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Parteien im WWF-Check: Europawahl 2024

WWF-Check zeigt große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz, Einstellung zum Green Deal sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen.

Eine EU-Fahne weht im Wind.
Foto: Markus Spiske/Unsplash

Nicht erst seit dem Startschuss für den Green Deal ist klar: Die Europäische Union spielt eine entscheidende Rolle im Natur- und Klimaschutz. Für immer mehr Themen stellt die Union wichtige Weichen, häufig ambitionierter als in Österreich. Vor den EU-Parlamentswahlen am 9. Juni hat der WWF die Parteien nach ihren Plänen für die nächsten fünf Jahre befragt. SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS haben die 15 WWF-Fragen transparent beantwortet, während die ÖVP keine eigenen Antworten übermittelt hat. Daher basiert die Einstufung der Volkspartei auf einer Analyse ihrer eigenen Positionen und dem Wahlprogramm ihrer EU-Fraktion.

Eine der wichtigsten Fragen betrifft den Green Deal: Wird er nach der Wahl weiter Priorität haben ? Im WWF-Check versprechen mit der SPÖ, den Grünen und den NEOS drei von fünf Parteien, dass sie sich für einen Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Klima- und Umweltschutz-Maßnahmen einsetzen werden. Die einflussreiche Parteienfamilie der ÖVP (EVP) bekennt sich in ihrem Wahlprogramm zur weiteren Umsetzung des Green Deals, obwohl sie viele Umweltfragen offen lässt. Hingegen will die FPÖ in ihrer Antwort eine „Abkehr vom Green Deal“.

Eine Tabelle fasst die Umfrageergebnisse zu Green Deal, Klimaneutralität und -resilienz zusammen - Grüne entsprechen allen Forderungen, FPÖ keiner.
Grafik: WWF

Ausstieg aus Öl und Gas im Visier

Beim Klimaschutz zeigt die WWF-Umfrage konkrete Unterschiede. Die Grünen wollen die Klimaneutralität bereits bis 2040 im EU-Recht verankern, während SPÖ und NEOS die CO2-Emissionen bis dahin zumindest um 90 Prozent reduzieren möchten. Die Grünen bejahen auch die Antwortoption für „rechtsverbindliche Zieltermine für den Ausstieg aus Kohle bis 2030, aus Erdgas bis 2035 und aus Erdöl bis 2040“. SPÖ und NEOS halten diese konkreten Termine für zu streng, unterstützen aber den Beschluss fixer Ziele. Die FPÖ ist in ihrer Antwort bezogen auf die Energieversorgung gegen „jeglichen Eingriff mittels EU-Rechtsakten“. Die ÖVP repliziert nicht, ist aber im Regelfall ebenfalls gegen gesetzliche Ausstiegsziele. Anders argumentiert der WWF: „Verbindliche Ziele erhöhen die Planungssicherheit, fördern Innovationen und effiziente Investitionen der Wirtschaft“, sagt Hanna Simons.

SPÖ und Grüne unterstützen neue verbindliche Regeln, um fossile und umweltschädliche Subventionen in Milliardenhöhe abzubauen und umzulenken. Die NEOS befürworten das Ziel, halten aber keinen neuen EU-Rechtsrahmen für nötig, sondern verweisen auf die Wirkung einer ambitionierten CO2-Bepreisung. Die FPÖ stellt sich gegen das Ziel eines Abbaus der fossilen und umweltschädlichen Subventionen. Von der ÖVP gibt es öffentlich eine gut dokumentierte Ablehnung. Die Europäische Volkspartei plädiert in ihrem Wahlmanifest für eine „Abkehr von fossilen Brennstoffen, indem mit den Mitgliedstaaten ein Fahrplan für ein widerstandsfähiges Energiesystem mit schrittweisem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen entwickelt wird“. Als Umweltschutzorganisation empfiehlt der WWF eine große öko-soziale Finanzwende: „Umweltschädliche Subventionen müssen rasch auslaufen, während im Gegenzug mehr Geld in den Klima- und Naturschutz fließt und die Politik einen sozial gerechten Übergang sicherstellt“, fordert Programmleiterin Hanna Simons.

Vorrang für naturbasierte Lösungen

Europa ist laut der EU-Umweltagentur nur unzureichend auf Klimarisiken vorbereitet, daher ist auch die richtige Anpassung an die Folgen der Erderhitzung relevant. In der Umfrage unterstützen SPÖ, Grüne und NEOS „den Beschluss neuer legislativer und nicht-legislativer Maßnahmen zur Klimaresilienz, die dem Einsatz und der Ausweitung von natur-basierten Lösungen Vorrang einräumen“. Die EVP schlägt dazu nur nicht-legislative Projekte vor, während die FPÖ hier keinen Bedarf für zusätzliche EU-Maßnahmen sieht. „Natürliche Schutzmaßnahmen sind ein ganz entscheidender Faktor, haben aber bisher noch nicht die angemessene politische Priorität. Das muss sich rasch ändern“, sagt WWF-Programmleiterin Hanna Simons. Notwendig wären zum Beispiel ein wirksamer Bodenschutz, die systematische Renaturierung von Flüssen oder die Rettung von Mooren und Feuchtgebieten, damit diese mehr Wasser aufnehmen, filtern und im Boden speichern können.

Eine Zusammenfassung der Umfrage zu Biodiversität, Natur und Agrarpolitik. Grüne und SPÖ stimmen allen WWF-Forderungen zu.
Grafik: WWF

Mehr Geld für die Artenvielfalt

Anlässlich der Europawahl fordert der WWF eine Aufstockung der Natur-Investitionen auf 50 Milliarden Euro pro Jahr, um die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 umzusetzen. Zudem sollte es verbindliche Ziele für Schutzgebiete geben. SPÖ, Grüne und NEOS unterstützen diese Anliegen auf Nachfrage grundsätzlich – die Liberalen möchten sich aber auf keine Summe festlegen. Die FPÖ hält bei den Schutzgebieten freiwillige Zusagen der EU-Mitgliedsländer für ausreichend und fordert, dass Investitionsprogramme in diesem Feld eine „rein nationale Angelegenheit“ bleiben müssten. Die ÖVP ist auf der EU-Ebene regelmäßig gegen mehr Verpflichtungen im Naturschutz und lehnt auch das Renaturierungsgesetz ab.

Alle Informationen zum WWF-EU-Wahlcheck hier.

Legende zu den Grafiken.
Grafik: WWF