshalb weder in der EU noch weltweit als Klimaschutztechnologie gewertet werden. Wir fordern einen Stopp für sämtliche öffentliche Förderungen für Atomenergie“, so Saurer abschließend.