Wohin mit alten Kleidern?
Kleidung zum Sammelcontainer zu bringen, hinterlässt ein gutes Gewissen - wie der Weg der abgelegten Sachen weitergeht, ist jedoch wenig einsichtig. Diesen Sammelstellen kannst du vertrauen.
Nicht jede Kleiderspende bewirkt etwas Gutes. Oft ist der Weg der Kleidung vom Sammelcontainer bis zu Verbrauchern nicht nachvollziehbar. Ebenso ist unklar, was mit dem erwirtschafteten Erlös passiert. Wir haben uns die Sammel-Organisationen und Einrichtungen in Österreich näher angesehen und stellen Ihnen jene vor, die ehrlich an die Sache herangehen:
Carla
Österreichweit finden sich die Second-Hand-Shops „Carla“ der Caritas. Wie und wo Kleidung gesammelt wird, unterscheidet sich in den Bundesländern: In Wien, Teilen von Niederösterreich, Burgenland, der Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg stehen Container für Kleiderspenden bereit. Ansonsten können Kleider direkt im Shop abgegeben werden. Die Kleidung wird vor Ort sortiert und verschenkt oder günstig verkauft. Der Rest wird in Katastrophenfällen vor Ort verschenkt.
Vorteile: Wenn gebrauchte Kleidung direkt vor Ort abgegeben wird und dort einen Abnehmer findet, ist der Weg kurz – ein nachhaltiger Ansatz, der die Regionalität fördert.
Nachteile: In manchen Regionen gibt es keine Container. www.caritas.at
Wams Innsbruck
Seit 1984 sammelt der Tiroler Verein Wams gebrauchte Kleidung und verkauft sie in Second-Hand-Shops in Innsbruck, Schwaz, Jenbach und Hall. In den neun Betrieben arbeiten vor allem arbeitsuchende und gehandicapte Menschen, die jeden Arbeitsschritt selbst erledigen - von der Entleerung der 260 Container bis hin zur händischen Sortierung der Kleidung. Da in der Regel zu viel gespendet wird, landet ein Teil bei Second-Hand-Shops in Ungarn. Ansonsten versucht man, möglichst viel zu verwenden: Die schönsten Stücke werden verkauft, noch gut Erhaltenes bekommt ein Verein für Obdachlose und aus kaputter Kleidung werden Putzlappen hergestellt. Der Erlös selbst reicht nicht, um die Betreuung durch Sozialarbeiter und Co. zu finanzieren, daher trägt auch das Arbeitsmarktservice und das Land Tirol zum Erhalt des Vereins bei.
Vorteile: Wams ist der soziale Aspekt besonders wichtig: 88 Menschen, die am normalen Arbeitsmarkt keinen Platz finden, arbeiten in den Betrieben des Vereins. Jeder Handgriff wird selbst erledigt, denn der Verein setzt bewusst auf die menschliche Arbeitskraft.
Nachteile: Die Standorte der Container sind wohl auch wegen der hohen Anzahl im Internet nicht zu finden. Es gibt aber eine Standorthotline und eine genaue Auflistung der Shops und Sortierstellen. www.wams.at
Volkshilfe Wien & Oberösterreich
In Wien und Wien-Umgebung sammelt die Volkshilfe seit mehr als 15 Jahren gebrauchte Kleidung. Sogenannte „Sammelboxen“ stehen rund um die Uhr zur Verfügung, entleert werden die Behälter einmal in der Woche von der Volkshilfe selbst. Im Großhandelslager sortieren die Mitarbeiter die Kleider und teilen sie auf: Die schönsten Stücke werden in den Secondhandshops der Volkshilfe verkauft, die sogenannte „B-Ware“, die teilweise beschädigt ist, kann direkt vor Ort erstanden werden. Unverkäufliche Textilien aus Baumwolle werden zerrissen und als Putzlappen weiterverwendet. Der Erlös geht an karitative Projekte der Einrichtung. Ähnlich funktioniert es in Oberösterreich: In 17 Shops werden gut erhaltene Kleider verkauft, in etlichen Gemeinden gibt es zudem Sammelboxen.
Vorteile: Die Einrichtung kümmert sich von den Boxen bis hin zur Sortierung um alles selbst und hat den gesamten Ablauf im Blick. Die Volkshilfe Oberösterreich bietet auf ihrer Homepage zudem eine genaue Auflistung der Boxen-Standorte.
Nachteile: Aus den öffentlich zugänglichen Boxen wird auch immer wieder etwas entwendet. www.volkshilfe-wien.at, www.volkshilfe-ooe.at
Contrapunkt
Der Kärntner Betrieb begann vor über dreißig Jahren damit, Wohnungen zu entrümpeln und Möbel zu restaurieren. Heute gibt es bei Contrapunkt neben einer Tischlerei und einer Keramikwerkstatt auch einen Textilbereich mit Secondhandshop. In über 100 Containern sammelt Contrapunkt in Klagenfurt und Villach gebrauchte Kleidung. Die schönsten Stücke werden in den beiden Secondhandshops verkauft, der Rest wird zum Teil sehr kreativ weiterverarbeitet: Unter dem Namen „re:souled“ nähen die Mitarbeiter neue Kleidungsstücke oder verschönern gespendete Kleider. Die Einnahmen aus den Shops unterstützen die Beschäftigung und Betreuung von langzeitarbeitlosen Menschen.
Vorteile: Die Homepage der Einrichtung bietet eine genaue Auflistung der Container-Standorte. Contrapunkt kümmert sich um alles selbst und hat mit den „re:souled“-Stücken eine Nische gefunden, die zum heutigen Zeitgeist passt: Nämlich Bestehendes neu zu interpretieren.
Nachteile: Contrapunkt deckt in Kärnten nur die beiden Städte Klagenfurt und Villach ab. www.contrapunkt.at
Humana People to People
Humana ist die größte Container-Kleidersammlung Ost-Österreichs. Grundsätzlich ist Humana ein „Verein für Entwicklungszusammenarbeit: 64 % der gesammelten Kleidung wird weitergetragen – in Europa kann die gebrauchte Kleidung in den Humana-Stores erworben werden, in Afrika und Asien gibt es eigene Secondhandshops für den Verkauf. Die restlichen Kleiderspenden werden zu Putzlappen verarbeitet, recycelt oder zu Decken in Indien genäht. In Österreich stehen 2300 Container zur Verfügung.
Das System der Kleiderlieferungen nach Afrika ist in den 90er-Jahren auch stark kritisiert worden, weil es den dortigen Markt ruiniere. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass damals vor allem die politische Lage des Landes und die fehlende Infrastruktur die afrikanische Textilindustrie in den Ruin trieb. Europäische Second-Hand-Kleidung kommt gut an, weil es für die Menschen dort oft die einzige Möglichkeit ist, durch den Handel etwas zu verdienen und hochwertige Kleidung zu erwerben.
Vorteil: Die Einrichtung ist vor allem im Osten des Landes durch zahlreiche Container sehr gut aufgestellt. Es gibt allerdings Diskussionen rund um Abstellplätze, da diese nicht immer genehmigt sind.
Nachteil: In den vergangenen Jahren stand Humana zunehmend in der öffentlichen Kritik: Der Einrichtung wurde vorgeworfen, undurchsichtige Geschäftsstrukturen aufzuweisen und eher an kommerziellen als an entwicklungspolitischen Zielen interessiert zu sein. www.humana.at
Autorin: DANIELA RITTMANNSBERGER
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