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Was bringen Stakeholder-Dialoge?

Gastkommentar von Leo Hauska

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An manchen Begriffen kommt man nicht vorbei: einer davon ist „Stakeholder-Dialog“. Nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Politik wird der Ruf nach diesem Instrument immer lauter. Daher die berechtigte Frage: Wozu brauchen wir das?

Die Antwort gleich vorweg: Wir brauchen ihn nicht! Keine Organisation braucht einen Stakeholder-Dialog – es sei denn, sie möchte sich verändern. Dann ist er allerdings ein besonders nützliches Instrument, welches den Umgang mit Chancen und Risiken erleichtert und ein beachtliches Innovationspotenzial aufweist. Aber nur bei fachgerechter Umsetzung – und die ist anspruchsvoller als vielfach angenommen. Das führt gleich zur nächsten Frage: Was ist überhaupt neu daran?

Wenn ein Unternehmen unter dem Begriff „Stakeholder“ alle Bezugsgruppen versteht, also u.a. Mitarbeiter/innen, Kunden/innen, Lieferanten/innen, Politiker/innen, NGO, Medien und Anrainer/innen, dann sind die gelebten Beziehungen zu diesen Gruppen inklusive entsprechender Dialoge sicher nichts Neues. Warum dann der neue Begriff?

Die heutige Auffassung von „Dialog“ und der Begriff „Stakeholder“ basieren auf einem neuen Rollenverständnis: Im Vordergrund steht nicht das Austauschen vorgefertigter Positionen oder das zielgerichtete Beeinflussen anderer, sondern das Erkennen neuer, gemeinsamer Möglichkeiten. Stakeholder werden als Eigner wertvoller Ressourcen gesehen, deren gezielte Einbindung in die Tätigkeit der Organisation wechselseitige Vorteile verspricht. Gut gemachte Multi-Stakeholder-Dialoge – und viele andere Instrumente des Stakeholder-Managements – nutzen die Vielfalt ihrer Teilnehmer/innen und schaffen einen Vielfach-Wert durch kollektives Arbeiten. Dabei geht es auch um das Erweitern traditioneller Wertschöpfungsketten zu „Wertschöpfungsnetzen“.

Dieser Ansatz funktioniert aber nur, wenn die Beteiligten bereit sind, sich zu verändern; wenn Kooperation und nicht Konkurrenz im Vordergrund steht; und wenn die Dialogpartner wertgeschätzt werden. Angesichts dieser Bedingungen verwundert es nicht, dass sich dieses Instrument im politischen Alltag noch nicht durchsetzen konnte. Auch viele Unternehmen scheuen sich noch davor, Stakeholder systematisch in ihre Geschäftstätigkeit einzubinden. Denn diese Dialoge sind aufwändig und müssen gut vorbereitet sein. Wann machen Stakeholder-Dialoge daher Sinn?

  1. Wenn der Wunsch nach Weiterentwicklung besteht; wenn etwas verändert werden soll und diese Veränderung auch die eigene Organisation einbezieht.
  2. Wenn Klarheit über Ziele und Erwartungen besteht und das auch offengelegt wird.
  3. Wenn die Organisation darauf vorbereitet ist – sowohl mental, als auch durch Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen.
     

Was bringen also Stakeholder-Dialoge? Sie bringen jenen, die es wollen, ein risikoärmeres und chancenreicheres Veränderungsmanagement, ein interessanteres Arbeiten, viele neue Erkenntnisse – und das Bewusstsein, nicht gegen andere, sondern mit und für andere etwas zu tun.

Leo Hauska ist Geschäftsführender Gesellschafter von Hauska & Partner Corporate Relations, einer Unternehmensberatung mit den Schwerpunkten Stakeholder-, Issues- und Responsibility-Management.