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Im Naturgarten ist der Zauber los

Eine Wildsträucherhecke, in der sich Insekten und Vögel tummeln, duftende Blüten in der Blumenwiese, flatternde Schmetterling - in einem Naturgarten tut sich was.

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Das Netzwerk Naturgarten steht für naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Pflanzen. Polak

Im Naturgarten ist der Weg das Ziel. Angenehm würziger Duft begleitet die  kleinen Pfade, die von einer Gartennische zur nächsten führen. Aus den Fugen und Ritzen zwischen den Trittsteinen wachsen Thymian und Mauerpfeffer. Über die unebenen Stufen aus uralten Granitblöcken geht es in den Obstgarten. Hier werfen Apfel-, Birnen- und Nussbäume ihre Schatten auf die bunte Blumenwiese. Am üppig wuchernden Kräutergarten vorbei gelangt man zu einer kleinen Mulde mit einer Feuerstelle. An lauen Sommernächten tanzen hier die Flammen und malen Schatten an die niedrige Natursteinmauer, in der sich Insekten verkriechen. Eine Blindschleiche und Eidechsen haben sich hier häuslich eingerichtet. Eine Wildsträucherhecke mit Wildrosen, Dirndlstrauch, Sanddorn, Schlehdorn und Pfaffenhütchen begrenzen den Garten: Vögel und Insekten tummeln sich, es summt und flattert.

Der Naturgarten versteht sich gleichermaßen als Refugium für Menschen, Tiere und Pflanzen. „Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie“, ist das Motto des Netzwerks Naturgarten, zu dem sich 13 Betriebe rund um Gartenplanung, Beratung, Ausführung und Pflanzenproduktion in Oberösterreich zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, auf die jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnisse abgestimmte lebendige Gärten entstehen zu lassen, in denen verschiedene Ökonischen Platz finden.

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Der Mensch profitiert von dieser üppigen Vielfalt in jedem Fall. Schon allein deshalb, weil es im Naturgarten immer etwas zu beobachten gibt. biotop

Beitrag zur Artenvielfalt
„Wir greifen hauptsächlich auf heimische Pflanzen zurück, die seit mehr als 500 Jahren in unserer Gegend vorkommen“, erklärt Willi Minhard vom Netzwerk Naturgarten. Dies hat den Vorteil, dass sie an die Bedingungen in unseren Breiten bestens angepasst sind. Wird beispielsweise eine Blumenwiese angelegt, zieht dies ein gewaltiges Bio-Spektrum nach sich: Bald sprießen unter anderem Löwenzahn, Klee, Gundelreben, Ehrenpreis, Gänseblümchen und Wiesenschafgarben. Allein die Wiesenschafgarbe kann von 28 Wildbienenarten genutzt werden, während die Gartenform Gold-Schafgarbe gerade einmal von drei Arten von Wildbienen angeflogen wird. Je artenreicher ein System ist, desto stabiler ist es. Der Naturgarten versteht sich deshalb auch als wichtiger Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt – und zwar weit über das heurige Jahr der Biodiversität hinaus. Wenn man bedenkt, dass im Schnitt eine Wildpflanzenart zehn Tierarten nach sich zieht.

Autorin: Maria Zamut
 

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Lesetipp:
Handbuch Bio-Gemüse. Sortenvielfalt für den eigenen Garten,
Andrea Heistinger/Arche Noah, 632 Seiten, viele schöne Fotos, Löwenzahn Verlag, € 39,90

Gelesen von Sonja Schnögl, www.mündig.at:
Beziehungsratgeber gibt es ja wie Sand am Meer.  Meist geht es dabei um mehr oder weniger enge (Liebes)Beziehungen. Aber so eng, wie mit dem Essen, das wir uns einverleiben (!), kann ja selbst die symbiotischste Beziehung nicht sein. Was also fehlt, ist ein Beziehungsratgeber, der sich mit den Lebensmitteln befasst, die uns im Magen und am Herzen liegen.
Das Buch, das mir der Löwenzahn-Verlag netterweise zur Rezension auf meiner Website angeboten hat, könnte zumindest einen Teil dieser Lücke schließen. Eigentlich ist es ja ein Gartenbuch, ein Handbuch für den Bio-Gemüseanbau. ABER: auch für Leute, die gar keinen Garten haben und gar kein eigenes Gemüse anbauen, lohnt sich die Lektüre und die Anschaffung. Schließlich wollen wir doch wissen, was wir essen! Woher kommt die Kartoffel? Wie wird der Paprika angebaut? Welche Vorlieben entwickelt der Spinat? Welche Ansprüche stellt die Speiserübe? Wie pflegt man Rucola? Welche Sorten gibt es vom Fenchel? Und wie kann man Tomatillos zubereiten? Das alles und noch mehr lässt sich in Andrea Heistingers (ja genau, Arche Noah) wunderschönem Buch nachlesen. Beziehungspflege, die Freude macht und Wissen schafft. GärtnerInnen, übrigens auch solche, die am Balkon anpflanzen, werden reichlich mit nützlichen Informationen versorgt und mit tollen Fotos verwöhnt.  Also auf zum Lernen im Gemüse!

Ein kleines Problem für botanisch weniger gebildete Menschen (vermutlich viele?!) stellt möglicherweise das Inhaltsverzeichnis dar: Es ist nach den Gewächsarten geordnet. Wer aber nicht weiß, dass Karotten zu den Doldenblütlern und Chili zu den Nachtschattengewächsen gehört, muss das (ausführliche) Register verwenden – oder noch was lernen!