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Es ist ein dreckiges Geschäft mit der Zukunft eines Kindes

Ich finde es unfassbar, dass das duale Schulsystem überhaupt von der Allgemeinheit akzeptiert ist. Es ist ein dreckiges Geschäft, mit der Zukunft eines Kindes im Alter von 10 Jahren zu spielen.

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Ivana Vlahusic Foto: Christof Hütter Photography

Als 2016 die Diskussion “Gesamtschule” aktuell war, stand ich in Diskussionen oft alleine da und versuchte, nicht selten vergeblich, zu beschreiben, wie förderlich, herausfordernd und schön die Erfahrungen sind, die ich an der NMS in einem sehr heterogenen Umfeld machen durfte.

Wo kommt die Notwendigkeit her, Kinder abzustempeln, einzuteilen, in leistungsschwach und leistungsstark und die Idee, Menschen zu trennen? Diese Idee heißt Segregation. Es trennen uns Systeme, Skalen, nicht selten Hautfarben, und immer diese Zahlen, die das, was wir leisten, messen wollen. Leistung muss definitiv neu definiert werden.

Aber ich erzähle euch noch etwas über Segregation. Das Gegenteil von Segregation ist Inklusion. Ein Schulsystem, das auf einer Bildung basiert, welches die Menschenrechte fördert - das ist ein hohes Ziel. Das aber ist Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein “duales, differenziertes” Schulsystem, welches die Spaltung der Gesellschaft fördert und begrüßt, und wenn ein wichtiger AHS Vertreter an dieser Stelle offen über notwendige “Segregation” spricht - ein Begriff, der in der Gesamtschuldiskussion geläufig ist, das ist Diskriminierung. Und das Wort “Segregation” ist ein Synonym für Rassentrennung in Südafrika oder dafür, was in der Zeit des Nationalsozialismus einem “Nicht-Arier” angetan wird, dh. Juden, Slawen, Roma und Sinti, Homosexuellen und ganz zu schweigen von Menschen mit Behinderung, ganz zu schweigen von Inklusion. Es gab ein “Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen”, welches den Zugang “nicht-arischer” Schüler und Studenten zu Bildungseinrichtungen beschränkte, ab 1939 durften jüdische Schüler überhaupt nicht mehr an öffentliche Schulen. Ein Wort wie Segregation ist also mit Vorsicht zu verwenden. Dieses Wort wird im Kontext des gegenwärtigen Bildungssystems zur Verteidigung des gegenwärtigen Bildungssystems von Verteidigern dieses Systems verwendet, um auszusagen, dass soziale Gerechtigkeit ein “Irrtum” ist. Mit dieser Einstellung bewegen wir uns in eine falsche Richtung. Und wieder einmal: Hier wünsche ich mir Änderung.

Ivana Vlahusic, 19, Rednerin/Referentin, Storytellerin/Erzählerin, Maturantin/Gymnasiastin, hat als Muttersprache Ungarisch Vatersprache Serbisch, Lieblingssprache Musik, komponiert Lieder auf Deutsch. Schreibt und liest außerdem alles mögliche, redet viel in unterschiedlichen Sprachen, reist und lernt gerne Neues kennen, neue Menschen... lebt für Begegnungen. Hier geht‘s zu ihrem Musikvideo.