zum Inhalt springen

Ungarn - Rotschlamm zerstört ganze Region

Die Schlammlawine aus dem Sammelbecken der Chemiefabrik Magyar Aluminium AG hat eine ganze Region unbewohnbar gemacht. Der ungestillte Hunger nach Aluminium birgt Risiken bei Abbau und Aufbereitung von Bauxit.

sabineseidlmehrweg
Sabine Seidl/Mehrweg

Eine Milliarde Liter Rotschlamm gelangten in die Umwelt
Der Dammbruch eines Auffangbeckens für Rotschlamm in Westungarn hat verheerende Auswirkungen auf Menschen und Tiere. So haben die BewohnerInnen in den am stärksten betroffenen Ortschaften Kolontar, Devecser und Somlavasarhely alles verloren: Die meterhohe Welle aus Giftschlamm hat ihre Häuser unbewohnbar gemacht, Hausrat und Fahrzeuge zerstört, Gärten und Äcker sind zentimetertief verätzt, die Ernte verseucht, Haus- und Wildtiere verendet. Und das auf 40 Quadratkilometern, das ist ca. die doppelte Fläche der Kurstadt Baden. Die dortigen Nebenflüsse von Raab und Donau gelten als biologisch tot. Selbst der Ministerpräsident unseres Nachbarstaates bezeichnet die Orte als unbewohnbar und tritt für die Absiedlung der Bevölkerung ein.

Sofortmaßnahmen reichen nicht aus
Als Soforthilfe für das Ökosystem müssen die unvorstellbaren Mengen von einer Million Kubikmeter Schlamm geborgen und zwischengelagert werden. Bereits in die Flüsse gelangter Schlamm kann höchstens neutralisiert werden. Die verheerende Wirkung kann aber nicht mehr rückgängig gemacht werden. Tonnen an Essigsäure sollen die Natronlauge neutralisieren, gegen radioaktive Strahlung wird Gips in die Flüsse geleert. Die Schwermetalle des Schlamms reichern sich im Boden an.
Trocknet der Schlamm, werden die giftigen Inhaltsstoffe über den Wind zusätzlich weiter verfrachtet. Für die schützenswerte Fauna und Flora des Donau-Karpartenraums ist der Eintrag des Rotschlamms über die Raab in die Donau eine enorme Belastung, die Flusssedimente sind über Jahrzehnte mit Schwermetallen, wie Arsen, Cadmium und Chrom vergiftet.

Vorsorge ist gefragt
Wegen der ungebremsten Nachfrage nach Aluminium am Weltmarkt, werden auch die rohstoffreichen Gebiete der Erde immer aggressiver ausgebeutet. Bauxit wird oft im Tagbergbau gewonnen. Bei der Aufbereitung und anschließenden elektrolytischen Schmelze des Erzes werden Chemikalien und enorme Mengen an Strom verbraucht. Neben dem problematischen Rotschlamm fallen auch Abgase wie Fluorwasserstoff an. Wegen des Energieverbrauchs ist die Aluminiumgewinnung praktisch nur an großen Wasserkraftwerken wirtschaftlich zu betreiben, wie im umstrittenen Belo Monte Projekt am Rio Xingu im brasilianischen Amazonasgebiet
Fehlende Stromquellen und steigender Umweltschutzgedanke führten in der Vergangenheit zur Absiedelung der Alu-Produktion aus vielen europäischen Staaten. So wird auch in Österreich kein Aluminium mehr gewonnen.

Christian Mokricky von "die umweltberatung": "Abbau und Produktion von Aluminium bedarf wegen der enormen Umwelt- und Gesundheitsgefahr klarer behördlicher Auflagen und Kontrolle. Was in Ungarn passiert ist eine Folge der riesigen Nachfrage nach Aluminium und der Profitgier der Eigentümer des Werkes, die offensichtlich bei den Sicherheitsvorkehrungen gespart haben, während sie selbst zu den reichsten Menschen im Land gehören.

Getränke nicht in Dosen kaufen!
Der Aufwand und das Gefahrenpotenzial bei der Aluminiumherstellung sind viel zu groß, um aus Aluminium Wegwerfprodukte wie Getränkedosen herzustellen. Umweltgefährdende Chemikalien und große Energiemengen sind für die Herstellung von Aluminium aus dem Ausgangsmaterial Bauxit notwendig. Abbau und Produktion erfolgen häufig in der so genannten Dritten Welt, unter schlechten sozialen Bedingungen und unzureichenden Umweltstandards.
Auch hinsichtlich Klimaschutz sind die Getränkedosen nicht zu empfehlen: Dosenbier verursacht dreimal so hohe CO2-Emissionen wie Bier in Glas-Mehrwegflaschen! Dazu kommt noch, dass die Dosen häufig nicht für das Recycling getrennt gesammelt werden – ein großer Teil der Dosen landet im Restmüll!

Mehrwegflaschen sind die Nummer 1
Umweltbewusste Menschen greifen am besten zur Mehrwegflasche. Denn aus wissenschaftlicher Sicht ist klar: Mehrwegverpackungen sind ökologisch vorteilhafter als vergleichbare Einwegverpackungen, selbst wenn diese recycelt werden! Einen zusätzlichen Umweltnutzen bringt es, Getränke in großen Flaschen statt in Kleinverpackungen zu kaufen, und regionalen Produkten den Vorzug gegenüber Importgetränken zu geben. Das Biogetränk aus Ihrer Region in der Mehrwegflasche ist die ökologische Nummer 1!

Im Infoblatt "Getränkeverpackungen auf dem Prüfstand" vergleicht und reiht "die umweltberatung" die Getränkeverpackungen. www.umweltberatung.at