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Bienenfreundlich? Mitnichten!

Anlässlich des Weltbienentags: Einkaufstest zeigt 9 von 10 "bienenfreundlichen" Blumen mit Pestiziden belastet.

Eine Wildbiene sitzt auf einer Lavendelblüte.
Michaela Wenzler, Pixabay

GLOBAL 2000 testete gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland 35 bienenfreundliche Pflanzen auf Pestizidrückstände. Über 90% der untersuchten Blumen waren mit Pestiziden belastet, fast die Hälfte davon sogar mit hoch-bienengiftigen Wirkstoffen. 

„Auf fast allen von uns untersuchten Pflanzen fanden wir richtige 'Pestizid-Cocktails', bei einem Viertel aller Blumen wurden sogar 10 oder noch mehr gefährliche Wirkstoffe gefunden. Und das Schlimmste daran: Die Pflanzen waren alle speziell als 'bienenfreundlich' gekennzeichnet“, erklärt Dr. Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei GLOBAL 2000.

Mit 19 Pestiziden wies ein untersuchtes Männertreu (Lobelia) die höchste Anzahl an Rückständen auf, gefolgt von einem Phlox mit 18 sowie Lichtnelken und Köcherblümchen mit 17 Wirkstoffen. Nur 3 Pflanzen waren unbelastet. 

„Unser Test zeigt: Im Zierpflanzenbau gibt’s noch viel zu tun.“, so Novak. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen den Bienen helfen und kaufen daher bienenfreundliche Pflanzen wie Margeriten, Blaukissen oder Lavendel, ohne zu ahnen, dass sie bienengefährliche Pestizide enthalten“. 

Auf fast der Hälfte der Pflanzen (40%) wurden außerdem Pestizide entdeckt, die in der EU nicht zugelassen sind. Darunter auch extrem bienengiftige Substanzen wie das Neonicotinoid Imidacloprid, das auf Vergissmeinnicht aus dem österreichischen Lagerhaus gefunden wurde. „Unsere Analyse zeigt ein weiteres Problem auf“, sagt Novak: „Der Europäische Zierpflanzenbau geschieht in großem Stil auf Kosten des globalen Südens, woher die Mehrheit der Jungpflanzen stammt. Pestizide, die in der EU aus gutem Grund verboten sind, werden in den Produktionsländern eingesetzt und gelangen so auch wieder zu uns.“ 

Pflanzen in Österreich stärker belastet als in Deutschland

Keine einzige in Österreich gekaufte Pflanze war frei von Pestizidrückständen, in Deutschland waren immerhin 20% der Proben unbelastet. Die fünf Pflanzenproben mit jeweils gleich drei hoch-bienengiftigen Pestiziden stammten alle aus Österreich. 

Pflanzen mit dem österreichischen AMA-Gütesiegel waren im Test nicht weniger mit Pestiziden belastet als der Durchschnitt. Drei der vier Pflanzen mit AMA-Gütesiegel wiesen sogar eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Pestiziden auf und ebenfalls auf drei von vier Proben wurden hoch-bienengiftige Pestizide nachgewiesen. Auch auf Pflanzen mit AMA-Gütesiegel wurden nicht zugelassene Pestizide nachgewiesen.

Politik ist dringend gefordert  

In Deutschland regelt das nationale Pflanzenschutzgesetz, dass Pflanzen mit Rückständen von nicht zugelassenen Wirkstoffe nicht importiert werden dürfen. In Österreich gibt es keine gesetzlichen Regelungen für Pestizidrückstände auf Zierpflanzen. Novak drängt auf ein Verbot von bienengefährlichen Wirkstoffen im Zierpflanzenbau: „Um das Insektensterben zu stoppen, fordert GLOBAL 2000 eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Pestiziden und vor allem von erwiesenermaßen bienengiftigen Wirkstoffen. Die Behörden sind gefordert, die Ungefährlichkeit von Zierpflanzen zu kontrollieren, genauso wie bei Lebensmitteln“. 

Was können Konsument*Innen tun?

Novak abschließend: „Wirklich sicher sind Zierpflanzen nur, wenn sie aus biologischer Produktion kommen. Wir empfehlen den Konsument*innen daher, wenn möglich Bio-Pflanzen zu kaufen, auf Pestizidreduktionsprogramme des Handels zu achten und Pflanzen zu kaufen, die von der Jungpflanze weg in Österreich produziert werden“.

Den gesamten Test finden Sie hier.