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Kakao - Stoff für süße Träume

Herbaromatisch umschmeichelt er den Gaumen, seine vielfältigen Nuancen erlauben immer wieder neue Geschmackserlebnisse, ob in flüssiger, cremiger oder knackiger Form – kaum jemand kann sich der Verführungskunst von Kakao entziehen. Doch gleich nochmal so gut schmecken Kakao und Schokolade, wenn sie aus fairem Handel stammen.

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Theobroma cacao lautet der wissenschaftliche Name des Kakaobaumes, der in tropischen Regenwäldern angebaut wird. Übersetzt bedeutet das „Speise der Götter“. Der Baum könnte bis zu 15 m hoch werden, darf aber in Kultur nur 4 m hoch wachsen. Im Plantagenanbau wächst er in einer Mischkultur mit anderen Nutzpflanzen, da er keine Trockenheit oder zu starke Sonneneinstrahlung verträgt. Als Urwaldbaum ist er eben kein Sonnenanbeter. Seine Früchte werden 15-20 cm lang und bis zu 500 g schwer. Bricht man die harte gelbe Schale auf, findet man 30-60 Samen, eingebettet in weißes Fruchtfleisch. Dieses Fruchtfleisch wird nach der Ernte zusammen mit den Samen zum Trocknen ausgebreitet. Dabei erhitzt sich die Masse auf etwa 50°C und das sorgt dafür, dass die Samen einen Teil ihrer Bitterstoffe verlieren. In etwa zehn Tagen schrumpfen die Bohnen, färben sich braun und entwickeln ihren typischen Geschmack. Nach einer Reinigung werden die Bohnen von ihrer Schale getrennt. Die Kerne werden dann zu Kakaomasse vermahlen. Durch Pressen werden Kakaopulver und Kakaobutter voneinander getrennt. Je nachdem in welchem Verhältnis Kakaopulver und –butter verwendet werden, entstehen die verschiedenen Geschmacksnuancen der Schokoladen

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Zaubertrank und Zahlungsmittel
Seit etwa 1100 v. Chr. wird die Pflanze genutzt - und genauso lange fasziniert sie den Menschen schon. Die Azteken nutzten die Kakaobohne als Zahlungsmittel und als Opfergabe für die Götter. Das Getränk, das aus den Bohnen zubereitet wurde, war nur den ranghöchsten Personen vorbehalten. Mit den spanischen Konquistadoren kam der Kakao nach Europa und wurde dort bald als Genussmittel hoch geschätzt.

Bohnen an der Börse
Im 17. Jahrhundert begann der Anbau auf Plantagen im großen Umfang. Heute produzieren nur sieben Länder über 90% der Kakaobohnen weltweit, fast 70% kommen aus Westafrika. Auf dem Weltmarkt kann Kakao neben Erdöl und Kaffee zu den wichtigsten Rohstoffen gezählt werden. Im Anbaujahr 2009/10 wurden über 3,59 Mio. Tonnen geerntet. Der Weltmarktpreis für Kakao ist besonders schwankungsanfällig und wird häufig für Spekulationszwecke missbraucht. Was das Handeln eines Lebensmittels an der Börse betrifft, regt Josef Zotter zu einer kritischen Sichtweise an. „Hier geht es nicht um Qualität, Geschmack oder Arbeitsbedingungen. Nicht umsonst wird häufig dieser Kakao zu Milchschokoladen mit hohem Zuckeranteil verarbeitet. Wäre mehr Kakao drinnen, würde den Konsumenten die schlechte Qualität auffallen. Nur wenige Konzerne beherrschen den Markt und bestimmen so auch, was passiert. Kakaobauern arbeiten unter härtesten Bedingungen, aber andere profitieren von den Früchten ihrer Arbeit.“

Kinderarbeit und moderne Sklaverei
Für viele Kakaoproduzenten reicht das Einkommen kaum zum Leben. Gerade auf Kakaoplantagen in Westafrika gibt es noch immer ein erschreckendes Ausmaß an Kinderarbeit. Laut FAIRTRADE Österreich ist Kinderarbeit ein generelles Problem in der Kakaoproduktion, das gilt leider für alle Regionen. Das Internationale Institut für Landwirtschaft in den Tropenländern nennt eine Zahl von 250.000 Kindern, die unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen. Auch wenn sich 2001 die Schokoladenhersteller auf die Beseitigung von Kinderarbeit, Kinderhandel und Zwangsarbeit geeinigt haben, zeigt das wenig Wirkung. Nur ein geringer Teil der Schokolade trägt eine Zertifizierung, die gegen diese Ausbeutung vorgeht.

Josef Zotter sieht sich als Unternehmer in der Verantwortung für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kakaobauern. Wie er seine Lieferanten findet? „Man kennt sich einfach. Es gibt weltweit nicht ganz 60 FAIRTRADE Kooperationspartner. Die besuche ich dann vor Ort, demnächst fahre ich etwa nach Kerala in Indien.“ Seine Kooperation im Amazonas zum Beispiel setzt sich aus 6 Bauernfamilien zusammen, die sich in der Kooperative COPOAM Medicilândia organisiert haben. Ihr Kakao ist darüber hinaus Bio-zertifiziert. Josef Zotter legt auch Wert darauf, dass seine Bauern die Produkte aus „ihrem“ Kakao kennenlernen und lässt seine Schokolade verkosten.

Fairer Genuss statt bitterem Nachgeschmack
Fairer Handel, der mit dem FAIRTRADE-Siegel zertifiziert ist, bedeutet einen möglichst direkten Handel zwischen den Kakaobauern und den Herstellern von Schokolade. Dabei muss die Zusammenarbeit zwischen den Vertragspartnern langfristig sein und Zwischenhändler werden ausgeschaltet. Für die Kakaobohnen muss ein fairer Preis gezahlt werden, der über dem Weltmarktniveau liegt. Um die Verschuldung der Produzenten zu vermeiden, sollte ein Teil der Ernte vorfinanziert werden. Die Kakaobauern schließen sich in Kooperationen zusammen und vermarkten ihre Ernte gemeinsam. Angemessene Bezahlung, keine Zwangsarbeit, keine illegale Kinderarbeit und keine gesundheitsschädlichen Arbeitsmethoden garantieren einen sozialverträglichen Anbau. FAIRTRADE bedeutet nicht notwendigerweise biologischen Anbau, ein möglichst umweltverträglicher Anbau wird aber angestrebt. Frauen und andere Bevölkerungsgruppen dürfen nicht benachteiligt werden. Mit Hilfe dieser Kriterien wird die Existenz der Kleinbauern gesichert. Zertifiziert wird durch die unabhängige Zertifizierungsstelle FLO-CERT GmbH, die auch die Einhaltung der Standards vor Ort überprüft. Es gibt auch eine Regelung für FAIRTRADE-Mischprodukte, also Produkte, die sowohl FAIRTRADE- als auch Nicht-FAIRTRADE-Zutaten enthalten. Das gilt zum Beispiel für Schokolade, bei der der Kakao fair ist. Für die ebenso enthaltene Milch, die aus regionaler Produktion kommt, gibt es aber keine FAIRTRADE-Standards. Der Prozentsatz FAIRTRADE-zertifizierter Inhaltsstoffe ist auf der Rückseite des Produkts erläutert.

Neben dem FAIRTRADE Label finden sich häufig auch andere Zertifizierungen auf Kakaoprodukten, mit unterschiedlichen Standards.

Was können wir tun?
„Nur 0,1% ist der Anteil von FAIRTRADE am Weltmarkt für Kakao“, so Josef Zotter. „Da es nicht ausreichend Abnehmer gibt, muss ein Großteil fair produzierten Kakaos ohne Zertifikat konventionell verkauft werden.“ Es gibt also noch viel Potential für uns, FAIRTRADE zu unterstützen und fair gehandelte Kakao-Produkte einzufordern. Also denken wir daran beim nächsten Einkauf: Wir als Konsumenten haben es in der Hand, welche Handelsform wir unterstützen wollen, nach dem Motto: Genießen für eine bessere Welt!

Fairer Handel: Das bedeuten die gängisten Gütesiegel

Autorin: Barbara Wunder