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Der Edelschnapsbrenner: Josef Farthofer

Warum seine Bio-Brände heute rund um den Globus gefragt sind und wie er in seinen Betrieb Tradition mit hochmoderner Technik vereint erzählt Josef Farthofer aus Öhling.

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London war im November 2012 Schauplatz des renommierten Wettbewerbs für Wein und Spirituosen. Eine der gefragtesten Auszeichnungen unter den 2.400 Einreichungen ging an das Unternehmen von Josef Farthofer. „Erst in London wurde klar, dass wir mit unserem Wodka einen der begehrtesten Preise gewonnen haben. Wodka ist die weltweit am häufigsten getrunkene Spirituose und wir sind der erste Betrieb aus dem deutschsprachigen Raum, der hier ganz oben steht."

Biobrände aus dem Mostviertel erobern die Welt

Wettbewerbe sind für den 40-Jährigen wichtig. Zum einen wird einem ständig bewusst, dass die Konkurrenz nicht schläft, zum anderen beleben Preise wie der IWSC das Geschäft. Sie dienen aber auch zum Erschließen neuer Märkte. Farthofer: „Um in Ländern wie Nigeria, Dubai oder China zu punkten, ist es notwendig, jemanden vor Ort zu haben, der das Vertriebsnetz aufbaut. Und solche Partner findet man in vielen Fällen im Rahmen von Wettbewerben.“ Farthofer betreibt die Destillerie seit rund zehn Jahren, hat heute sieben Angestellte und leitet einen florierenden Betrieb, der 60 Prozent der Produkte exportiert. „Wir beliefern Großhändler auf der ganzen Welt. Unsere Brände trinkt man in Europa, aber auch in Asien oder Afrika. Besonders beliebt sind hier der Mostello, der Gin und natürlich auch unser Wodka“, erklärt Farthofer nicht ohne Stolz. „In Österreich gibt es unsere Produkte in der gehobenen Gastronomie oder etwa beim Meindl am Graben.“

Josef V. Farthofer entstammt einer alt eingesessenen Bauernfamilie aus dem Mostviertel. V. steht für den fünften männlichen Erstgeborenen, welcher der Tradition entsprechend Josef getauft wird. Und Josef VI., Farthofers Sohn, ist mit seinen 13 Jahren scheinbar auch schon vom Brenn-Virus befallen. Regelmäßig ist der jüngste Spross beim Brennen anzutreffen, wo er dem Vater ganz genau auf die Finger schaut. Josef Farthofer: „Er entwickelt schon jetzt großes Gespür und vor allem echtes Interesse für die Sache.“ Zum Hof der Farthofers gehörten immer große Streuobstwiesen. Im Herbst hieß es dann für die Kinder Obstklauben. Farthofer: „Ein Teil der Ernte wurde für den Eigenbedarf verwertet und der Rest für einen Spott ins Lagerhaus geliefert. Most galt damals als minderwertiges Produkt und das Fällen von alten Obstbäumen wurde sogar gefördert. Mit einem Freund habe ich 1991 zum ersten Mal versucht, Süßmost zu pressen und zu verwerten.“

Seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte Farthofer allerdings ganz wo anders. Als Unternehmensberater für das Regionale Innovationszentrum in Waidhofen an der Ybbs gondelte der studierte Wirtschaftspädagoge fünf Jahre durchs Mostviertel und erklärte jungen Menschen, wie man einen Betrieb gründet. Nebenbei widmete sich Farthofer seinem Most und immer mehr auch dem Brennen. Was damals als Hobby begann, hat Josef Farthofer inzwischen zu hoher Perfektion entwickelt. Durch den Bau neuer Destillieranlagen in den Jahren 2003 und 2011 ist es gelungen, Tradition mit modernster Technik zu vereinen.

Entscheidend für Farthofer ist die Bio-Qualität der Ausgangsprodukte, die er von Herstellern in ganz Österreich bezieht. „Wir sind seit 2003 ein zertifizierter Bio-Betrieb. Nur beste Rohmaterialien wie Früchte, Kräuter, Nüsse oder Getreide aus biologischer Landwirtschaft werden verarbeitet und unter kontrollierten Bedingungen eingemaischt und vergoren. Nach mindestens einem Jahr Reife- und Ruhezeit finden unsere Produkte dann ihre Vollendung.“ Oberstes Prinzip ist die Qualität und nicht die Herstellung von Massenware. Lässt eine Obstsorte in einem Jahr aus, dann gibt es von diesem Produkt eben weniger oder Farthofer greift auf seine Lagerbestände zurück.

Doch nicht nur für seine Destillate verlangt Farthofer erste Qualität. Auch in der Betriebsführung setzt er auf Nachhaltigkeit. „Wir haben eigene Miscanthus-Kulturen, mit denen wir unsere Biogas-Anlage betreiben. Damit versorgen wir nicht nur den eigenen Betrieb sondern auch andere Objekte im Ort mit Energie.“ Für diese Initiative war Farthofer 2008 auch für den Klimapreis nominiert. Und seit kurzem experimentiert er mit Brot-Schnaps: „Ein Bio-Bäcker aus Bayern beliefert Lebensmittelbetriebe bei uns in der Gegend und bringt uns das Brot vom Vortag, das wir als Rohstoff für die Destillerie verwenden.“

Zurück zum derzeit wohl begehrtesten Produkt aus Farthofers Sortiment, dem Wodka. „Rein, klar und mild muss er sein“, so Josef Farthofer. Das Geheimnis für einen wirklich guten Wodka liegt in der Kunst der Trennung der einzelnen Phasen der Destillation. Hier ist der ausgeprägte Riecher von Josef dem Fünften gefragt. „Die Unterscheidung zwischen Vor-, Mittel- und Nachlauf geht ausschließlich über den Geruch. Im Vorlauf ist es das Methanol, im Nachlauf sind es die Fuselstoffe, die den Geschmack ruinieren. Bei uns kommt nur der hochwertige Mittellauf in die Flasche.“ Um das Zwischenprodukt mit über 80 Volumsprozent auf Trinkstärke zu bringen, wird es mit Wasser verdünnt. Wodka bedeutet wörtlich übersetzt Wasser, wobei Farthofer hier auf ganz besondere Quellen setzt. „Das Wasser im Mostviertel ist in der Regel hart, was die Qualität des Wodkas beeinträchtigen kann. Wir beziehen das weiche und mineralreiche Wasser aus dem Urgestein des Mühlviertels und erzielen damit die geforderte Klarheit, Reinheit und Milde.“ Grundlage für den Wodka ist übrigens Bio-Weizen, den Farthofer über einen Händler bezieht.

Doch Farthofers Begeisterung gilt nicht nur dem Hochprozentigen. Mehr als 40 Produkte stehen im Sortiment. Bei den Destillaten finden sich neben Obstbränden, Gin, Wodka und Rum auch Exoten wie Bierbrand oder Bergheuschnaps. Dazu kommen Liköre aus unterschiedlichsten Früchten, aber auch aus Schokolade und als Eierlikör. Viele Jahre Entwicklungsarbeit stecken in seinem Mostello, der vom Charakter her mit einem Portwein zu vergleichen ist. Die Gärung von Birnenmost wird durch die Zugabe von Destillat unterbrochen. Die Lagerung in Eichenfässern gibt dem Ganzen dann den letzten Schliff. Farthofer: „Der Mostello hat seinen Geist vom Destillat, seine Frucht von der Birne und seinen Körper vom Eichenfass. Insgesamt drei Jahre hat es gebraucht, bis ich damit zufrieden war.“ Die angeborene Sturheit der Mostviertler kam Farthofer sicher nicht ungelegen. „Die ersten Jahre waren hart, weil dich und deine Produkte keiner kennt. Da kostet es einiges an Überwindung, einen guten Job einfach an den Nagel zu hängen und selbständig zu werden.“

Womit wir auch schon beim Credo des Unternehmers Josef Farthofer sind. Leidenschaft für das, was man tut und genügend Ausdauer, um es zu perfektionieren.“

Destillerie Farthofer Onlineshop

Autor: Michael Fusko