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Nachhaltigkeit sucht Manager

Die Welt der großen Konzerne in Österreich ist nachhaltig geworden. Kaum eine Website, auf der dieser Begriff nicht auf der Startseite zu finden ist. Engagierte Unternehmen etablieren Nachhaltigkeitsabteilungen, zumindest aber eine/n Nachhaltigkeits- oder CSR-Beauftragte/n. Aber ist das im Unternehmen auch bekannt? Ich habe mich in den Empfangsräumen von 20 Firmen umgehört. Meine Frage lautete immer gleich: Wer ist in Ihrem Unternehmen für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig?

CHRISTIAN BRANDSTÄTTER

Als erstes rufe ich bei Vöslauer an, weil das Unternehmen aktuell eine „Nachhaltigkeitsumfrage“ durchführte und wissen wollte, wie wichtig Maßnahmen wie die CO2 Reduktion oder die Neuauflage von Mehrwegflaschen gesehen werden. „Darüber hinaus gibt es bei uns viele weitere Projekte, unser ganzes Unternehmen nachhaltiger aufzustellen“, ist auf der Website zu lesen.
In der Telefonzentrale kann man mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ nichts anfangen: „Worum geht es denn da?“ so die etwas ratlose Stimme am anderen Ende der Leitung. Meine Versuche einer Erklärung von wegen ökologischer und sozialer Verantwortung ergaben auch kein Bild einer möglichen Zuständigkeit. „Da kann ich Ihnen keinen Ansprechpartner nennen.“

Ich probier‘s bei der Bank Austria. Dort ist die Nachhaltigkeit auf der Website „Fundament des Selbstverständnisses“. Außerdem ist Fred Luks in der Szene bestens bekannt und hat 2009 bei der LEBENSART-Wahl der nachhaltigen GestalterInnen in der Kategorie ManagerInnen gewonnen. Den kennt man doch im eigenen Haus! Oder?
„Moment noch…“ – die Telefonistin sucht Rat von nebenan – „… Nachhaltigkeit ist mir zu wenig. Was möchten Sie genau? Ich beginne mit meinen Erklärungsversuchen und bringe den Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) ins Spiel, was die Verwirrung nur noch größer macht. Erst beim Stichwort soziale Verantwortung kommt wieder ein „Moment noch…“. Dann meldet sich am anderen Ende der Leitung eine freundliche Stimme aus dem Betriebsratsbüro, bei der ich meine Frage nochmals deponiere. „Jooooooo…………, das ist der Fred Luks.“ Na also!

Perfekt ist die Information bei der Lenzing AG. Der Hersteller von Zellulosefasern hält fest, dass „Umwelt und Gesellschaft weder heute noch morgen durch das unternehmerische Handeln aus dem Gleichgewicht gebracht werden dürfen“. Die Dame beim Empfang lässt sich ebenfalls nicht aus dem Gleichgewicht bringen und vermittelt mich sofort ins Vorstandssekretariat, wo ich perfekt informiert werde: „Das ist in Belangen Kommunikation und Nachhaltigkeitsbericht die Frau Mag. Angelika Guldt. Den Bereich Sicherheit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz leitet der Herr Dr. Klaus Geppert.“

Als nächstes nehme ich mir den Handel vor. „Was wollen Sie bitte? Das habe ich noch nie gehört“, kam die doch etwas verwundernde Antwort von bauMax. Verständlich vielleicht, wenn man sich die begriffliche Darstellung des Themas auf der Website ansieht. Hier ist vor allem von „christlicher Ethik“, von „Achtung vor dem Menschen und Respekt vor seiner Würde“, von „Fairness“ und von „Haushalten mit den uns gegebenen Ressourcen“ die Rede.

Beim Lebensmittelhandel entscheide ich mich für REWE. Dort wird das Thema Nachhaltigkeit stark kommuniziert, zum Teil werden auch die handelnden Personen präsentiert. Die Telefonistin hatte die Antwort auch sofort parat: „Das ist die Frau Mag. Tanja Dietrich-Hübner.“

Von den insgesamt 20 Unternehmen, die ich im Zuge der Umfrage angerufen habe, konnten mir lediglich fünf Damen und Herren in den Telefonzentralen auf Anhieb einen richtigen Ansprechpartner nennen. Da gibt es intern also noch jede Menge Informationsbedarf.

Abschließend noch zu Siemens, wo Nachhaltigkeit laut Generaldirektor Wolfgang Hesoun „die Basis unseres geschäftlichen Handelns“ ist. An der Basis der neuen Firmenzentrale scheint das noch nicht angekommen zu sein: „Einen Augenblick bitte“, lässt mich die Telefonistin etwa eine Minute warten, bis ich – an wen auch immer – weiterverbunden werde. „You have reached the voice mail of the number you called.” Wenn ich nur wüsste, bei wem ich jetzt gelandet bin. Ich versuche es nochmals und habe eine andere Stimme an der Leitung. „Nachhaltigkeit? Was verstehe ich darunter? Was ist das? Ich gebe Sie in die Werbeabteilung.“ - „You have reached the voice mail…..“.


 

Die Reaktionen

Fred Luks und sein Talent Team von der Bank Austria zeigen, wie CSR-Arbeit lebendig, lustvoll, versetzt mit einem Schuss Selbstironie, kommuniziert werden kann - mit einem Comic. Sie finden ihn hier. Viel Spaß damit!