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Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden

Trocken wie ein Keks, nass wie ein Schwamm – beides sollten unsere Wohnräume nicht sein. So klappt es mit einem gesunden Raumklima.

Eine Frau sitzt zwischen Pölstern und Zimmerpflanzen an einem Fenster in einer hochgelegenen Wohnung eines Hochauses und kuschelt mit einer schwarz-weißen Katze.
Foto: Getty Images / Unsplash

Der Winter zieht ins Land, die Luft drinnen wird trocken, trockener, am trockensten. Zumindest in meinem Altbau. Andernorts werden die Decken klamm und Gewaschenes will und will nicht trocken werden. Das ist nicht nur ungemütlich: „Ein ausgewogenes Raumklima ist für unsere Gesundheit, insbesondere für unsere Atemschleimhäute und Augen wichtig“, erklärt Tobias Steiner, Experte für bauphysikalische Zusammenhänge beim Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie. Trockene Luft entzieht unserem Körper Feuchtigkeit – trinken wir dann noch zu wenig und blinzeln selten, wie wir das festgefroren vor dem Monitor tun, beginnen die Augen zu jucken, die Haut wird auf Dauer leichter rissig und unsere Schleimhäute werden anfälliger für Viren. Ist die Luft hingegen zu feucht und/oder zu kalt, können Schimmelpilze einziehen, die wiederum die Luftqualität negativ beeinflussen.

Welche Temperatur und Luftfeuchte sollen wir also anstreben?

„Eine ‚gute‘ Temperatur und Luftfeuchte hängen von der Jahreszeit, der momentanen Aktivität, aber auch von der thermischen Qualität der Gebäudehülle ab“, erklärt Steiner. Im Winter solle die Temperatur mindestens 18 Grad betragen, im Sommer können teilweise sogar Raumtemperaturen zwischen 28 und 30 Grad noch als komfortabel empfunden werden. Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 30 und 60 Prozent liegen – dieser Wert gibt an, wie sehr die Luft mit Wasser gesättigt ist. Warme Luft kann grundsätzlich mehr Feuchte aufnehmen als kalte. Wärmt sich kalte Luft daher am Heizkörper auf, sinkt ihre relative Feuchte. „Sie kann also mehr Feuchte aus dem Raum aufnehmen. Kühlt warme Luft hingegen an kalten Oberflächen ab, kann sie die Feuchtigkeit nicht mehr halten – diese kondensiert an der Oberfläche. Kommt es in einzelnen Wandbereichen, in Fensterlaibungen, Raumecken oder an Kanten zu Verfärbungen, Feuchte und Schimmelbefall, so ist an diesen Stellen die Feuchte über einen längeren Zeitraum zu hoch“, so Steiner. Man sollte sich dann überlegen, wo diese Feuchtigkeit herkommt und warum sie sich genau dort niederschlägt – ist die Stelle besonders kalt oder wird in diesem Raum viel Feuchtigkeit freigesetzt, wie zum Beispiel beim Kochen, aus Aquarien oder Zimmerpflanzen? Tritt das Problem nur dort auf oder findet man an anderen Orten ähnliche Probleme? „Abhängig von der Ursache können dann entsprechende bauliche oder organisatorische Maßnahmen getroffen werden – angefangen von Verbesserungen bei der Möblierung, Anpassung des Lüftungs- und Heizverhaltens bis hin zum Anbringen zusätzlicher Wärmedämmung“, empfiehlt Steiner.

Ist die Luft zu feucht, so wird man die Feuchtigkeit am einfachsten durch Lüften los – zumindest, wenn die Luft draußen trockener (kälter) als drinnen ist. Das tut auch der Luftqualität gut. Außenluftdurchlässe, Fensterfalzlüfter oder mechanische Komfortlüftungen ermöglichen den gesunden Luftwechsel unabhängig von der Anwesenheit und dem Öffnen der Fenster. Ist die Luft draußen hingegen feuchter oder wärmer, muss man mit der Raumtemperatur nachhelfen. Besonders hohe Feuchtespitzen, für die Lüften und Heizen nicht ausreichen, können durch Luftentfeuchter reduziert werden. „Auch können sich geeignete Putze, die Feuchtespitzen puffern, positiv auf das Raumklima auswirken.“

Michaela R. Reisinger

Wenn die Wände wiehern

Eine Frau sitzt am Rand einer freistehenden Badewanne aus der Dampf aufsteigt.
Foto: Yaroslav Shuraev

Ist Schimmel bereits vorhanden, ist abhängig vom Ausmaß ein Abtragen oder Reinigen der Oberfläche erforderlich. Wichtig ist, auf die persönliche Schutzausrüstung zu achten, sollte der Schimmel selbst entfernt werden, und fungizidhaltige Stoffe zu meiden. „Diese möchte man ebenso wenig in der Raumluft haben wie den Schimmel und seine Stoffwechselprodukte“, erklärt Steiner. Hinweise zur Reinigung gibt unter anderem der Schimmelleitfaden (Download hier). Bei größerem Befall sollte jedenfalls eine Sanierungsfirma hinzugezogen werden. Eine Übersicht dazu bietet beispielsweise der Bundesverband für Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung. 

Für eine unabhängige und produktneutrale Beratung zur Diagnose und Beurteilung des Schimmelbefalls kann das Österreichische Institut für Bauen und Ökologie kontaktiert werden – es bietet auch Besichtigungen vor Ort sowie Raumklima- und Feuchtemessungen an und definiert die erforderlichen Maßnahmen, damit kritische Raumklimasituationen künftig vermieden werden können.

Wenn das Wohnzimmer zur Wüste wird

Eine Person steht zwischen mehreren grünen, großen Zimmerpflanzen und hält ihren oder seinen Kopf hinter einem Topf mit einer der Pflanzen versteckt.
Foto: Sanni Sahil / Unsplash

Ist die Luft zu trocken, kannst du …

viel Wasser trinken. Unser Körper kann mit trockener Luft besser umgehen, wenn er genügend Flüssigkeit bekommt.

… während der Heizperiode auf die Raumtemperatur achten – höhere Temperaturen trocknen Räume stärker aus.

mehr Pflanzen aufstellen – jene mit großen Blättern haben einen stärkeren Verdunstungseffekt.

Freunde einladen: Ein Mensch setzt pro Stunde zwischen 50 und 200 Gramm Wasser frei.

Wäsche waschen und drinnen aufhängen. Die Kuscheldecke auf dem Sofa müsste doch sicher einmal wieder gewaschen werden?

… nach dem Duschen das Badezimmer in die anderen Räume entlüften.

Luftbefeuchter einsetzen. Achte auf die Hygiene, damit sich im Wasser keine Keime einnisten. Bei elektronischen Geräten arbeiten Verdunster am besten – sie überfeuchten Räume nicht, geben kaum Keime an die Luft ab und verbrauchen wenig Strom. Verdampfer sind aus hygienischer Sicht zwar auch empfehlenswert, verbrauchen aber deutlich mehr Energie. Von Verneblern ist wegen der Keimbelastung abzuraten.

GESUNDES WOHNEN

Ökologische Wandfarben sorgen für gesunde Luft

Gerade bei den Wänden spielt die Wahl der Farbe eine große Rolle. Wände haben große Flächen, ein möglicher Schadstoffgehalt fällt stark ins Gewicht. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Farben, die kaum Schadstoffe an die Raumluft abgeben. Worauf also achten beim Kauf? Am einfachsten ist es, sich an unabhängigen Gütesiegeln zu orientieren, die gesundheits- und umweltschonende Materialien garantieren. Das beste Beispiel ist das Österreichische Umweltzeichen. Produkte mit diesem Siegel müssen strenge Kriterien erfüllen.

Wichtig ist, dass die Farben möglichst wenig Lösemittel enthalten und dampfdurchlässig sind – so kann die Wand Feuchtigkeit aufnehmen und nach und nach wieder abgeben. Das schafft ein angenehmes Raumklima.

Ausmalen mit natürlichen Materialien

Eine Frau sitzt auf einer Haushaltsleiter in einem hohen Raum mit weißen Wänden. Sie macht gerade Pause, neben Ihr steht eine offene Farbdose auf einem Hocker und die Wand neben ihr ist zur Hälfte mit dunkler Farbe gestrichen.
Foto: Getty Images / Unsplash
Zu den ältesten und besonders preiswerten Wandfarben gehört der Kalkanstrich. Er besteht aus Wasser und gebranntem Kalk. Damit die Wand bei Berührung nicht gleich abfärbt, werden Leinöl oder Kasein als Bindemittel zugesetzt. Silikatfarben sind wie Kalkfarben dampfdurchlässig und laden sich nicht elektrostatisch auf. Sie bestehen aus Kaliummetasilikat, Kreide, Farbpigmenten und einem geringen Zusatz von Kunstharzen. Bei der Verarbeitung muss allerdings Schutzkleidung getragen werden, weil die frischen Farben stark ätzend wirken – im trockenen Zustand ist das kein Problem mehr.

Empfehlenswert: Naturharzdispersionen

Einfacher zu verarbeiten sind Naturharzdispersionen. Sie enthalten zum Beispiel natürliche Harze, Öle, Wachse, Wasser, Balsamterpentinöl, Zitrusschalenöle, Füllstoffe, Pigmente und manchmal auch Kasein. Naturharzdispersionen schränken die Dampfdurchlässigkeit der Oberfläche nur wenig ein und laden sich elektrostatisch kaum auf, außerdem haben sie eine hohe Deckkraft.

Vorsicht: Biozide!

Wenn in einem Raum keine Schimmelgefahr besteht, sollten auf keinen Fall Farben mit Bioziden oder Fungiziden verwendet werden. Ihre Inhaltsstoffe belasten die Raumluft unnötig. Wichtig ist immer die Beseitigung der Schimmel-Ursache, sonst helfen selbst biozidhaltige Wandfarben nicht. Schimmelvorbeugend wirken übrigens auch Kalk- und Silikatfarben – sie sind von Natur aus schimmelabweisend.

Nach dem Ausmalen sollte in jedem Fall einige Tage lang gut gelüftet werden, bis die Farbe gut trocken ist – egal, welche Farbe verwendet wurde!

Harald Brugger, Ökotoxikologe von DIE UMWELTBERATUNG

Wusstest du …

… dass wir kein Sinnesorgan haben, um trockene oder feuchte Luft wahrzunehmen?

Wir schließen von anderen Wahrnehmungen – vom Geruch, von der Menge an Staub in der Luft oder dem Gefühl unserer Haut darauf, wie feucht oder trocken unsere Umgebung ist. Staubige Luft wird deshalb oft mit trockener Luft verwechselt. Fühlen wir uns ausgetrocknet, sollten wir nicht nur die Luftfeuchte, sondern auch unser Trinkverhalten im Blick haben. Fühlt sich die Luft hingegen muffig oder stickig an, kann sie nicht nur zu feucht, sondern auch einfach nur verbraucht sein. Lüften hilft gegen beides.

Der grüne Dschungel kann echt was!

Nicht nur die Farbe macht in den Räumlichkeiten viel aus, sondern auch die Begrünung. Zimmerpflanzen haben viele positive Auswirkungen. Besonders wirksam sind vollständig begrünte Wände.

Ein Mann streckt sich gerade in seinem Sessel am Schreibtisch, auf dem ein geöffneter Laptop steht. Rund um ihn stehen mehrere große Zimmerpflanzen.
Foto: Getty Images / Unsplash
  • Zimmerpflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit und verbessern damit das Raumklima.
  • Ihre Blätter binden Staub aus der Raumluft.
  • Begrünte Innenräume fördern die Konzentration, reduzieren Stress und Müdigkeit und beugen Kopfschmerzen vor.
  • Die grüne Farbe tut der Seele gut und fördert die Kreativität.
  • Pflanzen können Gesundheitsprobleme reduzieren und die Genesung beschleunigen – sie reduzieren zum Beispiel Schmerzen und heben unsere Stimmung.

Zimmerpflanzen filtern auch Schadstoffe aus der Luft – aber nur in geringem Ausmaß. Sie können nicht ausgleichen, wenn Wände, Boden und Möbel viele Schadstoffe abgeben.

Jedem Zimmer seine Pflanze

Je nach Raumnutzung sind verschiedene Pflanzen passend. Im Schlafzimmer ist es meist kühler und dunkler, hier gedeihen Bogenhanf (Sansevieria) und Orchideen sehr gut. In der Wärme und Feuchtigkeit eines Badezimmers mit Tageslicht wachsen Tillandsien, Farne und Bromelien. Wenn im Wohnzimmer genügend Platz ist, sind größere Exemplare von Birkenfeige (Ficus binnendijkii), Elefantenfuß (Beaucarnea) und Kentia-Palme wunderschöne Gestaltungselemente. Grünlilien sind das Richtige fürs Kinderzimmer. Sie wachsen schnell und ihre Ausläufer können mit den Kindern gemeinsam eingetopft werden, sodass der grüne Dschungel stetig wächst.

Jeder Pflanze ihren Standort

Damit die Pflanzen möglichst gut und lange gedeihen und weniger gegen Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge kämpfen müssen, sollten sie an den richtigen Platz gestellt werden. Ausschlaggebend sind die Lichtverhältnisse –Sonne, Halbschatten oder Schatten – sowie die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Hinzu kommt das Gießen nach Wasserbedarf. Um Schimmel an der Oberfläche der Topferde zu vermeiden, sollte die Erde vor dem nächsten Mal Gießen ganz trocken sein. Kommt es doch zu Schimmel, ist es am besten, die oberste Erdschicht zu entfernen und neues Material nachzufüllen. Die Wohnung anschließend gut lüften, um die Pilzsporen aus der Raumluft zu entfernen.

Manuela Lanzinger, Zimmerpflanzenexpertin von DIE UMWELTBERATUNG

Weitere Informationen bei DIE UMWELTBERATUNG:

Broschüre fürs Heimwerken: „Selbst gemacht? Ja, aber ökologisch!“

Tipps zur Auswahl und Pflege der Zimmerpflanzen

Individuelle telefonische Beratung zum gesunden Wohnen: Tel. 01 803 32 32

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