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Übergewicht: Gesunder Lebensstil statt Steuern

Extra Steuern auf energiereiche Lebensmittel und Getränke - wie von der WHO gefordert - sind wenig zielführend, um Übergewicht zu verhindern, so das Ergebnis einer Expertenbefragung.

Wer soll die Verantwortung für Übergewicht übernehmen? Diese Frage stellte das f.eh (Forum Ernährung heute) Vertretern aus Wissenschaft, Gesundheitsförderung, Wirtschaft, Politik, Medien sowie Eltern- und Konsumentenvertretern. Das Ergebnis: Konsumenten, Eltern (90 %) und Bildungseinrichtungen (87 %) sind hauptverantwortlich für einen gesunden Lebensstil.

Abb 1. Wer kann und soll letztendlich Verantwortung übernehmen?

Den größten Hebel sehen die Experten und Stakeholder bei Kindergärten und Schulen, hier verbringen Kinder und Jugendliche den Großteil ihres Alltags. Drei Viertel der Befragten bewerten das Vermitteln eines gesunden Lebensstils, mehr Bewegung und die tägliche Turnstunde als sehr effektiv.

Abb. 2. Wie können Bildungseinrichtungen Verantwortung übernehmen?

Essen in Schulen und am Arbeitsplatz optimieren

„Eltern können heute das Ernährungs- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder nicht mehr alleine lenken. Ihre Vorbildwirkung ist grundlegend, doch Kindergärten und Schulen haben ebenso großen Einfluss“, sagt Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des f.eh. Das Essensangebot im Bildungsbereich muss demnach verbessert werden (61 %).

Was Kindern hilft, ist übrigens auch für Erwachsene am Arbeitsplatz sinnvoll: 68 % der Befragten sehen ein ausgewogenes Speisenangebot für Mitarbeiter in Betrieben als sehr zielführend, um bewusstes Essen einfacher zu machen.

Auftrag an die Hersteller: Gesundes muss schmecken

Eine klare Botschaft ergeht an die Lebensmittelhersteller: Gesundes Essen soll schmecken und Genuss vermitteln. Darüber hinaus spricht sich ein Drittel der Befragten für eine höhere Produktvielfalt, kleinere Portionen in der Gastronomie und kleinere Packungsgrößen aus.

Bewegung fördern statt Extra-Steuern und Verbote

Steuern auf energiereiche Lebensmittel und Getränke werden oft diskutiert. Bei der f.eh-Umfrage befürworten jedoch nur 5 % Extra-Steuern, und nur 8 % sprechen sich für eine Regulierung des Lebensmittelangebots aus. „Limonaden z.B. tragen in Österreich nur zu 3 % zur täglichen Energieaufnahme bei. Eine Steuer kann sich daher nur marginal auf die gesamte Kalorienmenge und das Körpergewicht auswirken“, erklärt Gruber.

Neben dem Essen nimmt hingegen Bewegungsförderung großen Einfluss auf ein gesundes Körpergewicht. Jeder Zweite der Befragten sieht den Ausbau bewegungsfreundlicher Mobilität (Radfahrwege etc.) und Gebäudeplanung als sehr wirkungsvoll.

Abb. 3. Zielführende Maßnahmen im öffentlichen Bereich zur Förderung eines gesunden Lebensstils

In den letzten Jahrzehnten ist bei gleichbleibender Energieaufnahme die körperliche Aktivität bei Kindern und  Erwachsenen eklatant rückläufig. Wer jedoch mehr Muskeln hat, verbrennt auch im Ruhezustand mehr Energie. Sportlich aktive Menschen verbrauchen selbst im Schlaf mehr Kalorien und können daher grundsätzlich mehr essen. Aber auch Menschen, die etwas mehr Kilogramm auf die Waage bringen, profitieren von einer ausreichenden Muskelmasse. Denn sie schützt effektiv vor Diabetes Typ 2.

Abbildungen und Infos: www.forum-ernaehrung.at