zum Inhalt springen

Österreichs Haushalte sind atomstromfrei

GfK-Studie bestätigt: Österreich ist gegen Atomstrom und für Erneuerbare. Während die Haushalte keinen Atomstrom mehr im Strommix haben erhalten Firmenkunden jedoch noch immer sogenannten "Graustrom", mit Atomstromanteil.

Wie aus dem aktuellen Stromkennzeichnungsbericht der E-Control hervorgeht, steigt der Anteil der Erneuerbaren im österreichischen Netz weiter an, während sogenannter „Graustrom“, also Strom unbekannter Herkunft kaum mehr eine Rolle spielt. Damit sinkt der Anteil von Atomenergie, der rechnerisch ein Drittel des Graustroms ausmacht, im österreichischen Strommix auf 2,55 Prozent. Ausschließlich Firmenkunden werden noch mit Graustrom beliefert, Österreichs Haushalte sind damit zum ersten Mal atomstromfrei.

Während jedoch im vergangenen Jahr fast alle kommunalen Energieversorger ihre Hausaufgaben gemacht und ihren Strom mit Herkunftszertifikaten hinterlegt haben, hinken Verbund, ÖBB Infrastruktur sowie die Stadtwerke Mariazell weiterhin nach. 

„Die kommunalen Energieversorger kommen damit dem Wunsch der österreichischen Bevölkerung nach Atomstromfreiheit nach und verbannen Graustrom aus ihrem Angebot. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die Anti-Atom-Politik in Österreich erfolgreich umgesetzt wird“, verdeutlicht Julia Kerschbaumsteiner, Energiesprecherin von Greenpeace. Das Gesetz, mit dem die Energiekonzerne zur vollständigen Kennzeichnung von importiertem Strom verpflichtet werden, tritt 2015 in Kraft. Zeitgleich mit der Reduktion des Graustroms steigt der Anteil von Erneuerbarer Energie im Strommix auf 78,58 Prozent weiter an. Wie eine aktuelle Studie von GfK bestätigt, findet die Energiewende großen Anklang in der österreichischen Bevölkerung. So geben der Studie zufolge 79% der befragten ÖsterreicherInnen an, dass das Energiesystem weg von Öl, Kohle und Gas und hin zu erneuerbaren Energieformen wie Wind, Photovoltaik oder Biomasse zügig umgesetzt werden soll. „Die Energiekonzerne müssen die Zeichen der Zeit erkennen und den Umbau des Energiesystems noch rascher vorantreiben“, so die Energiesprecherin weiter. 

In diesem Zusammenhang kritisiert Greenpeace die Rolle von Verbund und ÖBB Infrastruktur, die sich in der Öffentlichkeit als umweltfreundliche Unternehmen präsentieren aber nach wie vor massiv auf Graustrom setzen. „Der Verbund wirbt offensiv damit, ein Energiewende-Unternehmen zu sein. Der Teufel steckt in diesem Fall aber im Detail. Denn während das Unternehmen seine Privatkunden mit Wasserkraft versorgt, liegt der Anteil von Atomenergie für Industriekunden nach wie vor bei 27,5 Prozent“, so Kerschbaumsteiner. Schlusslicht sind in diesem Jahr die Stadtwerke Mariazell mit rechnerisch 32,6 Prozent Atomstromanteil. „Es ist inakzeptabel, dass gerade die Bahn mit 31,87 Prozent Atomstrom fährt. Die säumigen Unternehmen müssen schleunigst nachziehen, um ihrem umweltfreundlichen Image gerecht zu werden”, fordert Kerschbaumsteiner.

Greenpeace fordert, dass nun auch die letzten Konzerne der Verpflichtung, ihren Strom zu deklarieren, nachkommen und jede Kilowattstunde mit einem Herkunftsnachweis hinterlegen. Außerdem müsse das österreichische Modell, welches innerhalb weniger Jahre zur de facto Atomstromfreiheit des Landes führen wird, in andere europäische Länder weitergetragen werden.